Bettelkinder-Romanze

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Der Versuch, das Leben der Schriftstellerin Jane Austen auf die Leinwand zu bringen, ist mit "Geliebte Jane" spät aber doch in der Realität angekommen.

Spät, aber doch gibt es nun den filmischen Versuch, das Leben der Schriftstellerin Jane Austen (1775-1817) darzustellen, als wär's ein Roman von ihr. Austens Ruf als ganz dem Schreiben ergebene, strenge Junggesellin hat das Interesse der nach romantischen Stoffen Ausschau haltenden Filmwelt bisher nicht gerade beflügelt. Jetzt hat Regisseur Julian Jarrold eine Episode aus der Jugend der Autorin zu einer Love Story ausgebaut und zu einem Schlüsselerlebnis für ihr literarisches Werk stilisiert - der Titel "Becoming Jane" legt nahe, dass Miss Jane Austen ihren künstlerischen Werdegang der Bekanntschaft mit Mr. Tom Lefroy verdankt.

Julian Jarrold zeigt uns die zwanzigjährige Jane im Hause ihres Vaters, des wenig begüterten Landpfarrers George Austen, in Steventon, Hampshire. Sie schreibt, hat aber noch nichts veröffentlicht und sträubt sich gegen den begreiflichen Plan ihrer Mutter, nach dem sie dem Werben eines reichen Gentlemans nachgeben soll. Da kommt der entfernte Verwandte Tom Lefroy zu Besuch, ein junger Ire, der in London auf Kosten seines versnobten Onkels Jus studiert, und wird durch die kluge, ironische Jane in seinen Vorurteilen über das dumpfe Landvolk erschüttert. Was als streitlustige Screwball Comedy beginnt, mündet natürlich in emotionale Kapitulation. Allein der Mangel an Kapital verhindert ein Happy End: Nicht zwei Königskinder, zwei Bettlerkinder können zusammen nicht kommen.

Vermeintlich britisch sein

Die Amerikanerin Anne Hathaway ("Der Teufel trägt Prada") macht als selbstbewusste, unhistorisch hübsche Jane gute Figur und vermag zumindest Nichtbriten mit ihrem antrainierten englischen Akzent zu überzeugen; der noch wenig bekannte Schotte James McAvoy ist als charmant-arroganter, in Wahrheit herzensguter Heißsporn der passende Widerpart. Eigil Brylds Kamera leuchtet die Gefühlsräume der Figuren ebenso subtil aus wie deren Landsitze, gedreht wurde die durchwegs realistische Hommage an die Welt um 1790 in Irland. Auch an Kevin Hoods intelligentem Drehbuch gibt es eigentlich nichts auszusetzen - es sei denn, dass es leider nicht von Jane Austen stammt. "Becoming Jane" muss immerhin mit "Pride and Prejudice" und "Sense and Sensibility" konkurrieren, nicht nur mit den Verfilmungen, sondern auch mit der Komplexität und dem Witz der Romanvorlagen.

So prägend das vom Austen- Biografen Jon Spence 2003 erstmals wirklich wahrgenommene Intermezzo mit Tom Lefroy für Jane auch gewesen sein mag: Die These, allein durch das Erlebte sei sie zur Autorin geworden, macht das Konventionelle dieses Films aus.

Geliebte Jane

Becoming Jane

GB/USA 2007. Regie: Julian Jarrold. Mit Anne Hathaway, James McAvoy. Verleih: Filmladen. 120 Min.

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