Bezahlen total.Ein Vorgeschmack

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Manche Meldung über Vorgänge in Deutschlands Medienlandschaft scheint für österreichische Augen weniger interessant zu sein. Doch bei näherem Hinsehen entpuppt sich manch unscheinbare Tatsache als ausgewachsene Bedrohung für den Medienkonsumenten - auch hierzulande.

Der angesprochene Sachverhalt betrifft den Streit um den Versuch der öffentlich-rechtlichen TV-Anstalt ZDF, um beinahe jeden Preis die Übertragungsrechte der Fußball-WM 2002 zu kaufen - vom Münchner Medienhändler Leo Kirch. Uns interessiert bei diesem Streit weniger, dass diesmal das ZDF einen Alleingang macht, und nicht wie bisher gemeinsam mit der ARD, der anderen öffentlich-rechtlichen Anstalt, versucht, die TV-Rechte zu erwerben.

Sondern die Bedingungen Kirchs sind es, die auch heimische Konsumenten auf den Plan rufen sollten: Eine der Forderungen des Medienmoguls lautet, das ZDF müsse während der Fußball-WM-Übertragungen seine Reichweiten drastisch einschränken - sodass das Programm außerhalb Deutschlands nicht mehr zu empfangen ist. Milliardär Kirch will sich Cash sichern; er versucht in vielen Ländern Europas, die Fußball-WM nur mehr über Pay-TV anzubieten, das heißt: Wer ein Spiel sehen will, soll dafür zahlen. Das geht aber nur, wenn ZDF und ARD, die in halb Europa über Kabel und Satellit - umsonst - zu empfangen sind, abgedreht werden.

Fußball-Weltmeisterschaftsspiele gehören gewiss nicht zu den Kultursendungen. Sie waren aber bislang Allgemeingut, das Länder und Kontinente vor den TV-Schirmen versammelte und vereinte. Derartiges Gut (es tun sich genug andere Beispiele auf, die folgen werden) leichtfertig bloß zu einem guten Geschäft zu degradieren, kann nicht der politische (Konsumenten-)Wille in der europäischen Medienlandschaft sein.

Leo Kirch und sein Konzern gehören zu den wenigen "Playern" im europaweiten Mediengeschäft. Vor wenigen Tagen übernahm sein Konkurrent Bertelsmann die Mehrheit bei der RTL-Gruppe, des größten TV-Radio-Konzerns Europas.

Diese Mega-Unternehmen werden den Markt beherrschen. Das Ansinnen von Kirch, die Deutschen zum Abdrehen ihrer Sender im Ausland zu bringen, ist da nur ein schwacher Vorgeschmack auf das, was noch folgen wird.

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