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Mit dem aufwändigen "Anti-Kriegsfilm" "Brotherhood" versucht

Korea eine filmische Aufarbeitung des Bruderkonflikts.

Familien wurden auseinander gerissen durch den Krieg, Bruder musste auf Bruder schießen. Das sagt sich so leicht. Doch wie erklärt man das einem Publikum, das amerikanische Erzählkonventionen gewöhnt ist? "Brotherhood" beginnt in der Gegenwart mit der Exhumierung von Soldaten auf einem Schlachtfeld, und springt dann ins Südkorea des Jahres 1950: Eine kleine Familie, arm aber glücklich, der ältere Sohn ist Schuhputzer, damit der jüngere zur Schule gehen kann. Alles lächelt, die Sonne scheint, die Kinder jauchzen. Dies stellt Regisseur Kang Je-gyu zur Schau, bis es auch der letzte kapiert hat: So war es damals, als alles noch gut war.

Dann kommt der Krieg, ohne politische Motivation scheint er hereinzubrechen, mit Zwangsrekrutierung und hyperrealistischen Schlachtfeldszenen. Beide Brüder werden eingezogen, obwohl der jüngere noch Schüler ist und ein schwaches Herz hat. Doch sein großer Bruder versucht, ihn vor allem Unheil zu bewahren - kein Kinderspiel zwischen feindlichem Kugelhagel und ungerechten Vorgesetzten.

Das Publikum muss etwa eine Stunde warten, bis endlich ein glaubhafter Konflikt zwischen den beiden Brüdern entsteht und der Film eine Dynamik jenseits fliegender Fleischfetzen entwickelt: Durch seine Beschützerrolle ist der ältere Bruder zum Helden der Einheit aufgestiegen und beginnt, in einen Blutrausch zu verfallen - die Kluft zwischen Schuhputzer und Schüler wird größer. Doch erst mit einem hohen Aufwand an Verwicklungen und Irrtümern bringt das Drehbuch die beiden Brüder schließlich tatsächlich auf gegnerische Fronten.

Dass der Film trotz 25.000 Statisten und gigantischem Materialaufwands - er gilt als teuerster in der Geschichte des koreanischen Kinos - trotzdem so etwas wie eine Story entwickelt, rettet ihn leider nicht. Bis zum Schluss bleibt unklar, ob der deklarierte Anti-Kriegsfilm das "Anti" wirklich ernst meint - zu voyeuristisch die Tötungen, zu gruselig das Schlachtengetümmel, zu rührselig sind die Abschiede und Wiedersehen. Die dramatische Bildsprache kann nicht verleugnen, dass dieser Film in einem Land gedreht wurde, wo die USA seit Jahrzehnten starken Einfluss haben. Im Gedächtnis bleiben vor allem grausige Wunden und verfaulte Leichen.

BROTHERHOOD - Wenn Brüder

aufeinander schießen müssen

Südkorea 2004. Regie: Kang Je-gyu.

Mit Lee Eun-ju, Kim Su-ro, Lee Yeong-ran. Verleih: 3L-Filmverleih. 140 Min.

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