Christus dem Herrn entgegen!

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Am Pfingstmontag hat er jungen Christen in Paudorf noch das Sakrament der Firmung gespendet, fünf Wochen später ist Abt Dr. Clemens Lashofer in seinem Stift Göttweig gestorben. Als er 1973 gewählt wurde, war er der weltweit jüngste Abt, zuletzt der dienstälteste.

Geboren wurde er am Mariä Lichtmess-Tag 1941 als zweiter Sohn von Franz und Rosina Lashofer in der Göttweiger Pfarre St. Veit an der Gölsen. Noch vor seiner Matura am Gymnasium Krems starben die Eltern. 1959 entschied er sich, Benediktiner in Göttweig zu werden. Nach dem Theologiestudium in Salzburg und der Priesterweihe 1965 leitete er bis zu seiner Abtwahl das Sängerknabenkonvikt.

In seiner Ära traten 90 Männer dem Stift bei, von denen 46 es wieder verließen – etliche auf Grund jener „Causa Groer“, die das Kloster zutiefst erschütterte. Erklärten doch 1998 der damalige Prior und etliche Mitbrüder, von Kardinal Hans Hermann Groer einst auch sexuell belästigt worden zu sein.

Ruhig, aber unbeugsam stand er in den innerkirchlichen Auseinandersetzungen der letzten zwei Jahrzehnte. Vier Wochen nach meiner Absetzung am 17. Feber 1998 als Pfarrer von Paudorf-Göttweig durch Bischof Kurt Krenn, setzte er mich wieder ein. Am 6. Dezember 1998 sorgte ein am Ende einer TV-Diskussion mit Bischof Krenn von ihm abgesandtes Fax für höchstes Aufsehen: „Das Maß ist voll. Ich lade alle gut gesinnten Katholiken ein, sich darin zu solidarisieren, den Heiligen Vater zu bitten, eine Änderung in der Leitung der Diözese St. Pölten herbeizuführen. Der Kirche ist genug Schaden zugefügt worden.“ Krenn versuchte, den Abt durch Rom absetzen zu lassen – ein Vorhaben, das in letzter Minute von Kardinal Christoph Schönborn verhindert wurde.

Abt Clemens bekleidete zahlreiche Funktionen. Er war 27 Jahre Abtpräses der Österreichischen Benediktinerkongregation, Mitglied des Kuratoriums des Stiftungsfonds „Pro Oriente“ und der Bayrischen Benediktinerakademie. In seiner Amtszeit wurden das Kloster und Bauten der 28 Stiftspfarren renoviert, zwei Pfarrkirchen neu errichtet: 1975 in Jetzelsdorf und 1991/1993 in Paudorf. In der Stiftspfarre Maria Roggendorf wurde eine Niederlassung gegründet, die seit 2005 ein selbstständiges Priorat ist. In Göttweig ließ er ein Exerzitienhaus und ein Jugendhaus einrichten – beide sind stets ausgebucht. Als Delegierter des Abtprimas für die Slawische Kongregation leitete er die Wiederbelebung der Klöster in Böhmen, Mähren und Slowenien ein. Neben Artikeln hat Abt Clemens 1983 das Göttweiger Professbuch veröffentlicht, dessen Neufassung 2010 gedruckt werden sollte.

Zwei Tage bevor ich mit Pilgern zu einer Reise auf den Spuren des Hl. Altmann, des Gründers des Stiftes und Patrons unserer Pfarre, aufbrach, erteilte er uns seinen Segen. Wir wurden am 6. Juli von einem Pastor und einem Stadtarchivar an einer Altmann-Stätte bei Braunschweig begrüßt, als plötzlich die Handys zu schrillen begannen – aus der Heimat langte die Todesnachricht ein … Seinem Leitspruch „Obviam Christo Domino“ gemäß ist er voll Geduld und tiefem Gottvertrauen Christus dem Herrn entgegengegangen. Wenige Meter von der Paudorfer St. Altmann-Kirche entfernt, befindet sich der Aufbahrungsraum, in dem der Sarg mit dem Leichnam des Hochgeschätzten bis zum Begräbnis (21. 7.) steht.

Nach Bischof Altmann ist Abt Clemens der zweite Gründer unserer Pfarre geworden. Er war und bleibt uns eine große Hilfe auf dem Weg zu Christus. Und unzähligen anderen auch.

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