Claus Reitan - ein "Glücksfall für die Furche"

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Vernunftbegabt und gewissensgesteuert, im Welt- und Menschenbild fest verankert - aber neugierig und achtsam gegenüber Anderen": Wie Claus Reitan, der neue Chefredakteur der Furche, dieser Tage vor versammelter Redaktion seinen Idealtyp des künftigen Furche-Lesers und der Furche-Leserin charakterisiert hat, das steht punktgenau in der großen, über 60-jährigen Tradition und Verpflichtung dieser Zeitung. Einer Verpflichtung, die gerade in den vergangenen Jahren unter der Leitung von Rudolf Mitlöhner zu einem enormen Qualitätsschub geführt hat.

"Eine stärkende Oase in der populistischen Medienwüste" hat ein Leser erst kürzlich rühmend geschrieben.

Weshalb dann ein neuer Steuermann? Wozu Veränderung? Und wohin geht die Reise?

Umdröhnt von Trivialität, Banalität und einer empörenden Verluderung journalistischer Sitten sieht die Furche heute mehr denn je ihre Aufgabe - und ihre Chance: sich vor einer noch größeren Öffentlichkeit als bisher als anspruchsvoller Begleiter zu profilieren. Gegen geistige Provinzialität und Enge. Gegen postmoderne Beliebigkeit. Gegen Egozentrik und Schwarz-Weiß-Denken.

"Leuchtturm im Nebel"

Das aber bedeutet: Wir brauchen einen zusätzlichen Fundus an Professionalität und Vernetzung, um die noch immer bestehenden Mauern des Unwissens über Inhalt und Ziele der Furche zu überspringen.

Wir wagen diesen Sprung jetzt

* in der Überzeugung, dass weit mehr Menschen in diesem Land nach Orientierung und Sinnangeboten suchen - nach einem "Leuchtturm im Nebel";

* im Wissen, dass Medien mehr und mehr zu Mitgestaltern des geistigen und sozialen Klimas geworden sind: Ihre Worte können heilen, aber auch verwunden, ja töten;

* und im Vertrauen auf die Richtigkeit dessen, was Hugo Portisch der Furche schon bei ihrem 60-Jahr-Jubiläum 2005 ins Stammbuch geschrieben hat: "Eine wichtige Zeitung - tolerant, weltoffen und sorgsam im Umgang mit Worten und Werten."

Warum aber der Wechsel zu Claus Reitan?

Manchmal gelingt das fast unmöglich Scheinende: Als Herausgeber freue ich mich gemeinsam mit Wilfried Stadler und unserer Geschäftsführerin Gerda Schaffelhofer über die neue Führung: Claus Reitan und Rudolf Mitlöhner.

Der neue Chefredakteur Claus Reitan: Ein Politik- und TV-erprobter Spitzenjournalist mit profunden, auch grenzen-überschreitenden Medien-Kenntnissen (siehe nebenstehende Biografie): u. a. Gründer und Vorsitzender des "Vereins der Chefredakteure", Lehrbeauftragter auch für journalistische Ethik. Nach 30 Jahren wechselhafter Berufserfahrung entschlossen, vom Nachrichtlichen ganz ins Nachdenkliche zu wechseln. Mit dem klaren, auch selbstgestellten Auftrag, auf fester weltanschaulicher Grundlage eine zeitgemäße, attraktive Wochenzeitung mit hohem Lesernutzen zu gestalten.

Sein Stellvertreter Rudolf Mitlöhner: Der ruhig-abwägende Denker, Schreiber und erprobte Hüter der Blattlinie der Furche. Dass gerade er es war, der vor versammelter Mannschaft den neuen Chefredakteur als "Glücksfall für die Furche" willkommen geheißen hat, sagt Vieles aus: über Claus Reitan, über Rudolf Mitlöhner und über den Geist, der Woche für Woche die Furche neu entstehen lässt.

Es ist dieser Geist, der die Furche-Redaktion antreibt, mit außergewöhnlichem Einsatz immer neue Schneisen der Orientierung durch das Informationsdickicht zu schlagen. Um - anspruchsvoll und kritisch, verlässlich und wahrhaftig - auszuwählen und zu deuten, was wichtig ist und was nicht.

Herausgefordert von der Springflut virtueller Welten und einer neuen Unübersichtlichkeit des journalistischen Berufsbildes (zwischen Marketing und Online) steht gerade ein Qualitätsmedium wie die Furche heute vor einer nahezu existenziellen Herausforderung. Gerd Bucerius, einst Verleger der Zeit - Deutschlands bestes Medienprodukt -, hat es einmal auf den Punkt gebracht: "Ein Blatt wie unseres ist immer gefährdet - schon seine Existenz ist ein glücklicher Zufall." Und er hat hinzugefügt: "Wenn es uns auch jetzt recht ordentlich geht, so ist die Zukunft doch immer unsicher."

Zurück nach Österreich: Auch wenn die Furche einigen Grund zur Freude hat und auf ihre finanziell erfolgreichsten Jahre zurückblicken kann: Das mahnende Wort von Gerd Bucerius bleibt immer bedenkenswert.

Sicher ist: Wer im Getöse unserer Zeit gehört werden will, um seinen Dienst an der Zukunftsfähigkeit dieses Landes zu leisten, der braucht mehr als Wissen und Gewissen. Er braucht auch höchste professionelle Kompetenz für die Darstellung und Vermittlung seiner Botschaft. Und er braucht zudem ein besonders feines Sensorium für aktuelle Fragen, Sehnsüchte und Ratlosigkeiten der Menschen.

Mit Claus Reitan wird uns dieser Versuch, Furchen zu ziehen, die weit hinaus sichtbar sind, noch besser gelingen als bisher.

Herzlichst

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