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Klein, aber ambitioniert: Zum dritten Mal findet in Linz das Filmfestival "Crossing Europe" statt.

Das Crossing Europe Film-festival in Linz geht in die dritte Runde: Intendantin Christine Dollhofer, Ex-Diagonale-Chefin, hat das kleine Festival mittlerweile im österreichischen Festivalkalender etabliert. Hier sind Filme von den Rändern zu sehen, von jenseits der Grenzen: Genregrenzen, politische Grenzen, künstlerische Grenzen.

"The one and only social responsibility of business is to make profits." Mit diesem lapidaren Satz beginnt eine französische Dokumentation über den finnischen Mobiltechnik-Riesen Nokia und sein Bemühen um eine ethisch vertretbare Firmenpolitik bei den Zulieferbetrieben im fernen Osten. Firmenpolitik ist nämlich das diesjährige Thema des Programms zu "Arbeit im Film".

Finnische "Firmen"-Filme

Drei der vier gezeigten Filme sind finnischen Ursprungs, und auch im sonstigen Dokumentarfilmprogramm sind die Finnen stark vertreten. Das sei zwar nicht geplant, erklärt Dollhofer, aber auch kein Zufall: "Finnland ist ein sehr starkes und interessantes Filmland, speziell beim Dokumentarischen."

Auch das Tribute ist einem finnischen Filmemacherinnenduo gewidmet: Nachdem 2003 bereits Joutilaat (The Idle Ones) zu sehen war, wird heuer das gesamte filmische Schaffen von Susanna Helke und Virpi Suutari gezeigt. Die beiden Frauen drehen dokumentarische Porträts von Menschen, die am Rand leben.

Die "Arbeitswelten" sind ein Schwerpunkt, den sich Christine Dollhofer heuer schon zum dritten Mal setzt. "Die Thematik hat sich aus der Stadt ergeben" sagt die Intendantin. Linz hat aber nicht nur ein Image als Industrie-und Arbeiterstadt.

Von Anfang an war für Dollhofer auch klar, dass Jugendkultur und Musik im Filmprogramm vertreten sein müssen: "Linz ist im Independent-Musikbereich sehr stark, und Oberösterreich ist bekannt für die größte Dichte an Musikschulen." Aus der alternativen Linzer Musikkultur kommen viele Bands, die sich österreichweit und international einen Namen gemacht haben. Ein Ort, der den Zusammenhang zwischen Jugendkultur und Musik stark abbildet, ist das Jugendzentrum Kapu, das schon eine lange Geschichte hat: Hier ist etwa die Grunge-Band Nirvana aufgetreten, noch bevor sie bekannt wurde. Musik-Filme und die allnächtlichen Musikveranstaltungen des Festivals ergänzen einander, und diese Programmschiene findet vor allem in der Kapu statt.

Film und bildende Kunst

Auch im dritten Jahr gibt es ein Crossover zur bildenden Kunst: Einerseits durch die Kurzfilmprogramme, andererseits durch den Artist in Residence im O.K. Zentrum für Gegenwartskunst: Viktor Alimpiev ist ein russischer Künstler, dessen Werk gleichermaßen in Malerei, Theater und Film wurzelt. Seine lyrischen Arbeiten sind im Grenzbereich zwischen Musik und Videokunst angesiedelt. Im O.K. wird eine Auswahl seiner Videos zu sehen sein, darunter eine Arbeit, die seit März in Linz entstanden ist.

Das Local Artists-Programm, in dem Arbeiten oberösterreichischer Filmemacher gezeigt werden, ist sehr gemischt. Merklich ist der starke Einfluss der Kunstuni, die eine Produktionsstätte für viele kreative Arbeiten ist und wo ein reger Wettbewerb im Kurzfilmbereich herrscht.

Rückkehr nach Linz

Ein besonderes Projekt ist der Dokumentarfilm Bischofstraße, Linz von Micha Shagrir. Der israelische Produzent und Regisseur wurde 1937 in Linz in der Bischofstraße geboren; ein Jahr später flüchtete seine Familie aus Österreich. In Interviews mit einstigen und heutigen Bewohnern der Bischofstraße geht er auf Spurensuche, nach der Geschichte seiner Familie und der Geschichte der Straße: Hier wohnte auch die Familie Adolf Eichmanns. Das Projekt wurde schon vergangenes Jahr in Linz präsentiert, und heuer hat der Film Premiere.

Crossing Europe ist ein Autorenfestival, ein Ort, um sich über neue Tendenzen im jungen europäischen Film zu informieren, und auch ein Ort für Begegnungen. Alle Wettbewerbsfilme sind auf internationalen Filmfestivals schon gelaufen, aber keiner hat noch einen Verleih. Dollhofer: "Ich möchte zeigen, dass es sehr viele Filme gibt, die international für Aufmerksamkeit gesorgt haben und auf renommierten Festivals gelaufen sind, aber die nie ins Kino kommen: Der Markt ist zu eng, und selbst im Arthouse-Bereich haben kommerziellere Titel mehr Chancen, ins Kino zu kommen."

Crossing Europe Film Festival

25. bis 30. April 2006. Linz.

www.crossingeurope.at

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