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Ein zweiter Goldener Löwe für Ang Lee. Nicht die einzige Wiederholung.

Ein Da-Capo-Erlebnis für Taiwans bekanntesten Regie-Export Ang Lee: Vor zwei Jahren gewann der Filmemacher, der auch in den USA erfolgreich ist (Hulk), bei den Film-festspielen in Venedig für Brokeback Mountain den Goldenen Löwen, dieses Jahr wiederholt er das Kunststück mit seinem neuen Film Lust, Caution (Kinostart als Gefahr und Begierde am 19. Oktober in Österreich). Darin erzählt Lee von der japanischen Besatzung Chinas 1942 und von einem Widerstandskämpfer, der seine Beinahe-Freundin Wang (Tang Wei) zu dem chinesischen Regierungsbeamten Herr Yi (Tony Leung) schickt, der für die Japaner Widerstandskämpfer aufspürt. Inmitten des 156 Minuten langen Films war-tet Ang Lee mit sehr expliziten Sexszenen auf - ein erotischer Thril-ler, ein Gegenentwurf zur "verbotenen" Erotik in Brokeback Moutain, dessen Rezept Lee umkehrt: Dort wurde kaum gesprochen und es gab keinen Sex zu sehen.

Langweiliger Sieger

"Die beiden Filme kann man nicht vergleichen", sagt Lee im Furche-Gespräch. "Für mich ist jeder Film eigenständig, ich mache ihn so, wie ich es eben kann. Dadurch bin ich wohl von Natur aus ein Außenseiter, weil ich kein, Rezept' für einen Film habe". Vor allem seine eigene Herkunft habe er mit dem Film erforschen wollen, so Lee. "Es geht um meine kulturellen und geschichtlichen Wurzeln."

Auch der Western The Assassination of Jesse James by the Coward Robert Ford spricht von Wurzeln - von jenen der amerikanischen Gesellschaftsordnung. Der Wilde Westen im Film - ihm wurde am Lido eine Retrospektive gewidmet, und am Ende erkor die Jury rund um ihren Präsidenten, den chinesischen Filmemacher Zhang Yimou, auch noch einen der langweiligsten Über-Stars zum Sieger: Brad Pitt, in der Rolle von Jesse James, bekam den Darstellerpreis.

Bei den Damen war Cate Blanchett siegreich - zurecht: In der biografischen Film-Phantasie I'm Not There spielt sie den jungen Bob Dylan (!), zu jener Zeit, als er vom Folk-Musiker zum Rock-Star aufstieg und mit der neuen, auf ihn hereinbrechenden Aufmerksamkeit zu kämpfen hatte. Blanchett spielt virtuos und ist eine definitive Oscar-Kandidatin. Für Todd Haynes, den Regisseur von I'm Not There, gab es den Spezialpreis der Jury (den er sich mit dem französisch-tunesischen Regisseur Abdellatif Kechiche für seinen Film La Graine et le Mulet teilen musste). Haynes arrangiert Episoden aus Dylans Leben mit unterschiedlichen Darstellern (darunter neben Blanchett auch Richard Gere oder Heath Ledger) beinahe trance-artig zu einem verwirrenden Musik-Potpourri. Ein filmisches Experiment, gewagt vielleicht, doch dem Publikum erschließt sich das voller Referenzen steckende Sammelsurium nicht. Immerhin: Die eingestreute Musik von Bob Dylan beschert manchem ein Da Capo mit seinen Jugenderinnerungen.

Wiederholungstäter

Das (mäßige) Programm der Filmfestspiele hatte noch zwei weitere Wiederholungstäter geladen: Kenneth Branagh legte ein von Jude Law und Michael Caine einwandfrei gespieltes Remake des Zwei-Personen-Dramas Sleuth vor, und der Russe Nikita Mikhalkov (Spezialpreis für Gesamtleistung) verfilmte Sidney Lumets Die 12 Geschworenen (1957) neu: Doppelt so lang wie das Original und - politisch aktualisiert - mit Seitenblicken auf den Tschetschenien-Konflikt.

Wer politische Statements abgibt, hat in Venedig schon so gut wie gewonnen: Der silberne Löwe für die beste Regie ging an Brian de Palma für Redacted, seinen kritischen Beitrag zum Irak-Krieg, in dem Soldaten ihr eigenes Videotagebuch des Krieges kreieren. Das von der Presse bis zuletzt gegenüber De Palmas Werk favorisierte Irak-Drama von Paul Haggis, In the Valley of Elah, ging hingegen leer aus.

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