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Menschen als "Ladung"? Nicolas Klotz vergleicht die nüchterne Sprache der Gegenwart mit jener der Schoa.

Die Geschichte beginnt als Spionageakt: Der Generaldirektor scheint geistig nicht mehr auf der Höhe zu sein, also soll Konzernpsychologe Simon Nachforschungen anstellen. Doch so rational dieser bei Tag auch ist, so zügellos ist er nächtens. Kühl trennen lassen sich diese beiden Gesichter nicht mehr; Reales und Imaginäres verschwimmen, besonders, als Simon auf Verbindungen mehrerer Mitarbeiter zum Nationalsozialismus stößt.

Im Kleid eines Psychogramms, unter dem Deckmantel des Wirtschaftsthrillers untersucht "Der Wert des Menschen" nach dem gleichnamigen Roman von François Emmanuel das, was der Titel in Frage stellt: die Menschlichkeit. Die in einem modernen Unternehmen angesiedelte Geschichte ist eine Allegorie historischen Schreckens. Emmanuels Anlass für den Roman: ein Schriftstück aus dem Jahr 1942, in dem es um die Optimierung der Ermordung von Juden geht. Das Schreiben, in dem die Opfer als "Ladung" betitelt werden, erfüllte ihn mit Schrecken.

Aber ist es legitim, die Monstrosität der Schoa parallel für eine nüchtern werdende Arbeitswelt anzuwenden? Emmanuel gesteht ein, dass man diesen Kunstgriff skandalös finden kann, meint aber, man müsse "ein wachsames Auge auf die entmenschlichende Macht haben, die der Sprache innewohnt, sobald sie auf technische Prozesse reduziert wird". So legt Nicolas Klotz in seinem kühlen Thriller-Drama Wert auf das Konstrukt Sprache.

DER WERT DES MENSCHEN

La question humaine

F 2007. Regie: Nicolas Klotz. Mit Mathieu Amalric, Michael Lonsdale. Verleih: Stadtkino. 144 Min.

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