Datenverweigerer und Geldbezieher

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Vor einer Woche wurde die Media-Analyse (MA) veröffentlicht. Das ist immer noch die aufwändigste Marktforschung zu Medien-Reichweiten in Österreich. 16.000 persönlich geführte Interviews ergeben ihre Daten. Doch diese werden weniger statt mehr. Nach vielen Jahren der Verweigerung sind die Gratiszeitungen zwar mittlerweile drin, aber Fernsehen fehlt seit 2011, und Radio dürfte folgen. Die Publikumsquoten der Internet-Angebote ermittelt ohnehin jene Web-Analyse, die als Tochter der Auflagenkontrolle ein Kind der Konkurrenz ist.

Für den bloßen Medienkonsumenten erscheint das zwar unerheblich und die professionellen Beobachter verfügen mit Tele- und Radiotest über die spartenspezifisch wichtigsten Erhebungen. Doch einerseits wird die Vergleichsbasis für den Gesamtüberblick zu Presse-, Rundfunk- und Online-Nutzung immer schmaler, andererseits entziehen sich immer mehr Vertreter aus dem Kernbereich der MA ihrer Auswertung: Nach Wiener Zeitung, Neues Volksblatt, und Salzburger Volkszeitung machen auch Kärntner Tageszeitung und WirtschaftsBlatt nicht mehr mit.

Nun scheinen nur noch zwölf der 17 österreichischen Tageszeitungen in der Media-Analyse auf, während die Abwesenden besondere Presseförderung erhalten oder durch Pflichtinserate gespeist werden. Diese Doppelrolle - dort Verweigerer, hier Kassierer - beschädigt die Glaubwürdigkeit des Beistandssystems. Denn die Unterstützung ist zwar legal abgesichert, wird aber nicht durch Daten gerechtfertigt, die Grundlage öffentlicher Subvention sein sollten: gesellschaftliche Bedeutung.

Über diese Relevanz entscheidet bei Tageszeitungen nicht nur die Reichweite - sonst wären Qualitätsblätter weniger wichtig als Boulevardpostillen. Aber ohne ein gewisses Mindestpublikum verliert jeder täglich erscheinende Titel seine Daseinsgrundlage - ein Massenmedium zu sein.

* Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst

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