Demokratie braucht Medien. Und Nachrichtenagenturen.

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Clemens Pigs „Fake News, Big Tech, AI: Hat die Wa(h)re Nachricht eine Zukunft?“ über die aktuell wesentlichsten Herausforderungen für Medien.

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Clemens Pigs „Fake News, Big Tech, AI: Hat die Wa(h)re Nachricht eine Zukunft?“ über die aktuell wesentlichsten Herausforderungen für Medien.

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Schon das erste Beispiel, das Clemens Pig in seinem Buch „Democracy Dies in Darkness“ anführt, hat es in sich: Am 26. Februar 2022 verbreitete die russische Nachrichtenagentur RIA Novosti – irrtümlich! – einen Jubelkommentar, dass die zwei Tage vorher begonnene russische Invasion in der Ukraine ihr Ziel bereits erreicht habe. Wie wir heute wissen, hat Russland auch 15 Monate später seine Kriegsziele nicht erreicht.

Pig zeigt mit diesem Beispiel, wie sehr das Nachrichtenwesen auf die Verbreitung durch Agenturen angewiesen ist. Allerdings ist ein Gutteil davon – eben auch RIA Novosti – in staatlicher Hand und jedenfalls in autoritären Systemen ganz sicher ein Propagandainstrument. Dem stellt Pig die „absolute Minderheit“ unabhängiger Agenturen gegenüber – von den globalen Playern Reuters und Associated Press (AP) bis zur Deutschen Presse-Agentur (dpa) oder der Austria Presse Agentur (APA). Von Letzterer ist Pig geschäftsführender Vorstand, und dem Blick aufs 175-Jahr-Jubiläum der APA, das 2024 begangen wird, ist das Buch auch gewidmet. Abgesehen davon, dass staatlich unabhängige Agenturen in der Minderzahl sind, listet Pig auf, wie das lokale wie globale Geschehen die Arbeit der Agenturen einerseits ob der schieren News-Menge belastet.

Der Titel des Buches ist Programm und gibt den Untertitel, den die Washington Post seit einigen Jahren verwendet, wieder. Der Untertitel von Pigs originellen Zugängen steckt das Feld ab: „Fake News, Big Tech, AI: Hat die Wa(h)re Nachricht eine Zukunft?“ Selbstredend wird die abschließende Frage im Buch mit Ja beantwortet, aber auch die anderen Themen umfassen die aktuell wesentlichsten Herausforderungen für Medien zusammen.

Digitale Transformation und Künstliche Intelligenz

Neben dem Produktionsdruck, der auf dem Agenturjournalismus lastet, führt Pig die digitalen Transformationsnotwendigkeiten an, die auch Player wie die APA umtreiben. Neben knapper und konziser Darstellung, wie Nachrichtenagenturen heute funktionieren (können), sind es vor allem Fallbeispiele, mit denen Pig aufwartet und die kritischen Medienkonsum ermöglichen sollen. Eines davon ist ein Interview mit Wladimir Putin von 2021, ein anderes veranschaulicht, wie man an einem viral gegangenen Foto des Bahnhofs Charkiw im Ukrainekrieg herausfinden kann, ob es sich um Fake handelt.

Der Nutzen des gut aufgemachten Buches besteht vor allem darin, dass es Clemens Pig in der nötigen Prägnanz gelingt, die Problemfelder nicht nur der Nachrichtenagenturen, sondern von Qualitätsjournalismus überhaupt anzureißen. Auch der jüngsten Innovation, die über die Branche hereinbricht, widmet sich das Buch: Wenn eines der Kapitel darin überschrieben ist mit „Vom Trusted Content zur Trusted AI“, so sieht man in einem Satz, worauf es ankommt: Dem durch Medien und Agenturen verbreiteten Inhalt trauen zu können ist das eine (und schon schwer genug). Wenn nun aber die Künstliche Intelligenz in den Journalismus Einzug hält, dann geht es erst recht ans Eingemachte. Clemens Pig erläutert, wie man bei der APA damit umgeht und diese Tools journalistisch nutzt. Auch um derartiger Informationen willen sollte dieses Buch wirklich gelesen werden.

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