Demokratie-Erinnerung

Werbung
Werbung
Werbung

Das erste Mal, so suggeriert es ein Teenie-Film nach dem anderen, ist das Besonderste - auch wenn das Leben im Allgemeinen meist ganz anders ist. Dieses erste Mal, so machen Altvordere glaubhaft, hatte es aber wirklich in sich: Wir reden vom ersten Volksbegehren, das in der Republik Österreich stattfand - erst 44 Jahre nach Inkrafttreten der Verfassung 1920, vor 40 Jahren also.

Dieses erste Mal war das Rundfunksvolksbegehren, mit dem - angezündet und unterstützt von den wichtigsten Printmedien im Lande - dem unsäglichen Proporz beim Österreichischen Rundfunk der Garaus gemacht werden sollte. Das Experiment schlug ein, und heute noch leuchten Zeitzeugen wie Fritz Csoklich (damals: Chef der Kleinen Zeitung) oder Hugo Portisch (damals: Kurier) die Augen, wenn sie erzählen, wie unabhängige Medien die verkalkte Realverfassung des Landes zum Abblättern brachten.

Dieses erste Mal war eine Feuertaufe der Demokratie in Österreich - und gleichzeitig der Anfang vom Weg zurück in den Wahnsinn: Volksbegehren sind heute bestenfalls Mobilisierungsmaschinerien der Parteien. Und der ORF, wie die öffentlich-rechtliche Anstalt sich nach dem Volksbegehren nannte? Der wurde unter Gerd Bacher tatsächlich unabhängig und setzte gesellschaftlich innovative Standards. Kein Zufall, dass die ÖVP-Alleinregierung Klaus zwar kam, aber gleich wieder hinweggefegt wurde. Kein Zufall, dass Bruno Kreisky dann seinerseits Gerd Bacher hinwegfegte, und als dieser wiederkehrte, war aus dem Tiger ein Sanfter geworden. Von den Jahren danach zu reden, klingt wie eine Verhöhnung der Demokratie-Recken, die 1964 an die Kraft des Volkes und der Unabhängigkeit glaubten: zuerst der rotschwarze Proporz der Nach-Kreisky-Ära - ein wenig anders, aber doch irgendwie zurückgekehrt; und als Schwarzblau den ORF nach eigener Fasson einfärbte, kaschierte die Politik dies kaum noch.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung