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Spike Lee inszenierte mit "25 Stunden" einen Film im post-traumatischen New York.In Edward Norton hat er einen grandiosen Darsteller gefunden.

Gleich vorweg: Der eigentliche Star dieses Films ist New York. Spike Lee, einer der genuinen New Yorker Filmemacher, spürt in "25 Stunden" zuallererst den Wunden dieser Weltmetropole nach. Wunden gibt es hier - seit dem 11. September 2001 - genug. Weil Lee sie in seine Filmhandlung integriert, zeigt sich die Weltmetropole bald als eine Stadt, die vorwiegend damit beschäftigt ist, ihre Wunden zu lecken, sie aber nicht zu bekämpfen. Die Stadt hat ihre neue Realität akzeptiert. Spike Lees Kamera beschönigt nicht, wenn sie einen langen, ungeschnittenen Dialog zwischen zwei der Hauptfiguren vor einem Fenster zeigt, von dem aus im Hintergrund Ground Zero zu sehen ist. Bauarbeiter sind noch immer mit den Aufräumarbeiten beschäftigt. Der Schmerz beim Anblick dieses Ortes sitzt tief. Spike Lee sagt: Die Katastrophe ist in den Alltag integriert worden.

Edward Norton spielt den aufgeflogenen Drogendealer Monty Brogan, der in 24 Stunden eine siebenjährige Haftstrafe antreten muss. Irgendwer hat ihn bei der Polizei verpfiffen, und Monty vermutet, dass es seine hübsche Freundin Naturelle (Rosario Dawson) gewesen ist. Dennoch verbringt er mit ihr und seinen zwei besten Freunden Frank, einem Investmentbanker, und Jacob, einem Highschool-Lehrer, seine letzten Stunden, um noch einmal durch die schicken Clubs der Metropole zu ziehen. New York ist dabei Kulisse, und es wäre ein Versäumnis, hätte Spike Lee den 11. September in diesem Film totgeschwiegen. Denn genau wie Monty mit seinem Schicksal leben muss, so muss es auch die Stadt. Ausflüchte gibt es nicht.

"25 Stunden" ist ein Film über das Abschiednehmen: Vier Freunde entdecken ihre Beziehung zueinander neu und finden heraus, was sie verbindet und was sie trennt. Edward Norton verkörpert den sympathischen jungen Mann mit Hang zum Verbrechen bravourös. Besonders, wenn er sich am Ende von seinem Freund Frank (Barry Pepper) zusammenschlagen lässt, um nicht "zu schön" ins Gefängnis zu kommen. Wer dort nämlich wie ein Milchbubi ankommt, der wird schnell zu Butter geschlagen, fürchtet Monty.

Darüber hinaus bleibt in der Erinnerung an diesem Film aber vor allem das neue Bild New Yorks haften: Eine Stadt, tief verletzt, aber ungebrochen. Spike Lee spricht in "25 Stunden" für ein getroffenes Amerika. Für New York und für Monty Brogan: Das Leben geht weiter, egal was passiert.

25 STUNDEN - 25th Hour

USA 2002. Regie: Spike Lee. Mit

Edward Norton, Philip Seymour

Hoffman, Barry Pepper, Rosario

Dawson, Anna Paquin, Brian Cox.

Verleih: Buena Vista. 135 Min.

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