Der Mann hat seine Schuldigkeit getan ?

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Wenn es einer Personifizierung der Befindlichkeit der ORF-Spitze bedurft hätte, dann kulminierte diese in Pius Strobl. Seit vergangenen Freitag ist seine Ära als Kommunikationschef des Küniglbergs Geschichte. Der Architekt der "Regenbogen-Koalition", die - trotz bürgerlicher Mehrheit im Stiftungsrat - die Wahl von Alexander Wrabetz ermöglichte, hat seine Schuldigkeit getan. Das Rotgrünblauorange Konglomerat von ist bekanntlich schon lange Vergangenheit, und wenn es in der Ära Wrabetz je Glanz gegeben hat, dann muss jener gleichfalls als arg verblasst gelten. Und des Generals Mann in der Öffentlichkeit hatte den Bogen überspannt: Das Mitschneiden von Couloirs-Gesprächen einiger Funktionsträger war der Tropfen, der das schon längst gefüllte Fass zum Überlaufen brachte.

Man könnte auch im Fall von Pius Strobl einwenden: viel Feind, viel Ehr. Denn des obersten ORF-Kommunikators Wirken war von Anfang an auch durch seine schillernde Persönlichkeit geprägt. Es mag durchaus stimmen, dass der ORF, wie Strobl in Interviews immer wieder anklingen ließ, eine Schlangenhöhle sei, und dass Intrigen wie Neid zu den Alltäglichkeiten im größten Medienunternehmen des Landes gehören. Jedoch auch Strobl selbst gilt als wenig zimperlich; ein Journalist verpasste ihm einmal - in Anlehnung an seine politische Heimat - das eher wenig schmeichelhafte Attribut "Grüne Mamba".

Aber schon als Stiftungsrat (Strobl gehörte jahrelang auch dessen Vorgänger, dem ORF-Kuratorium an und hatte durch seine Stimmenthaltung 1990 die - letztmalige - Wahl Gerd Bachers zum ORF-General ermöglicht) stand er in der Kritik, waren die Event-, Kommunikations- und Gastronomie-Firmen, an deren er beteiligt war, auch in Geschäftsbeziehung zum ORF gestanden: Er organisierte damit das Public Viewing bei der Fußball-WM 1998 oder pachtete das Café im RadioKulturhaus. Als er Anfang 2007 Kommunikationschef des ORF wurde, trennte er sich von all diesen Beteiligungen und legte darauf Wert, dass er da keine Treuhandlösung, sondern "eine endgültige Betriebs- und Geschäftsaufgabe" vornehme.

Die Kritik verstummte dennoch nicht. Aktivitäten wie das Engagement von Dominic Heinzl, das am zuständigen Programmdirektor Wolfgang Lorenz vorbei lief, machten nicht nur böses Blut, sondern erwiesen sich auch als Quotendesaster - also als das Gegenteil dessen, was sich Wrabetz und Strobl erhofft hatten.

Pius Strobl, Jahrgang 1956, wuchs bei seiner Großmutter in der burgenländischen Kleinstadt Mattersburg auf. Der Gendarm mit SPÖ-Vergangenheit engagierte sich 1986 für die Präsidentschaftskandidatin Freda Meissner-Blau und wurde danach Pressesprecher der daraus entstandenen Grünen. 1988-90 war er gemeinsam mit Johannes Voggenhuber Bundesgeschäftsführer der jungen Partei. 1990 zog er sich in die Privatwirtschaft zurück und reüssierte als Event- und Kommunikationsmanager sowie als Gastronom. Zwei erwachsene Kinder entstammen seiner ersten Ehe, mit ORF-Moderatorin Eva Pölzl hat er einen eineinhalbjährigen Sohn.

"Ich habe - glaube ich zumindest - eine relative Bodenhaftung. Ich bin und bleibe ein einfacher 'Bua aus dem Burgenland'. Ich habe meine Familie, meine Freunde aus Kindheitstagen ?": So las sich Pius Strobl vor einiger Zeit im Interview mit dem Branchenmagazin Extradienst. Solche Bodenhaftung sollte ihm nun, als junger ORF-Emeritus, wohl zugutekommen.

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