Eigentlich sollte seine Karriere ja gar nicht stattfinden können, glaubte man der Stammtischmeinung, dass Partei-Karrieren etwas für Karriere-Süchtige, nichts aber für wirklich Fähige sind. Aber Gerhard Zeiler, der am 20. Juli (erst?!) 50 Jahre alt wurde, straft solche Volksmeinung Lügen. Denn die Jahre im Vorzimmer der Kanzler Sinowatz und Vranitzky haben für den Protagonisten zwar das orf-übliche Vitamin P gesorgt, beförderten aber doch einen angehenden Profi auf den Küniglberg. Zuerst Generalsekretär beim orf, dann, nach einem Zwischenspiel bei den deutschen Privatsendern Tele 5 und rtl 2, folgte die Ära Zeiler als orf-Generalintendant.
Eine Zeit, die von der Zunft der orf-Beobachter als unverhohlene Privatisierung der heimischen Anstalt - was das Programm betrifft - gesehen wird. Aber auch wenn man das vorrangige Schielen nach Quoten und nach Formaten, die anderswo den Privaten vorbehalten sind, kritisiert: An der damaligen Professionalität des Programmmachens und der Unternehmensführung will kaum jemand etwas bekritteln, vor allem, wenn man mit den derzeitigen orf-Zuständen vergleicht.
Seit 1998 herrscht Zeiler - nicht immer ganz unangefochten - auf Europas Fernseh-Olymp - zuerst als rtl-Chef, zuletzt als ceo der europäischen rtl-Mutter clt, wobei er zuletzt wegen Missmanagements beim Flaggschiff rtl (vorübergehend) das Ruder wieder übernehmen musste.
In Deutschlands Privat-tv-Chefetagen tummeln sich seit jeher jede Menge Österreicher. Ein gutes Zeichen fürs geballte Medienprofitum im Lande, sollte man meinen.
Warum aber, warum nur diese Kompetenz nicht in den orf findet? Vielleicht ist Zeiler ja bloß die die Regel bestätigende Ausnahme - und der orf wird als Spielwiese der jeweiligen Polit-Kamarilla nie aus dem Gerede kommen.
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