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"Wir bringen im folgenden den Brief des in Wien lebenden Schriftstellers Günther Anders und die Antwort Claude Eatherlys unseren Lesern als ein Dokument zur geistigen Situation unserer Zeit zur Kenntnis": So kündigte die Furche am 1. August 1959 unter der Überschrift "Der Zeuge" den Abdruck der Kontaktaufnahme zwischen Anders und dem einzigen Piloten der "Hiroshima-Mission", der seine Tat in Frage stellte, an. Dieser Briefkontakt dauerte drei Jahre und ist in dem Buch "Off Limits für das Gewissen" veröffentlicht worden.

Major Eatherly konnte Hiroshima nie mehr vergessen. Er saß am 6. August 1945 am Steuer des "B 29 Straight Flush" und gab dem ihm folgenden Bombenflugzeug das "Go ahead"-Signal - das Wetter war gut. Eatherly starb 1978 an Krebs, doch sein Leben war schon lange vorher zu Ende. Hiroshima hatte aus dem Spitzenpiloten ein Wrack gemacht: Seine Familie, seine Karriere gingen kaputt, er verlor sein psychisches Gleichgewicht. Siebenmal nahm ihn die Polizei wegen kleinerer Delikte fest, neunmal wurde er in Nervenkliniken eingeliefert. Mit Drogen und Alkohol wollte er das traumatische Erlebnis vergessen, mehrmals versuchte er sich das Leben zu nehmen.

"Hiroshima, wie kann ich das vergessen!" klagte er 1962. "Seit 15 Jahren habe ich jede Nacht Alpträume. Ich sehe die riesigen Brände, die rot aufglühenden Flammen verfolgen mich. Ich sehe Häuser, die zusammenstürzen, Kinder, die weglaufen, lebende Fackeln, die Kleider stehen in Flammen. Und alle fragen mich Warum hast du das getan?'"

Info: www.guentheranders.at

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