Des Kanzlers neuer Anorak

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Zuletzt - also vor gut einem halben Jahr - echauffierten wir uns über eine Plakatserie eines dominanten Kleinformats, in dem sich Promis als "Einer unserer drei Millionen Leser" outeten. Genauer: Dass sich darunter auch eine Riege von schwarz-rot-orangen Landeshäuptlingen befand, störte uns arg und wir murmelten: "Verhaberung mit dem größten Printmedium im Land!?" Die inkrimierten Landespolitiker versicherten in der Folge, sie hätten von der Usurpierung ihrer Konterfeis für die großflächige Kronen Zeitungs-Werbung nichts gewusst. Aber unrecht, so unterstellen wir, wird ihnen die wohlwollende Vereinnahmung dann aber auch nicht gewesen sein.

Wir ahnten vergangenen Juni in dieser Kolumne, dass auch "Josef Kalina, Ex-Untergebener von Hans Dichand, um einen Krone-Plakatplatz für seinen arg gebeutelten Kanzler" buhlen würde.

Seit letzten Freitag wissen wir, es ist da genau umgekehrt: Nicht die Krone macht auf ihren Plakaten Reklame für den Kanzler, sondern dieser wirbt höchstselbst für des Österreichers Leibblatt. Denn an diesem Tag prangte, beim Hahnenkamm-Super G für die Fernsehnation und -welt weithin sichtbar, neben dem Logo einer Gemüseverwertung auch der Schriftzug der Krone auf Alfred Gusenbauers Anorak.

Selbstredend jubelte tags darauf der Sport-Society-Reporter des Blattes, dass der Kanzler die "mit dem, Krone'-Loge die Ski-Könige" angefeuert habe, und ebenso selbstredend, dass dies durch ein Foto von Kanzler mit Christoph Dichand, Sohn und Chefredakteur, samt "Starkolumnist" (© Krone) Karl Schranz dokumentiert wurde.

Man mag sich, über den Zaun schauend, ob der medialen Impertinenz und Verhaberung etwa eines Nicolas Sarkozy erregen. Hierzulande, wo solches seit Jahr und Tag - und tagtäglich aufs Neue - gang und gäbe ist, erregt sich längst niemand mehr. Otto Friedrich

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