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Als Frauenzeitschrift der anderen Sorte präsentiert sich "Welt der Frau". Eine Betrachtung zum 60. Geburtstag.

Matt glänzend, Seitenanzahl unter 100, keine Parfümproben. Die österreichische Zeitschrift Welt der Frau kommt ganz anders daher als ihre Mitwerberinnen, die äußerlich vor allem durch Hochglanzpapier, perfekt gestylte Models, Gratisproben der trendigsten Parfüms, Gesichtscremen und Lippenstifte glänzen.

Nicht nur äußerlich, auch inhaltlich geht die von der Katholischen Frauenbewegung herausgegebene Zeitschrift einen anderen Weg. Sie will Antwort geben auf die Frage, wie man christliche Werte in die Gegenwart übersetzen kann - in die Bereiche Gesellschaft, persönliche Entwicklung, Kindererziehung, aber auch Spiritualität. Die Themenauswahl der aktuellen Ausgabe beweist: Nicht über Ally McBeal, Sex and the City und Desperate Housewives wird hier berichtet, sondern es sind Themen zu finden wie "Wo stehen Alleinerzieherinnen heute?", "Mindern Handymasten die Wohnqualität?" oder eine Geschichte über Männer, die mit dem neuen Selbstverständnis der Frau ihren Platz und ihre Rolle neu suchen müssen. Im Schwerpunkt ist zu erfahren, wie Wangari Maathai in Kenia genannt wird und wofür sie eigentlich den Friedensnobelpreis erhalten hat. "Die Leserinnen fragen immer öfter Porträts von Frauen mit Vorbildwirkung nach", erläutert Chefredakteurin Christine Haiden.

Neues Frauenbild

In ihren Anfangszeiten wurde Welt der Frau, besser gesagt: Licht des Lebens, wie die monatlich erscheinende Zeitschrift bis Mitte der 60er Jahre hieß, vor allem von Frauen im traditionell katholischen Milieu gelesen. Mittlerweile zählen "aufgeschlossene und intellektuell wache Frauen" zur Hauptzielgruppe der Zeitschrift, so die Chefredakteurin der mit über 60.000 Stück Auflage drittgrößten Frauenzeitschrift Österreichs. Damals, 1964, hatten die Leserinnen den Namenswechsel und die damit verbundene Änderung des Frauenbildes angeregt: "Die Bischofskonferenz war von der Idee zwar nicht begeistert, doch da die Zeitschrift schon mit neuem Titel in Druck war, konnte nichts mehr daran geändert werden", erzählt Haiden. Auch auf der Homepage der österreichischen Frauenzeitschrift bekennt man sich zu dieser Ausrichtung: "Katholisch reformiert" prangt es in dicken Lettern von der Seite. Haiden erklärt: "Wir bekennen uns voll und ganz zu den christlichen Werten, wie sie im ii. Vatikanischen Konzil festgeschrieben wurden. Wir sehen aber auch die Notwendigkeit, diese zu adaptieren und in die heutige Gesellschaft zu integrieren."

Obwohl sich das Blatt weit entfernt von Kommerzthemen wie Mode, Diäten und Promi-News bewegt, scheint das Konzept (vielleicht gerade deshalb) aufzugehen. Welt der Frau wird als einzige Frauenzeitschrift im deutschsprachigen Raum nur über Abonnements vertrieben.

Erbstück

"Häufig ist die Mutter bereits treue Leserin der Zeitschrift und schenkt ihrer Tochter zum Geburtstag ein Schnupperabo", erzählt Haiden. Doch sie kennt auch die andere Seite der Medaille: "Wir haben zwar Abonnentinnen, die uns seit 30, 40 Jahren die Treue halten. Doch so etwas findet man immer seltener am Zeitschriftenmarkt. Die Akquirierung neuer Leserinnen ist aufwändiger geworden." Eine Umstellung auf freien Verkauf würde höhere Vertriebskosten und damit mehr Werbeeinschaltungen bedeuten.

Zu den Leserinnen der völlig über Verkaufs-und Anzeigenerlösen finanzierten Zeitschrift mit Redaktionssitz in Linz gehören Universitätsprofessorinnen ebenso wie Bäuerinnen. "Wir haben nicht nur Kontakt zu Frauen im urbanen Raum, sondern auch zu Frauen auf dem Land", erklärt die Chefredakteurin.

Mit ihren 60 Jahren ist Welt der Frau die älteste Frauenzeitschriften am österreichischen Markt. Doch auch als solche darf sie Änderungen nicht verabsäumen. "Bei diesem Überangebot an Information müssen wir künftig noch mehr auswählen, gewichten und bewerten", so die Chefredakteurin. Außerdem gehe es darum, den Leserinnen den Nutzen von Welt der Frau noch deutlicher vor Augen zu führen.

Auch im Bereich Internet denkt man an die Zukunft: Foren und Onlinetagebücher, so genannte Weblogs, sollen das Angebot erweitern. "Unsere Leserinnen wünschen sich immer öfter eine Plattform, um auch untereinander kommunizieren zu können", erläutert Haiden.

Angesprochen auf ihre 13-jährige Tätigkeit als Chefredakteurin, meint sie: "Welt der Frau ist sicher politischer, genauer gesagt sozialpolitischer geworden."

www.welt-der-frau.at

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