Die gute alte Sklaverei

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Lars von Trier als Wiederholungstäter: In "Manderlay" seziert der Regie-Wütige die befreite us-Sklavenwelt - auf hohem Niveau ein Abklatsch des Vorgängerfilms.

Wer "Dogville", Lars von Triers Zertrümmerung der Pionieridylle in den "Felsigen Bergen" (Rocky Mountains), gesehen hat, weiß, was ihn in "Manderlay", dem zweiten Teil seiner Trilogie, erwartet: Dem Regie-Wütigen aus Dänemark ist eigentlich kaum Neues eingefallen. Wer hingegen den Streifen aus 2003 mit Nicole Kidman in der Hauptrolle nicht kennt, den mag die (formale) Strenge wie Perspektivenlosigkeit, mit der hehre Gesellschaftsideale den Bach hinuntergehen, fesseln.

Wie in "Dogville" drehte von Trier "Manderlay" in großteils markierten Kulissen. Nur der Plot spielt an einem anderen Ort: Diesmal nimmt sich Gangstertochter Grace einer Gruppe von Schwarzen in den Südstaaten an, die die Sklavenbefreiung verschlafen haben, und versucht, ihnen die Freiheit beizubringen. Das Modell "Manderlay" scheitert aber ebenso veritabel wie weiland das aufstrebende Dorf "Dogville": Die Menschen sind nicht gut, und das Aufstehen aus der Erniedrigung führt nur zur Verrohung der Gesellschaft - und weckt diesmal die Sehnsucht nach der Geborgenheit der Sklaverei.

Lars von Trier besteigt bekanntlich keine Flugzeuge, weswegen er sich mit Ferndiagnosen begnügen muss, wenn er die us-Gesellschaft aufs Korn nimmt. Da kann schon passieren, dass er in den Stereotypen eigener Fernwahrnehmung gefangen bleibt: Deshalb muss man sich nach "Dogville" nicht auch noch "Manderlay" antun, zumal von Trier seltsame Inkonsistenzen zulässt: Da ihm die Stars Nicole Kidman und James Caan diesmal nicht zur Verfügung standen, besetzte er deren Rollen mit typgleichen Protagonisten - Bryce Dallas Howard als Grace und Willem Dafoe als ihr (Gangster-)Vater. Dafür erhielt Lauren Bacall, die in beiden Filmen mitspielt, in "Manderlay" eine kleine, aber ganz andere Rolle: die der alten Sklaventreiberin Mam.

Fazit: Alles schon dagewesen - wenn auch diesmal auf filmischem Hochniveau.

MANDERLAY

DK/S/GB/F/D/NL 2005. Regie: Lars von Trier. Mit Bryce Dallas Howard, Willem Dafoe, Isaach de Bankolé, Danny Glover, Lauren Bacall. Verleih: Polyfilm. 139 Min.

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