Die Opfer für die Freiheit

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Postum und heutig ist die diesjährige Hermann-Kesten-Medaille, die vom PEN-Zentrum Deutschland und dem hessischen Kunstministerium für verfolgte Schriftsteller und Völkerverständigung verliehen wird.

Postum, weil die Ehrung dem im Jänner ermordeten armenisch-türkischen Journalisten und Zeitungsgründer Hrant Dink für seinen Kampf für die Meinungsfreiheit in der Türkei zukommt. Heutig, weil sie auch seiner Zeitung Agos überreicht wird, die sich nicht nur für den Dialog zwischen den Armeniern und Türken, sondern zwischen allen Minderheiten im Land am Bosporus einsetzt. Ein richtiges Zeichen, das den Namensvetter dieser Zeitung (Agos ist armenisch für "Furche") ein wenig ins Rampenlicht rückt.

Denn die Lage für Minderheiten wie die armenische ist in der Türkei alles andere als rosig. Dieser Tage zeigte sich die Pressefreiheits-Organisation "Reporter ohne Grenzen" darüber schockiert, dass im Mordfall Hrant Dink Beweismittel verschwanden. Die Anwältin der Familie Dink beklagte, dass Videobänder einer Überwachungskamera, die in der Nähe des Tatortes angebracht war, nicht mehr auffindbar seien. Zeitungen berichteten außerdem über den Mitschnitt eines Telefonates zwischen dem Hauptangeklagten und einem Polizeibeamten, die darauf hindeuten, dass der Polizist von den Mordplänen Kenntnis hatte. Der Polizist wird aber zur Zeit nicht angeklagt, was den Mutmaßungen Tür und Tor öffnet, dass die Hintermänner des Mordes an Hrant Dink weiter geschützt werden sollen.

Die Hermann-Kesten-Medaille ist ein Tropfen der Aufmerksamkeit auf den heißen Stein der Verschleierung dieser Vorgänge. Übrigens: 2003 hieß die Trägerin der Medaille Anna Politkowskaja - eine Schwester im Freiheitsgeist von Hrant Dink. Bekanntlich ist der Jahrestag des - weiter ungeklärten - gewaltsamen Todes der russischen Journalistin soeben vorüber gegangen. Otto Friedrich

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