Dreharbeit unter Bomben

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WAR LIVE - Rat uzivo

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Ein Filmteam versucht in Serbien einen Film mit den Geldern eines amerikanischen Touristen zu drehen. Mit Beginn der NATO-Bombardements droht das Aus für das an sich schon schwierige Unterfangen. Eine Weiterarbeit des Filmteams ist nur möglich, indem man dem Geheimdienst ein patriotisches Projekt vorspiegelt. Unter diesen Voraussetzungen wundert es nicht, dass es für alle Beteiligten anders kommt, als erwartet. Der dialogreiche und in hohem Tempo geschnittene Film vollzieht die in einer solchen Komödie unvermeidlichen Wechsel zwischen Komik und Tragik recht unvermittelt, allerdings nicht ohne Selbstironie.

Als die NATO mit den Bombenabwürfen auf Serbien beginnt, bedeutet das dort vielerorts ein Ende des geschäftlichen Lebens. Auch für den Produzenten Sergej und sein Filmteam stellt sich die Frage, ob man in Kriegszeiten noch weiter Filme drehen will. Und ob man es überhaupt noch kann, denn der Geldgeber ist ein amerikanischer Weltenbummler, dessen Konten jetzt gesperrt wurden und der sich vor der Geheimpolizei und ihren Schlägern verstecken muss.

Sergej beschließt, in die Offensive zu gehen und stellt den Amerikaner in einer Pressekonferenz als den Star eines patriotischen Filmes vor. Die Gelder beginnen wieder zu fließen, und die Dreharbeiten am neuen Film beginnen, während der Nachthimmel Belgrads von den amerikanischen Leuchtraketen erhellt wird. Ein vortreffliches Szenario für sarkastische Hiebe nach allen Seiten: eine Ministerin, die gleich zweimal eine Ansprache hält, die letztlich nur aus dem Wort "Bravo" besteht, der grandiose neue Kamerakran, der bis vor kurzem noch von CNN benutzt wurde, und schließlich der Amerikaner, der davon überzeugt werden muss, die amerikanische Flagge gemäß Drehbuch zu verbrennen. Auch die Crew versucht, mit Witzeleien den Ernst der politischen Lage und das ständige Hickhack mit dem Mann vom Geheimdienst zu verdrängen - eine Strategie mit begrenzter Lebensdauer.

Der Einbruch des Tragischen in die Komödie vollzieht sich zwar formal begründet (man beschließt, nicht nur gestellte Szenen, sondern auch reale Kriegsbilder in den Film aufzunehmen, was schließlich zum Verlust eines Mitglieds der Crew führt), aber das Problem des Übergangs von den kleinen komödiantischen Szenen zur politisch-dramatischen Ebene bleibt schroff und ungelöst. Das atemlose Drehbuch, das den hektischen Prozess des Filmemachens nachzeichnet, bietet nicht genug Raum für die notwendige emotionale Tiefe.

Präzis entwickelt wird hingegen die zwangsläufig sehr schwierige Situation, in die Sergej mit seinem Beschluss gerät, trotz aller widrigen Umstände weiter zu produzieren. Angetreten mit dem Wunsch, einen subversiven Film zu machen, gerät er schon bald in die Nähe der Kollaboration mit den Machthabern, die immer detaillierter mitbestimmen wollen, was gedreht wird.

Eine dialogreiche Komödie, die unter dem schweren thematischen Hintergrund leidet - aber wer wollte einem jugoslawischen Filmemacher verübeln, die in seiner Heimat wichtigen Ereignisse in komödiantischer Form zu verarbeiten? Zumal der Versuch auch ganz offen autobiographische und selbstironische Züge trägt.

Jugoslawien 2000 - Produktion: Cobra Film - Produzent: Dragan Bjelogrlic, Predag Maksimovic - Verleih: UDI - Länge: 101 Min. - Regie: Darko Bajic - Buch: Nikola Pejakovic - Kamera: Vladan Pavic - Schnitt: Steva Maric - Musik: Toma Babovic - Darsteller: Dragan Bjelogrlic, Srdjan Todorovic, Daryl Haney, Aleksandar Bercek, Vesna Trivalic, Goran Kicic

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