„Ein völlig hilfloses Signal“

Werbung
Werbung
Werbung

Andreas Braun ist Geschäftsführer der Swarovski-Kristallwelten und Mitglied des ORF-Stiftungsrates. Er fordert eine Neuformulierung des öffentlich-rechtlichen Auftrags.

Die Furche: ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz hat sein Gegenprogramm zur Krise des ORF vorgestellt: 1000 Mitarbeiter sollen gehen, dazu ein rigider Sparkurs bei Filmwirtschaft und Minderheitenprogramm. Wo bleibt da der Bildungsauftrag des ORF?

Andreas Braun: Was da präsentiert wurde, halte ich für völlig unangemessen, sowohl den Menschen im ORF als auch der Öffentlichkeit gegenüber. Das war ein völlig hilfloses Signal. Ich kann nicht punktuell und aktionistisch einschränken, ohne substanzielle Fragen zu beantworten. Wrabetz hat die Pflicht, eine lang- und mittelfristige Perspektive für den ORF zu entwerfen.

Die Furche: Tut er das nicht mit den Programmreformen und seinem Sparpaket?

Braun: Das sind keine Perspektiven. Das ist, als würde die Titanic gegen den Eisberg fahren und der Kapitän beschäftigt sich mit den Problemen von Mikado .

Die Furche: Aber er befindet sich in einer Zwickmühle zwischen öffentlich rechtlichem Auftrag und dem Bestehen auf dem quoten-getriebenen Werbemarkt.

Braun: Was der ORF braucht, ist eine saubere Schnittstelle zur privaten Medienwelt. Wrabetz muss den Mehrwert des Produktes argumentieren. Es gibt auch viele Stimmen innerhalb des ORF, die eine straffere Formulierung des öffentlich-rechtlichen Auftrags fordern. Der Bedarf nach Nicht-Fastfood ist jedenfalls weltweit gegeben.

Die Furche: Die Regierung zeigt Wrabetz derzeit die kalte Schulter, was finanzielle Unterstützung angeht.

Braun: Die Regierung muss sich die Frage stellen, was im Jahr 2008 demokratiepolitisch gescheit ist. Will man ein hohles, pseudo-offiziöses Programm oder ein modernes, mutiges und experimentelles Fernsehen?

Die Furche: Wie soll sich die Belegschaft des ORF verhalten?

Braun: Ich orte ein massives Vertrauensproblem der Mitarbeiter gegenüber der ORF-Führung. Wichtig ist, dass sich das Unternehmen neu definiert. Dazu gibt es Vorschläge und Berater. Aber das Problem ist, dass die Führung des ORF beratungsresistent ist.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung