"Elementarereignis"

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Verzauberin, Unvergleichliche, Jahrhundertschauspielerin, Burgtheater-Ikone - titelten die Nachrufe auf die Doyenne des Burgtheaters. Paula Wessely ist am vergangenen Donnerstag im Alter von 93 Jahren verstorben. Eine der bedeutendsten Schauspielerinnen des 20. Jahrhunderts ist damit von der Bühne der Welt abgetreten.

Paula Wessely wurde am 20. Jänner 1907 in Wien-Sechshaus als Tochter eines in das Theater vernarrten Fleischermeisters und Nichte der Burgschauspielerin Josephine Wessely geboren. Sie studierte am Max-Reinhardt-Seminar und debütierte 1924 am Deutschen Volkstheater in Wien, wo sie - abwechselnd mit dem Prager Deutschen Theater - auftrat, bevor sie 1952 zum Ensemble des Burgtheaters kam.

Mit Gerhard Hauptmanns "Rose Bernd" erlebte "die Wessely" 1932 bei ihrem Debüt in Berlin den Durchbruch. Die Kritik würdigte sie als "Elementarereignis", Alfred Polgar schrieb: "Diese junge Schauspielerin Paula Wessely, in deren Stimme und Antlitz Weichheit und Energie ineinanderfliessen, hat die Gabe, was sie spielt, ihrem Wesen so zu verschmelzen, dass kein Rest von Nur-Gespieltem übrigbleibt. Auf ihrer Kunst, die das durchaus ist, ruht der Segen der Selbstverständlichkeit."

Neben ihren Bühnenerfolgen war die Wessely eine der größten Entdeckungen des deutschsprachigen Films. Mit Willi Forsts "Maskerade" (1934) wurde sie zum Leinwandstar. "Sie hält einen Platz in der kleinen Galerie von Frauen, die mir einst, ohne es zu wissen, das Herz bewegt haben", bekannte Thomas Mann als er sich an den Film erinnerte. 1941 liess sie sich als Protagonistin für den antisemitischen Propagandafilm "Heimkehr" missbrauchen. Ein Fehltritt, den sie später öffentlich bedauerte.

Seit 1935 war Paula Wessely mit ihrem Kollegen Attila Hörbiger verheiratet. Der Ehe entstammten drei Theatermacherinnen von Rang.

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