Enge essen Seele auf

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Antonin Svoboda kreiert in seinem Spielfilm-Zweitling "Immer nie am Meer" mit Stermann, Grissemann & Co ein neues Genre: die "Psycho-Groteske".

Antonin Svobodas Spielfilm-Erstling Spiele leben ist uns vor Jahresfrist ziemlich auf die Nerven gegangen: Austrokitsch des sozialen Abstiegs. Und dann jetzt, für den Zweitling, noch die abendfüllenden Filmschauspiel-Erstlinge vor Stermann & Grissemann plus den deutschen Kabarettkollegen Heinz Strunk genommen. Grauenhaft? Nein! Immer nie am Meer.

Was ein Kabarettfilmchen hätte werden können, hat sich zur - laut Eigendefinition - "Psycho-Groteske" gemausert, in der österreichische Befindlichkeitsneurosen bis zum Exzess ausgekostet werden.

Eine gepanzerte Ex-Karosse Kurt Waldheims, darin der eher träge Geschichtsprofessor Baisch (Stermann), dessen tablettensüchtiger Schwager Anzengruber (Grissemann) und der auf der Waldstraße aufgelesene Tingelkünstler Schwanenmeister (Strunk): Die drei Herren sind eingeschlossen, weil das einstige Präsidentengefährt so zwischen zwei Bäume stürzt, dass die Türen nicht aufgehen, und in der gepanzerten Maßarbeit lässt sich auch keine Fensterscheibe einschlagen. Wird Hilfe kommen, oder müssen die drei nach dem Verzehr einiger Flaschen Prosecco und einer Dose Heringsalat auf ihr Ende warten?

Noch ist ja nicht aller Tage Abend, denn auf der Suche nach seiner Ratte, an der er Verhaltensstudien zu machen pflegt, verschlägt es den Buben Toni (Philip Bialkowski) vom nahen Ferienheim zur Unfallstelle. Rettung?! Gefehlt: Was braucht er noch Ratten, denn endlich hat Toni weine Laboranordnung, bei der seine Versuchsobjekte in Stresssituation beobachten kann …

In der Mischung surrealer, irrwitziger und ganz und gar menschelnder Versatzstücke, aus denen dieses klaustrophobische Zwangsexperiment besteht, laufen die drei im Auto zur Hochform auf. Besser ist absurdes Theater heimischer Filmprovenienz selten zu sehen gewesen - was auch an der Kameraakrobatik von Martin Gschlacht liegen muss, der die Enge des Autos für die Leinwand kongenial aufbereitet.

IMMER NIE AM MEER

A 2007. Regie: Antonin Svoboda. Mit Christoph Grissemann, Dirk Stermann, Heinz Strunk. Verl.: Filmladen. 88 Min.

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