Entbehren und Zurückbleiben

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Regisseurin Yasmin Kassari widmet sich den Frauen in Taourirt.

Die junge Zeinab sitzt beim Heiler und lässt ihr im Bauch heranwachsendes Kind auf Anraten der Schwiegermutter nach einer alten Tradition "einschlafen". Erst wenn der Vater wiederkommt, soll das Ungeborene auf die Welt kommen. Schon einen Tag nach der Hochzeit, mit der "L'enfant endormi" (Das schlafende Kind) beginnt, hat er sich mit anderen jungen Männern auf den Weg nach Europa gemacht, um dort sein Glück zu versuchen. Wir befinden uns in einer der ärmsten Gegenden Marokkos in der Nähe von Taourirt. Regisseurin Yasmine Kassari richtet ihren Blick auf die Frauen, die zurückbleiben und auf deren entbehrungsreiches Leben. Der Film zeigt sie bei ihren täglichen Arbeiten. Dabei verwendet Kassari das Bild vom "schlafenden Kind" als Metapher für den Stillstand im Leben der Frauen: Nichts scheint ohne die Männer zu gehen. Als Zeinab ein Foto von sich machen lässt und es ihrem Ehemann schickt, bekommt sie es mit der Bemerkung zurück: "Setze keinen Fuß mehr nach Taourirt ohne meine Erlaubnis." Zeinabs Freundin rebelliert hingegen gegen die patriarchale Ordnung und bekommt den Regelverstoß schmerzhaft zu spüren. "L'enfant endormi" berührt auf intime Weise Themen wie Migration oder Emanzipation, ohne je ins Thesenhafte abzurutschen.

L' ENFANT ENDORMI

B/M 2004. Regie: Yasmine Kassari.

Mit Mounia Osfour, Rachida Brakni.

Verleih: Cinematograph. 95 Min.

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