Fernsehen der übelsten Sorte

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"Kann es sein, dass Viktoria schon einmal gelebt hat?" Der einzige heimische Privatsender ATVplus hat das Thema Seelenwanderung entdeckt. Natürlich ist auch diese Idee wieder geklaut - in diesem Fall gab es ein ähnliches Format bereits bei VOX. Aber Originalität zeichnet die momentane Fernsehlandschaft nicht gerade aus: Wenn einer Promis zum Tanz bittet, Super Nannys auf Kinder los lässt oder - wir erinnern uns - langweilige Mitmenschen in einen Container einsperrt, dann bekommen wir das bestimmt bald auch auf einem anderen Sender zu sehen.

Obwohl jedes Kind schon lernt, dass man nicht den Blödsinn anderer nachmachen muss. Damit ist auch schon gesagt, dass es sich bei "Wer warst du? Zeitreisen in ein früheres Leben" um Fernsehen der übelsten Sorte handelt. Es gehe nicht um Wissenschaft, heißt es gleich zu Beginn, sondern um eine Dokumentation unerklärlicher, bemerkenswerter Phänomene. So genannte Reinkarnationsexperten versetzen die Freiwilligen in eine Art Trance-Zustand, der ihnen Zugang zu einem früheren Leben verschaffen soll.

Viktoria sieht sich als Bernhard Milster anno 1412 in Bremen. Gemeinsam mit dem Kamerateam fährt sie anschließend vor Ort, um die wertvollen Hinweise (Stadt, Mauer, Tor, Brücke, Fluss) zu überprüfen. Die knallharte Recherche sieht so aus: In der Sitzung sprach Viktoria ohne nähere Angaben davon, dass sie Gulden besessen habe. ATVplus befragt einen Münzsammler und konstatiert, dass dieser Viktorias Beschreibung der damaligen Währung "in jeder Hinsicht" bestätigt habe. Hier nimmt man gleich die ganze Hand, wenn einem der kleine Finger angeboten wird. Am Ende ist alles so schleierhaft wie vorher.

Die gute Nachricht zum Schluss: Das war vorerst die letzte Folge. Aber der nächste Humbug ist sicher schon geplant - und wird von anderen wieder kopiert. Garantiert.

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