Film-Millionen-Show

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Claudia Schmieds Leistungsbilanz zum Thema Film klingt - nach eigenen Angaben - beachtenswert. Eine Analyse von Matthias Greuling/Graz.

Seit Claudia Schmied Kulturministerin ist, hat sich Österreichs Filmbranche offenbar mit der Politik ausgesöhnt. Die Forderungen nach mehr Fördergeldern für den heimischen Film sind zwar lauter als je zuvor, vor allem seit der Oscar-Prämierung für Stefan Ruzowitzkys "Die Fälscher". Man sieht den Oscar als Chance, bei der Politik die nötige Bewusstseinsbildung für Film als Kunst (und erfolgreichen Wirtschaftsfaktor) voranzutreiben. Jedoch sind die Töne weniger scharf, wie die am Sonntag zu Ende gegangene Diagonale zeigte. Weil Claudia Schmied auf absolute Dialogbereitschaft setzt, scheint sie kaum angreifbar. Also wendet sich die Filmbranche wieder ihren internen Zwistigkeiten zu: Besonders die inhaltliche Ausrichtung so mancher Diagonale-Veranstaltungen ließ heuer die Wogen zwischen der scheidenden Diagonale-Intendantin Birgit Flos und Filmemachern mit ähnlich energischem Temperament (Ruth Beckermann) hochgehen.

Film ist wichtig

Schmied kann sich in diesem Umfeld als beklatschte Wohltäterin für die Branche feiern lassen. Dass ihr der Film wichtig ist, beweist schon allein die Tatsache, dass Schmied auch in diesem Jahr nach Graz kam und der Diagonale-Preisverleihung beiwohnte. Ihre Leistungsbilanz im Filmbereich klingt nach eigenen Angaben 15 Monate nach ihrem Amtsantritt beachtenswert. Schmied in Graz: "Das Budget für den österreichischen Film betrug im Jahr 2006 noch 11,5 Millionen Euro, im Jahr 2008 sind es schon 17,1 Millionen." Nachsatz: "Ich würde mich freuen, wenn das entsprechend gewürdigt würde."

Gemeint hat Schmied mit dieser Summe das Budget des Österreichischen Filminstituts ÖFI (von 9,6 Millionen Euro auf 12,5 aufgestockt) sowie die im Kulturministerium angesiedelte Film-Abteilung, auch bekannt als "kleine Filmförderung" (von einer auf zwei Millionen verdoppelt). Das Geld für beide Institutionen kommt vom Bund. Außerdem rechnet die Ministerin 600.000 Euro für den Bildungsfilm an den Schulen, sowie je eine "Sondermillion" für den österreichischen Film und eine Million für das Bildungsfilmabkommen mit dem ORF hinzu. "Ich will aber noch mehr Geld bereitstellen." Ex-Kulturminister Rudolf Scholten wurde kürzlich vom Ministerium in den Aufsichtsrat des ÖFI entsandt. "Scholten und ich sind der Meinung, dass wir für das ÖFI künftig 20 Millionen Euro jährlich brauchen."

Schmieds "Millionen-Show" sorgte während der Diagonale für wohlwollendes Raunen unter den Filmschaffenden. "Ich stehe voll hinter dem Film, und gerade durch den Oscar-Erfolg für, Die Fälscher' haben wir nun einen großen Moment, hier mit Nachdruck aufzutreten." Wenngleich sie ihr Bemühen umgehend relativierte: "Natürlich braucht eine solche Budgetaufstockung auch die entsprechende Haltung des Finanzministers." Aber: "Jede zusätzliche Million ist ein Gewinn für die Filmbranche." Diese Einstellung ist löblich, hat aber mit struktureller, langfristiger Verbesserung der Förderung nichts zu tun.

Film in die Schulen

Schmieds Anlass für ihren Graz-Besuch war freilich anderer Natur: Die Vermittlung von Film als Teil des Unterrichts an den Schulen ist ihr ein besonderes Anliegen (und kostet auch nicht die Welt): "Wir haben eine Stabsstelle für Kunst- und Kulturvermittlung gegründet und als Sofortmaßnahme eine Million Euro Vermittlungsbudget bereitgestellt", sagt Schmied. Eine der ersten Aktionen: "Die Fälscher" wird zwischen 14. und 18. April in den Programmkinos aller Landeshauptstädte exklusiv für Schüler vorgeführt. "Wir rechneten mit 5000 Anmeldungen, haben aber mittlerweile schon 10.000", so Schmied. Nach den Schülervorstellungen soll es Diskussionen mit Zeitzeugen geben. Schmied will auch die Forderung nach einer fundierten Medienausbildung bei Lehrern überdenken. "Das Schulsystem bei uns ist historisch gewachsen, Änderungen sind schwierig umzusetzen. Mein Kernthema lautet: Wie gelingt der Paradigmenwechsel zu mehr Innovation, wie kann ich die Autonomie der Schulen stärken?" Dass dies - noch - ein Wunschtraum, weiß die Ministerin: "Es gibt 120.000 Lehrer, deren Leidenschaft wir erst gewinnen müssen."

Internetportal des Bildungsministeriums für Medienarbeit: www.mediamanual.at

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