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Tunesische Erotik

Geifernd lüsterne Männerblicke, aufgeheizte Atmosphäre, erotisch wippende Brüste und Bäuche grell geschminkter Tänzerinnen im Pailetten-Push-Up - so hat man sich Nachtklubs in Tunesien immer schon vorgestellt. In diesem gesellschaftlich geächteten Milieu findet die frustrierte, ihrem verstorbenen Mann nachtrauernde Alleinerzieherin Lilia (Hiam Abbas) die Befreiung.

Raja Amaris Emanzipationsfilm "Roter Satin" macht ganz und gar nicht glücklich. Plakativ und unkritisch wird der orientalische Tanz im Nachtklub hier als einzige Möglichkeit dargestellt, aus einer von männlichen Familienoberhäuptern streng reglementierten Normalität auszubrechen. Weibliche Solidarität und Aufrichtigkeit erfährt Lilia nur von den Bauchtänzerinnen, ihre sonstigen Kontakte durchbrechen nie die distanziert-freundliche Konversation. Die selben strengen Regeln, denen Lilia im exzessiven Nachtleben entflieht, legt sie ihrer pubertierenden Tochter Salma (Hend El Fahem) auf. Selbst vor ihr hält sie das Doppelleben zwischen Tag und Nacht aufrecht. All das macht ihren Emanzipationsprozess unglaubwürdig. Auch das Freierwesen und andere Schattenseiten werden nur peripher gestreift. Einziges witziges Detail: Mutter und Tochter lieben denselben Mann: Chokri (Maher Kamoun), natürlich ein Musiker im Club. Ein Film für ausgeprägte Brust- und Bauchfetischisten. Isabella Marboe

ROTER SATIN - Satin Rouge

Frankreich 2002. Regie/Drehbuch: Raja Amari. Mit Hiam Abbass, Hend El Fahem, Maher Kamoun, Faouzia Badr, Monia Hichri. Verleih: Filmladen. 91 Min.

Bosnische Gräuel

Mitten in einer der blutigsten Schlachten des Bosnien-Krieges verirrt sich eine Einheit bosnischer Soldaten - und findet sich am nächsten Morgen in der Schusslinie der serbischen Truppen wieder. Nur einer übersteht das Massaker. In "Niemandsland" ("Nicija zemlja") erzählt Regisseur und Drehbuchautor Danis Tadovic die Geschichte des Balkankrieges in Form einer satirischen Parabel, in deren Brennpunkt die Sinnlosigkeit des Tötens steht. Es gelingt Tadovic eindrucksvoll zu demonstrieren, dass es in einem Krieg keine Sieger, sondern immer nur Opfer geben kann.

Das filmische Meisterwerk, das unter anderem 2002 mit dem Oscar für einen Langspielfilm sowie 2001 in Cannes mit der Goldenen Palme für das beste Drehbuch ausgezeichnet wurde, feiert im Rahmen der Balkan-Retrospektive des Filmarchivs "Welcome to Sarajevo" am Donnerstag, 9. Jänner, um 20 Uhr im Wiener Metro-Kino Österreichpremiere. Nach dem Erfolg der Emir Kusturica Retrospektive des letzten Jahres bietet das Filmarchiv dieses Mal eine breite Auswahl der Geschichte der bosnischen Kinematografie. Alexander Lass

Welcome to Sarajevo

Bosnien-Herzegowina im Film

Vom 9. bis 15. Jänner im Metro Kino,

Johannesgasse, 4, 1010 Wien. Nähere Programminformationen unter

www.filmarchiv.at

Schwarzweißes Ghetto

Jennifer Lopez nützte die Kinoleinwand schon des öfteren als Werbeträger für ihre neueste Platte. In seinem Filmdebüt macht es Eminem ihr nach und bietet seinen Fans in knapp zwei Stunden nicht nur eine Vielzahl an neuen Songs, sondern auch einen Einblick in sein Leben. In diesem sehr autobiografischen Film spielt er weitgehend sich selbst. Und da Selbstinszenierung zweifellos eine Stärke von ihm ist, wirkt das Ergebnis dieses Experiments überraschend authentisch.

In Detroit, wo James Smith Jr. (Eminem) aufwächst, wird mit dem Begriff "8 Mile" die Grenze zwischen weißer und schwarzer Bevölkerung bezeichnet. Auf diesem schmalen Grat bewegt sich der weiße Rapper auf der Suche nach seiner Identität und dem Erfolg als Musiker, den er sich in dem schwarzen Business hart erkämpfen muss. Er wächst in zerrütteten Familienverhältnissen auf - mit seiner alkoholkranken Mutter (Kim Basinger) in einem schwarzen Ghetto, geprägt von Gewalt, Diskriminierung und Frustration. Die Animositäten sind nicht nur auf die herrschenden Rassen-, sondern auch auf die immensen Klassenkonflikte aufgebaut. Allen Schwierigkeiten zum Trotz setzt Eminem sich - im Film wie in der Realität - durch. Seit 1998 ist er ebenso umstrittener wie gefeierter Weltstar der Hip-Hop Szene.

Das wie ein überlanger MTV-Clip wirkende Werk von Regisseur Curtis Hanson, der sich unter anderem durch "L.A. Confidential" einen Namen gemacht hat, taugt als Drama nicht besonders. Betrachtet man es allerdings jenseits der Geschichte Eminems als Milieustudie der unterprivilegierten Bevölkerungsschicht in den USA, kann man ihm schon einiges abgewinnen.

8 MILE

USA 2002. Regie: Curtis Hanson.

Mit Eminem, Kim Basinger, Brittany

Murphy. Verleih: United International

Pictures. 110 Min.

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