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Pilcher-Sex

"Sex and the City" weiß, was Frauen wollen. Nämlich die "zwei Ls": Liebe und (Mode-) Labels. So wird es schon im Vorspann verkündet. Ist ja nur ein Spielfilm, könnte man meinen, doch die nunmehr mit diesem Film zum Abschluss gekommene TV-Serie ist ja mehr als bloße Unterhaltung: "Sex and the City" ist eine Film gewordene Frauenzeitschriftenkolumne in Sachen Liebe, deren Protagonistinnen durchaus Vorbildscharakter beanspruchen - und da ist die Reduktion der weiblichen Interessen auf Männer und Mode alles andere als ein Spaß. Hey Frauen, es gibt noch andere Dinge im Leben als Kerle und Klamotten! - Anders als der Titel verspricht, bekommt der Zuschauer weder besonders viel Sex noch besonders viel von New York City zu sehen, sondern vor allem viel Gelaber darüber zu hören, was Amerikanerinnen unter Liebe verstehen, beleitet von unzähligen "Oh my god!"-Ausrufen. Ein paar schön schmutzige Witze können nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich um einen zutiefst spießigen Streifen auf dem Niveau einer Rosamunde-Pilcher-Verfilmung handelt. Michael Kraßnitzer

Sex and the City

USA 2008. Regie: Michael Patrick King. Mit Sarah Jessica Parker, Kim Cattrall, Cynthia Nixon, Kristin Davis. Verleih: Warner. 135 Min.

Puppen-Liebe

Es ist der Ort dafür - ein Allerweltsstädtchen - der aufs Profil passende Einzelgänger und es ist sogar eine anatomisch korrekte Sexpuppe im Spiel. Dass "Lars und die Frauen" nicht in die Falltüren der Farce plumpst, sondern im schneebedeckten amerikanischen Norden eine herzerwärmende Geschichte formt, ist ganz und gar nicht alltäglich fürs Kino. Regisseur Craig Gillespie geht von Lars aus, einem von jedem sozialen Kontakt gepeinigten Endzwanziger, der sich eines Tages übers Internet eine täuschend echte Plastikfrau kauft, sie einkleidet und sie als seine Freundin vorstellt. Die lokale Ärztin und Psychologin weiß nur einen Rat: Mitspielen. Allesamt. Was als unterbewusster Selbstheilungsversuch beginnt, wird zur Gruppentherapie der ganzen Gemeinde - und zur überwältigenden Zuneigungsbekundung an einen Mitmenschen. Nur marginal stört der zu glatte Ablauf angesichts dessen, was Emily Mortimer als konsternierte Schwägerin Großartiges leistet - und Ryan Gosling, der in der Titelrolle deutlichst sein Talent unterstreicht. Thomas Taborsky

Lars und die Frauen

Lars And The Real Girl

USA 2007. Regie: Craig Gillespie. Mit Ryan Gosling, Emily Mortimer, Paul Schneider. Verleih: Senator. 106 Min.

Sing-Unspiel

Manche Filme liefern einem mögliche Umschreibungen schon selbst. Im Fall von Martin Walzens "Märzmelodie" sind die noch weniger drastischen "Eine Art Singspiel" oder "Stirbst du auch grad langsam?". Dabei ist die Idee, Schlager der letzten 70 Jahre als Gefühlsverstärker für handelnde Personen zu gebrauchen, einleuchtend; man borgt schließlich ständig von jenen, die das, was man auszudrücken versucht, schon fertig formuliert haben. In filmischer Form wird aus diesem Vorhaben aber wie unter Zwang ein Berlin, das grob geschätzt aus acht Personen besteht - alle in schwerer Existenzkrise. Heilmittel dagegen: eine neue Selbstsicht und die Liebe. Auf ihrem Weg dorthin bewegen sie die Lippen zu kurzen, manchmal ein wenig längeren Ausschnitten von Zarah Leander bis Annett Louisan. Das Ergebnis: in besseren Momenten die Verinnerlichung einer Hildegard Knef am Antlitz von Alexandra Neldel, in den wesentlich häufigeren schlechten die gefürchtete Kaulquappen-Erfahrung. Experiment fehlgeschlagen, Film tot. Thomas Taborsky

Märzmelodie

D 2007. Regie: Martin Walz. Mit Jan Henrik Stahlberg, Alexandra Neldel, Gode Benedix, Gedeon Burkhard. Verleih: Filmladen. 96 Min.

Vogel-Nest

Funktion, Struktur, ästhetische Anforderungen, und dazu der traditionelle chinesische Hintergrund: Die Einreichung des Entwurfs für das Olympiastadion in Peking war eine Herausforderung für das Schweizer Architektenduo Jacques Herzog und Pierre de Meuron. Der Schweizer Vorschlag wurde genommen, mittlerweile berühmt als das "Vogelnest", und parallel bekamen Herzog und de Meuron den Auftrag, einen ganzen Stadtteil in Jinhua zu planen. Der Dokumentarfilm "Bird's Nest" von Christoph Schaub und Michael Schindhelm begleitet die Architekten bei ihrer Reise nach China, bei der Reise durch eine fremd funktionierende Bürokratie, durch ein Land, das noch fern der Demokratie für Europäer undurchsichtig entscheidet und reagiert. Nicht die Gebäude stehen im Vordergrund, sondern der Werdegang der Projekte. Von Anbeginn war die Idee der beiden eine Struktur, die der Strenge der klassisch modernen Architektur des 20. Jahrhunderts entgegengesetzt war - von den chinesischen Medien bald als "Vogelnest" betitelt. Der gigantische, erstaunlich leichte Bau ist mittlerweile fertig - und der Film, der das Projekt über vier Jahre begleitete, ist spannend für alle, die sich nicht nur mit Architektur, sondern auch mit dem Gastgeberland der Olympischen Spiele beschäftigen möchten. Magdalena Miedl

Bird's Nest

CH 2007. Regie: Christoph Schaub, Michael Schindhelm. Mit Jacques Herzog, Pierre de Meuron. Verleih: Polyfilm. 87 Min.

Kleine Geheimnisse

Pol Cruchtens "Kleine Geheimnisse" über eine Luxemburger Jugend in den 60er Jahren wurde schon in der letztwöchigen Furche (Seite 10) rezensiert.

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