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Rachlüsterne Diva

Abend für Abend steht sie auf der Bühne, während London ihr zu Füßen liegt. Doch die schillernde Aktrice (Annette Benning) sieht ihr scheinbar perfektes Leben anders: "Ich fühle mich doppelt so alt, wie ich wirklich bin!", teilt sie melodramatisch ihrem Gatten und Manager (Jeremy Irons) mit. Und gelangweilt sei sie auch. Doch der Krise, die sich um eine ausgediente Ehe, das Älterwerden und Langeweile dreht, wird ein jähes Ende gesetzt: Eine Affäre mit dem jungen Tom lässt Julia aufblühen - bis dieser sein Interesse verliert und über Julia gar seiner neuen Flamme eine Rolle im neuen Stück verschafft. Dass Julia die junge Konkurrentin protegiert, verwundert alle. Doch am Premierenabend macht die Verschmähte dann von ihrer Schauspielkunst Gebrauch.

Im großen Showdown von "Being Julia" lauern die schillerndsten Momente dieses Porträts einer alternden Diva, bei dem István Szabó Regie führte. In seinen Filmen nahm er sich überwiegend menschlicher Schicksale unter dem Einfluss historischer Ereignisse an. Nun wird es mit der Adaption von W. Somerset Maughams "Theater" auch komödiantisch. Die Handlung steht weniger im Scheinwerferlicht als Julias Launen und Leidenschaften; sie scheint einzig auf den finalen Racheakt zuzusteuern, der ähnlich wohltuend wirkt wie Lars von Triers letztes Kapitel in "Dogville". Doch hier geht es weniger tragisch zu: Julia Lambert inszeniert das Leben als Theater. Und umgekehrt. In opulenter Kulisse rechnet Annette Benning in der Titelrolle mit den Gegenspielern ab. Neben Julias Launen fängt Benning mit nuanciertem Spiel auch den Golden Globe und eine Oscar-Nominierung ein. Nicole Albiez

BEING JULIA

Kanada/USA/Ungarn/UK 2004.

Regie: István Szabó. Mit Annette

Benning, Jeremy Irons, Shaun Evans . Verleih: Constantin Film. 105 Min.

Verrückte Gefühle

Ein attraktiver Mann, eine attraktive Frau - an sich die Grundlage für einen gewöhnlichen Liebesfilm. Aber "Barfuss" ist kein gewöhnlicher Liebesfilm, sondern eine skurrile Komödie, in der alles ein wenig anders läuft. Und Leila (Johanna Wokalek) ist keine gewöhnliche Frau, sondern schüchterne Bewohnerin einer Nervenklinik ohne den Hauch einer Ahnung, was in der Welt draußen vor sich geht.

Eigentlich will sich Leila ja das Leben nehmen, aber dann beschließt sie, es doch lieber endlich kennen zu lernen. Und zwar mit dem Taugenichts Nick - dargestellt von Til Schweiger, der in "Barfuss" auch Regie führt. Da wird Busfahren zum Abenteuer, und ein teures Auto kann dank Leila schon einmal um 580 Euro den Besitzer wechseln. Dass das alles nicht so bleiben kann, ist klar, die Polizei sucht nach der entflohenen Patientin. Aber als diese endlich gefunden wird, hat Nick längst seine Gefühle für die seltsame Begleiterin entdeckt, und es zeigt sich, wie weit - und wohin - man für die Liebe gehen kann.

Claudia Feiertag

BARFUSS

Deutschland 2004. Regie: Til Schweiger.

Mit Til Schweiger, Johanna Wokalek, Michael Mendl. Verleih: Buena Vista. 115 Minuten.

Aufgesetztes Trauma

Robert De Niro holt auch aus belanglosen Filmen noch einiges heraus. Doch die Besetzung der Hauptrolle mit dem Hollywoodstar ist kein wirklicher Grund, "Hide and Seek" zu empfehlen. Versteckspielen - englisch: Hide and Seek - ist das Lebenselixier der kleinen Emily Callaway; mit dem imaginären Freund Charlie arbeitet Emily ihr traumatisches Erlebnis auf: Sie hat in ihrer New Yorker Wohnung die Mutter tot gefunden. Selbstmord. Vater David Callaway (Robert de Niro) ist Psychologe und verzeiht sich nicht, dass es zu dieser Tragödie gekommen ist. Er zieht daher mit Emily in die Einschicht Neuenglands, wo aber statt Ruhe und Frieden das Grauen seinen Lauf nimmt.

Wer ist Charlie wirklich? Diese Frage wird dem zunehmend verstörten Zuschauer im Verbund mit allen möglichen Gewalttaten mehr und mehr aufgedrängt - bis der Plot an einem Ende anlangt, das - nachdem alle Verdächtigen sich nicht als Untäter entpuppt haben - nur die aufgesetzteste und beängstigendste aller möglichen Lösungen der Horrorstory anbietet. Wer so etwas mag, wird mit "Hide and Seek" wohl bedient. Nur wegen Robert De Niro aber muss man nicht in diesen Film gehen. Otto Friedrich

HIDE AND SEEK - DU KANNST DICH NICHT VERSTECKEN

USA 2005. Regie: John Polson.

Mit Robert De Niro, Dakota Fanning.

Verleih: Centfox. 101 Min.

Innovativer Killer

Zwei Männer kommen - an Abflussrohre angekettet - in einem Keller zu sich. In ihrer Mitte liegt eine blutüberstömte Leiche, in einer Hand eine Pistole, in der anderen ein Diktiergerät. Keiner weiß, warum sie hier sind, doch jemand spielt den beiden nach und nach Hinweise zu, die ihnen den Weg in Freiheit oder Tod weisen sollen. Das Erstlingswerk australischer Filmstudenten beschäftigt sich ausgiebig mit der Frage: Wie weit würdest du gehen, um dich oder deine Familie zu retten? Jede ablaufene Minute enthüllt weitere Fakten über die Gefangenen, den Psychopathen "Jigsaw" oder bereits vollzogene Taten. Zunächst kämpfen Adam und Lawrence im Keller um ihr Leben. In Rückblenden werden zum einen ihre Charaktere beleuchtet, zum anderen wird die Geschichte von Ermittlern auf der Fährte des Jigsaw-Killers erzählt. So bekommt der Film nach und nach Struktur, ohne dass sich die Handlungsstränge gegenseitig im Wege stehen.

Der Psychothriller "Saw" lotet die "Kreativität" sadistischer Tötungsarten aus, aber wie in "Sieben" spielt sich das Schlimmste nicht auf der Leinwand, sondern im Kopf des Zusehers ab. Nichts für Leute mit schwachen Nerven. Aslihan Atayol

Saw

USA 2004. Regie: James Wan.

Mit Leigh Whannel, Cary Elwes, Danny Glover, Ken Leung, Dina Meyer.

Verleih: 3L-Filmverleih. 100 Min.

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