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Animiertes Gemälde"Waking Life" ist eine Art Philosophikum, ein hundertminütiger Redeschwall unterschiedlichster Protagonisten (darunter Ethan Hawke und Julie Delpie), die zum Besten geben, was sie über das Leben wissen. Ob sie sich dabei durch ein reales Leben bewegen, lässt Regisseur Richard Linklater ("Before Sunrise", ebenso besetzt mit Hawke und Delpie) offen und stellt die Frage: "Schlafwandeln wir durch unser Wachsein, oder Wachwandeln wir durch unsere Träume?"

Bemerkenswert ist Linklaters Film durch seinen optischen Auftritt: Obwohl der gesamte Film mit realen Darstellern gedreht wurde, findet sich in "Waking Life" kein einziges reales Filmbild. Der gesamte Film wurde digital "übermalt" und sieht aus wie ein animiertes Gemälde. Das filmische Spiel mit Vorder- und Hintergründen wird in der mise en scène dieses experimentellen Spielfilms deutlich wie selten zuvor. So ist "Waking Life" nicht nur von seinen philosophischen Dialogen her äußerst vielschichtig. Matthias Greuling

WAKING LIFE

USA 2001. Regie: Richard Linklater. Mit Wiley Wiggins, Ethan Hawke, Julie Delpie. Verleih: Twentieh Century Fox, 100 Min.

Bis 31. Jänner im Wiener Gartenbaukino.

Blanke Nerven

Fortsetzungen zu erfolgreichen Filmen werden leicht zu Enttäuschungen. Bei der Mafiakomödie "Reine Nervensache 2" gingen die Filmemacher auf Nummer sicher: Eng halten sie sich an die Erfolgsformel des Erstlings, in dem Robert De Niro und Billy Crystal ein skurriles Patient-Psychiater-Gespann mimten, wobei die kulturelle Kluft zwischen italienischem Mafioso-Macho und jüdischem Mittelklasse-Akademiker erneut für Erheiterung sorgt. Der Film setzt in Sing Sing ein, wohin Mafiaboss Paul Vitti (De Niro) am Ende des Originals verfrachtet worden war. Die emotionale Belastung scheint ihn verrückt gemacht zu haben, und so empfiehlt Psychiater Dr. Sobel (Billy Crystal) seine Überweisung in eine Nervenheilanstalt. Prompt wird ihm Vitti aber in die eigene Obhut übergeben. Er soll dem Mafioso bei der Rehabilitierung zum ehrlichen Bürger behilflich sein. In gewohnter Manier stellen Billy Crystal und Robert De Niro ihre Fähigkeiten als Komiker unter Beweis. Das Ergebnis ist ein zum Schreien komischer Film, der alles andere als eine Enttäuschung ist!

Veronika Dolna

REINE NERVENSACHE 2 - Analyze That USA 2002. Regie: Harold Ramis. Mit Robert De Niro, Billy Crystal, Lisa Kudrow. Verleih: Warner Brothers. 95 Min.

Pizza im Ruhrpott

In den sechziger Jahren zog es viele Gastarbeiter nach Deutschland, um hier ein besseres Leben zu beginnen. Der aus der Türkei stammende Regisseur Fatih Akin, selbst ein Kind von Einwanderern, hat nun, nach seinem Roadmovie "Im Juli", eine solche GastarbeiterGeschichte fürs Kino erzählt: In "Solino" folgt er einer italienischen Familie, die ihr kleines Heimatdorf (Solino!) in Richtung Deutschland verlässt. Dort eröffnet sie die erste Pizzeria des Ruhrgebiets (Name: Solino!) und hat mit jeder Menge Probleme zu kämpfen. Doch "Solino" ist kein schwermütiges Sozialdrama, sondern regt da und dort auch zum Schmunzeln an. Besonders, wenn Hauptdarsteller Moritz Bleibtreu in seiner recht bizarren Siebziger-Jahre-Frisur erscheint.

Matthias Greuling

SOLINO

D 2002. Regie: Fatih Akin. Mit Barnaby Metschurat, Moritz Bleibtreu, Antonella Attili. Verleih: Warner Brothers. 124 Min.

Action in Budapest

In der amerikanischen Agentenkomödie "I Spy" werden ein tollpatschiger CIA-Agent (Owen Wilson) und ein großmäuliger Boxchampion (Eddie Murphy) dazu auserkoren, gemeinsam einen skrupellosen Waffenhändler in Budapest zur Strecke zu bringen. So viel zum Plot dieser Hommage an die gleichnamige TV-Serie aus den sechziger Jahren mit Robert Culp und Bill Cosby, die mit etwas Action, ein wenig Sex-Appeal (Ex-Bondgirl Famke Janssen) und wenig Witz aufpoliert wird. Einzig mit den wunderbaren Aufnahmen an den Originalschauplätzen Budapests kann der Film punkten. Aber die gibt es auch bei freytag & berndt. Jürgen Müllner

I SPY

USA 2002. Regie: Betty Thomas. Mit Eddie Murphy, Owen Wilson, Famke Janssen. Verleih: Columbia TriStar. 97 Min.

Hölle auf Erden

Testosteron-Kino aller erster Güte - ein anderes Charakteristikum vermag man dem neuesten Werk von Rob Bowman, der der Kultserie "Akte X" zu ihrem Leinwanddebüt verhalf, nicht zuzusprechen. Oft scheint es, dass die durchtrainierten Oberkörper der beiden Hauptdarsteller die einzige Attraktion dieses Action-Spektakels sind. Denn die eigentlichen Träger des Filmes, feuerspeiende Drachen, deren Ziel es ist, alles Leben auf der Erde auszulöschen, kommen kaum über den Standard eines Videospieles hinaus. Auch die Endzeitatmosphäre kann nichts vermitteln, was nicht bereits in Filmen wie Terminator oder Mad Max geboten worden wäre. Lukas Grossebner

DIE HERRSCHAFT DES FEUERS

Reignof Fire

USA 2002. Regie: Rob Bowman. Mit Christian Bale, Matthew Mc Conaughey. Verleih: Buena Vista. 102 Min.

Mords-MelodramatikRoberta Flacks Hit-Titel "Killing Me Softly" hält für den Filmtitel her. Und Chen Kaige, Regie-Shootingstar aus dem Reich der Mitte ("Lebewohl, meine Konkubine", "Verführerischer Mond") gibt sein englischsprachiges Spielfilmdebüt. Dazu noch die Erkenntnis, was passiert, wenn Hitchcock in fernöstlicher Filmsprache serviert wird - dasselbe wie mit Mousse-au-chocolat, das mit viel Tabasco-Sauce übergossen wird: Es kommt etwas Ungenießbares, jedenfalls nur für wirkliche starke Mägen Verdauliches heraus - und das trotz respektabler Besetzungsliste (Joseph Fiennes, Heather Graham, Natascha McElhone).

Webdesignerin Alice (Graham) trifft auf einem Fußgängerübergang in London den Extrembergsteiger Adam (Fiennes), lässt sich von ihm stante pede vernaschen und verlässt Hals über Kopf ihren Partner, um Adam zu heiraten.

Doch mit jedem Tag ahnt Alice dass sie in einen Abgrund des Grauens geraten ist: Ist der sanfte Adam nur die Fassade, hinter der sich ein Vergewaltiger, ein Wahnsinniger, ein Mörder verbirgt?

Chen Kaige schwelgt in großen und größten Gefühlen, um das darzustellen, was bei Hitchcock mit mehr als einer Prise Zynismus samt kalkulierter Gänsehaut präsentiert würde. Doch eben dies stellt der chinesische Filmemacher weit hintan.

Roberta Flack hat sich die Titel-Fledderei jedenfalls nicht verdient: Nicht softly wird gekillt.

Viel treffender wäre: Killing me melodramatically. Extremely.

Otto Friedrich

KILLING ME SOFTLY

USA 2002. Regie: Chen Kaige. Mit Heather Graham, Joseph Fiennes, Natascha McElhone. Verleih: Constantin, 95 Min.

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