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Gesichter des Bösen

Gangster N0. 1

GB/D 2000. Regie: Paul McGuigan. Mit Malcolm McDowell, Dvid Thewlis, Paul Bettany. Verleih: Commerzfilm. 102 Min.

Wie Neid und Größenwahn einen Menschen in ein Monstrum verwandeln, schildert der britische Kultregisseur Paul McGuigan in seinem blut-überströmten Epos "Gangster No.1". Ein junger Gangster (Paul Bettany) erledigt als rechte Hand des Verbrecherkönigs Freddie Mays (David Thewlis) schmutzige Geschäfte. Ehrgeizig wie er ist, möchte er selbst die Nr. 1 in der Ganovenwelt der Swinging Sixties werden. Als ein rivalisierender Bandenchef Freddie umbringen möchte, wittert er seine Chance.

McGuigan, der das gleichnamige Bühnenstück von Louis Mellis und David Scinto filmisch inszeniert, schont seine Zuschauer nicht: Er macht sie zu Zeugen zügellosen Tötens und schreckt nicht davor zurück, Gewaltszenen mit den Klängen von Beethovens 9. Sinfonie zu untermalen. In diesem kleinen Filmmeisterwerk bestechen brillante Schauspieler, die den coolen Chic der 60er Jahre tragen (herausragend: Malcolm McDowell als gealterter Gangster). Der Thriller lebt von der Faszination "Gewalt", ohne sie zu feiern. Vielmehr zeigt er, dass sich die Bösen am Ende stets selbst vernichten.

Bekehrter Hehler

Hardball

USA 2001. Regie: Brian Robbins. Mit Keanu Reeves, Diane Lane, John

Hawkes. Verleih: United International Pictures. 106 Min.

Kein leichtes Spiel für Conor O'Neil (Keanu Reeves): Um Wettschulden zurückzuzahlen und sein Leben zu retten, muss er sich dazu verpflichten, ein junges Baseballteam zu trainieren. Er steht diesem Vorhaben sehr skeptisch gegenüber, zumal sich ihm zahlreiche Schwierigkeiten in den Weg legen. Doch die Buben, allesamt aus der klischeebehafteten, amerikanischen Unterschicht, gewinnen sein Vertrauen - und schon beginnt seine Metamorphose vom ziellosen Ticket-Hehler zum vorbildhaften und einfühlsamen Baseballcoach. Während Conor den Kindern mit Hilfe der engagierten wie attraktiven Lehrerin Elizabeth (Diane Lane) Teamgeist beibringt, lassen sie ihn die wesentlichen Dinge des Lebens erkennen - und er bekommt seines wieder in den Griff.

Sport, herzige Kinderaugen, ein tragischer Unfall, eine rührende Persönlichkeitsentwicklung und Spuren einer Liebesgeschichte - eine bunte Mischung in einem durchschnittlichen Drama mit einem überdurchschnittlich guten Soundtrack (u.a. von Notorious B.I.G. und R. Kelly).

Veronika Dolna

Durchgeknallte Aliens

2002 - durchgeknallt im All

D/Kanada/USA 2000. Regie: Allan A. Goldstein. Mit Leslie Nielsen, Ophelie Winter, Ezio Greggio, Verona Feldbusch u.a. Verleih: Buena Vista. 99 Min.

Urknall: Bumm. Eierspeis im Nichts: Leben. Sturz auf den Mond: Vielversprechend. Blödelinspektor Dick Dix tritt auf: Der Menschheit ganzer Jammer packt mich am Schlafittchen.

Aliens aus dem Kostümverleih haben den US-Präsidenten geklont. Der geklonte Präsident kann ebenfalls Saxophon spielen. Die Erde ist in Gefahr. Glück: Hollywoods schönstes weibliches Pferdegebiss steht auf der Seite der Guten. Bange Frage: Satire? Parodie? Oder das reine, wertfreie Geblödel? Gezählte fünf Lacher (eigene). Schrecklicher Verdacht: Diesen Film haben besoffene Aliens gedreht. Einziger Trost: Beim auf die Schaufel genommenen Präsidenten war's wenigstens noch nicht ganz wurscht, ob echt oder geklont. Man hat schon blödere Filme gesehen. Aber selten.

Hellmut Butterweck

Welles, restauriert

Im Zeichen des Bösen

USA 1958. Regie: Orson Welles. Mit Charlton Heston, Janet Leigh, Orson Welles, Marlene Dietrich. Verleih: TopFilm. 111 Min.

Die Flitterwochen des mexikanischen Rauschgiftdetektivs Vargas (Charlton Heston) und seiner amerikanischen Frau Susan (Janet Leigh) werden empfindlich getrübt, als sich die beiden in einer mexikanisch-nordamerikanischen Grenzstadt in eine mörderische Affäre verstricken. Welche Rolle dabei der hinkende Sheriff Quinlan (Orson Welles) spielt, ist auch nicht ganz durchsichtig.

Orson Welles, das Filmgenie, drehte "Im Zeichen des Bösen/ Touch of Evil" 1958 wieder einmal im Alleingang: Er schrieb das Drehbuch, inszenierte und spielte eine der Hauptrollen. Die innovative Kameraführung (eine nicht enden wollende Einstellung eröffnet den Film), die rätselhafte Handlung, die Besetzung und einige Kurzauftritte (etwa von Joseph Cotton oder Marlene Dietrich) machen "Im Zeichen des Bösen" zu einem Filmerfolg. Welles selbst konnte allerdings nie jene Fassung zeigen, die ihm lieb gewesen wäre: Denn das Studio wehrte sich gegen seine Schnitt-Technik der Parallelmontage, mit der Welles - damals höchst neuartig - Gleichzeitigkeiten im Film ausdrücken wollte. Jetzt kommt erstmals die nach Welles' Original-Vorstellungen restaurierte Fassung des Films in die Kinos. Vor seinem Tod hinterließ Welles ein 58-seitiges Memo, in dem er festhielt, wie er den Film umgeschnitten haben wollte. Nach diesen Aufzeichnungen wurde "Im Zeichen des Bösen" neu montiert. Die Anfangstitel wurden entfernt und an den Schluss verlegt, das musikalische Titelthema fehlt. Gleich danach folgt jene Parallelmontage, die das Studio einst hatte entfernen lassen. Kenner der "verstümmelten" Originalversion werden allerdings nicht den Eindruck haben, mit der restaurierten Fassung einen völlig anderen Film zu sehen.

Matthias Greuling

Andere Elternliebe

Ich bin Sam - i am Sam

USA 2001. Regie: Jessie Nelson. Mit Sean Penn, Michelle Pfeiffer, Dakota Fanning, Laura Dern. Verleih: Warner Brothers 132 Min.

Ein geistig Behinderter kämpft um seine Tochter: Für seine Darstellung in "Ich bin Sam" wurde Sean Penn zu Recht für den Oscar nominiert. Berührend und authentisch spielt er den liebenden Vater mit der Intelligenz eines 7-Jährigen, dem das Sorgerecht für sein Kind entzogen werden soll. Unterstützt wird er dabei von der Karriereanwältin Rita (Michelle Pfeiffer), die über den anfänglichen Prestigefall für sich selbst zu einem neuen Verständnis des Eltern-Seins kommt.

Die Problematik ist differenziert dargestellt, es wird durchaus deutlich, dass Sam die Aufgabe, ein Kind großzuziehen, nicht mehr ohne Hilfe erfüllen kann. Andererseits lässt "Ich bin Sam" keinen Zweifel daran, dass die hingebungsvolle Liebe und die Geduld Sams das Beste sind, was man einem Kind angedeihen lassen kann - Eigenschaften, die die gestresste Anwältin erst erlernen muss.

Ein schöner Film, der tatsächlich berührt. Das einzige, was nervt, ist die unruhige Kameraführung. Taschentücher nicht vergessen!

Michael Kraßnitzer

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