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Kurz und gut

Was viele Filmschaffende in Zeiten des Kommunismus als künstlerische Ausdrucksform gegen Unterdrückung und Totalitarismus nutzten, ist heute Zeugnis innovativer Schaffenskraft: der polnische Animations-Kurzfilm. Längst hat sich das Genre von der traditionellen Scherenschnitt-Ära emanzipiert und avancierte zu einer kreativen Kunstform. Von 11. bis 13. Mai kann man sich im Wiener Top-Kino vom facettenreichen Potenzial polnischer Kurzfilm-Künstler überzeugen: "Ausgezeichnet gezeichnet" lautet der Titel einer umfassenden Werkschau, die einen Überblick über Gegenwart und Tradition der polnischen Animationskunst bietet. In Zusammenarbeit mit dem Polnischen Institut in Wien werden drei verschiedene Kurzfilmprogramme - "Classic", "Mixed" und "Junge Generation" - gezeigt. Dabei treffen Animations-Klassiker wie das 1982 mit dem Oscar (bester Animationsfilm) ausgezeichnete Werk "Tango" auf aktuelle Produktionen, die sich ironisch scheinbar banalen Fragen des Lebens widmen: Wie sieht beispielsweise das Alltagsleben einer Stuben-Fliege aus ("Ein prima Film vom Leben einer Fliege")?

Jürgen Belko

AUSGEZEICHNET GEZEICHNET

Tradition und Gegenwart der polnischen Animationen. Von 11. bis 13. Mai 2006 im Topkino, Rahlgasse 1, 1060 Wien.

Nähere Infos unter: www.topkino.at

Angst und Flügel

Die Wikinger haben ein Problem. Immer wenn sie ein Dorf ausrauben wollen, finden sie dort nur leere Hütten vor. Man ist sich sicher, dass es die Angst war, die den Geflüchteten Flügel verliehen hat. Flügel hätten die Wikinger selber gerne, deshalb beschließen sie, den weltgrößten Angsthasen zu entführen, um von ihm zu lernen. Dieser Grautvornix weilt zufällig gerade in Gallien. Wen sich die Nordländer dabei zum Gegner machen, ist leicht zu erraten.

"Asterix und die Wikinger" ist die achte Zeichentrickverfilmung eines Asterix-Comics, wobei diesmal "Asterix und die Normannen" als Vorlage diente. Mit Produktionskosten von 22 Millionen Euro geriet das neue Asterix-Abenteuer zu einem der teuersten europäischen Animationsfilme. Tatsächlich steht die Qualität der Tricktechnik den amerikanischen Vorbildern kaum nach. "Asterix und die Wikinger" ist ein Film für die ganze Familie, mit witzigen Ideen und aktuellen Anspielungen (so heißt die Brieftaube von Grautvornix "SMSix"). Insgesamt achtete man bei der kostspieligen Produktion freilich zu sehr auf breite Verständlichkeit der Gags, deren Pointiertheit dadurch wesentlich gelitten hat. Ernst Pohn

ASTERIX UND DIE WIKINGER

F/DK 2006. Regie: Stefan Fjeldmark, J

esper Moller. Mit den dt. Stimmen von Christian Tramitz, Tilo Schmitz, Dieter

Hallervorden. Verleih: Universum. 78 Min.

Angst und Schrecken

Als 1999 ein Videospiel mit dem Titel "Silent Hill" erschien, waren die Gamer außer sich vor Freude: Endlich ein Spiel, in dem es zur normalen Realität auch noch eine Parallelwelt gab, und das mit realistischen Soundeffekten und packender Grafik Angst und Schrecken im Kinderzimmer verbreiten konnte.

Seit damals sind insgesamt zehn verschiedene "Silent Hill"-Spielvarianten auf den Markt gekommen - und weil die Klientel wuchs und wuchs, entschloss man sich, aus dem Stoff auch einen Kinofilm zu fabrizieren. Eingreifen kann man in die Handlung nicht - wohl aber darf man sich fürchten. Ein kleines Mädchen, das unentwegt von dem kleinen Ort "Silent Hill" faselt, soll diese seltsame Störung kuriert bekommen - just an diesem Ort, einer Stadt, die verlassen scheint, menschenleer und stets in dichten Ascheregen gehüllt. Ihre Mutter (Radha Mitchell) bringt sie dorthin - und verliert sie aus den Augen. Das Fürchten kann losgehen. Was kommt ist Horror, inszeniert von Christophe Gans ("Pakt der Wölfe"), allerdings nicht sehr Furcht erregend. Wer im Videospiel die Umgebung noch selbst erkunden konnte, ist in der Verfilmung notgedrungen zur Passivität gezwungen. Ohne die erforschende Komponente wäre das Spiel vollkommen sinnlos. Manche Medien sind eben nicht in andere zu übersetzen.

Matthias Greuling

SILENT HILL

USA/Japan/Frankreich 2006. Regie Christoph Gans. Buch Roger Avary. Mit Radha Mitchell, Sean Bean, Laurie Holden. Verleih: Constantin film. 127 Min.

Frauen und Telefon

Sie galt als die schönste Frau der Welt, sie spielte die erste Nacktszene der Filmgeschichte und sie legte den Grundstein für die drahtlose Informationsübertragung: Hedy Lamarr. Der Filmemacher Georg Misch hat dieser faszinierenden und tragischen Persönlichkeit ein filmisches Denkmal gesetzt.

"Calling Hedy Lamarr" ist aber leider ein etwas seltsamer Tribut an die Schauspielerin, die 1913 in Wien als Hedwig Kiesler geboren wurde, nach dem Ende der Hollywood-Karriere einen steilen Abstieg durchmachte und deren Erfindergeist erst kurz vor ihrem Tod im Jahre 2000 gewürdigt wurde. Weil die von ihr erfundene Methode der Frequenzsprünge noch heute bei Schnurlostelefonen in der Mobiltelefonie zur Anwendung kommt und weil ihr Sohn seinen Lebensunterhalt als frustrierter Händler für Telefonapparate verdient, zieht sich das Telefon leitmotivisch durch den Film. Die Interviews sind als Telefongespräche inszeniert, auch die Filmausschnitte zeigen Hedy Lamarr zumeist mit einem Telefon. Nicht zuletzt aufgrund dieser kapriziösen Machart erfährt man zu wenig an Fakten, zu wenig über ihre zumeist längst vergessenen Filme, dafür dichtet ihr ein schrulliger österreichischer Journalist eine Geheimidentität als Spionin an. Hier wurde ein großartiger Stoff verschenkt. Michael Kraßnitzer

CALLING HEDY LAMARR

A/D/GB 2004. Buch und Regie: Georg Misch. Mit Kate Clarke, Antony Loder, Sara Rinde. Verleih: Polyfilm. 72 Min.

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