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Ablauf verlängert

Ingredienzien eines Film noir: Der abgehalfterte, zynische Schnüffler. Die undurchsichtige Verlobte. Die Geliebte, Frau eines skrupellosen Magnaten. Das Opfer und dessen mysteriöser Tod. George Reeves war für die gesamte amerikanische Fernsehnation Superman. Dass gerade er Selbstmord begangen haben sollte, erschien anno 1959 unglaubwürdig. Zu unverletzlich die Figur, in der ihn die Zuseher kannten, zu plausibel die Theorien, die einen Mord nahe legten. Für die Traumfabrik bietet sich dadurch fünfzig Jahre später Gelegenheit, einmal mehr über sich selbst zu schwadronieren. Die Hollywood-Verschwörung führt in eine Atmosphäre des Umbruchs, erzählt von menschlichen Auslaufmodellen, die sich zwar noch wie im Goldenen Zeitalter der Filmindustrie inszenieren, jedoch in der schmerzlichen Erkenntnis leben, dass diese Tage vorüber sind; deren süffige Schwarzweiß-Kommentare vom Farbfilm entkräftet werden. Ein Moralstück über den Jugendwahn in Hollywood und seine Opfer, gefangen irgendwo zwischen Scheinheiligkeit und exzellenter Besetzung, die hier selbst kämpft, ihr eigenes Ablaufdatum zu verlängern. Thomas Taborsky

DIE HOLLYWOOD-VERSCHWÖRUNG

Hollywoodland

USA 2006. Regie: Allen Coulter.

Mit Adrien Brody, Ben Affleck.

Verleih: Buena Vista. 126 Min.

Aufstieg erhofft

Bob fahren kann er, der Gamser (Sebastian Bezzel). Aber mit der Konstruktion der Schlitten hatte er immer schon Probleme. So muss er sich seit Kindheitstagen seinem ewigen Rivalen Dorfler (Burgtheaterstar Nicholas Ofczarek) geschlagen geben. Jahre später hat es dieser bis zum unschlagbaren Bob-Weltmeister gebracht, während Gamser krampfhaft versucht, mit seiner verschuldeten Tischlerei über die Runden zu kommen. Doch dann nahen die Olympischen Winterspiele 1952 in Oslo und Deutschland darf mit zwei Bob-Teams an den Start. Dorfler ist natürlich fix qualifiziert, Gamser sieht die große Chance auf Revanche.

Regisseur Marcus Rosenmüller wagt sich in Schwere Jungs - nach seinem Überraschungserfolg Wer früher stirbt, ist länger tot - mit größerem Budget ans Genre "Sportfilm", das nach der WM-Hysterie nun auch die deutsche Filmproduktion auf klingelnde Kassen hoffen lässt. Die Geschichte zweier Rivalen und vom Aufstieg zuvor erfolgloser Dilettanten mittels Teamgeist, Engagement und dem Willen zum Sieg bietet kaum Neues. Dennoch kommen Freunde stereotyp bayerisch-ordinären Humors vollends auf ihre Kosten. Roland Gratzer

SCHWERE JUNGS

D 2006. Regie: Marcus Rosenmüller

Mit Sebastian Bezzel, Nicholas Ofczarek, Simon Schwarz

Verleih: Constantin. 94 Min.

Traum geplatzt

Edward Wilson (Matt Damon) ist Vorzeige-Yale-Absolvent, an Poesie interessiert, idealistisch, hat eine nette Freundin und ist Mitglied in der Skull and Bones-Studentenverbindung. Als perfekter weißer angelsächsischer Mittelstandsamerikaner wird er vom Geheimdienst rekrutiert, um im Zweiten Weltkrieg in England zu arbeiten. Freund und Feind sind kaum zu unterscheiden. Der Lebenstraum von der Familie mit der großen Liebe zerbricht, stattdessen lebt Wilson einen bloßen Abklatsch eines normalen Lebens, verheiratet mit einer Frau, die er nicht liebt.

Der gute Hirt, Robert De Niros großes Epos über die Gründerjahre der CIA, zeichnet die Karriere eines Geheimdienstagenten zwischen Idealismus und politischer Paranoia nach. Die komplexen Verflechtungen und abstrakten Figuren lassen in den überlangen 157 Minuten nicht recht Spannung aufkommen. Dass Matt Damons Figur als verbitterter, alternder Mann immer noch aussieht wie ein Kumpel seines Sohnes, macht die Sache nicht einfacher.

Formale Kleinigkeiten lenken immer wieder von der Ernsthaftigkeit des Anspruchs ab. Dass der Film nebenbei den Mythos der russischen Bedrohung im Kalten Krieg zu demontieren versucht, ist nur eine der misslungenen Ambitionen. Der gute Hirt ist ein hoffnungslos altmodischer Film, der zwar eine Aufarbeitung der CIA-Vergangenheit versucht, dabei aber an seinen erzieherischen Bemühungen scheitert.

Magdalena Miedl

DER GUTE HIRT

The Good Shepherd

USA 2006. Regie: Robert De Niro.

Mit Matt Damon, Angelina Jolie.

Verleih: UIP. 157 Min.

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