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Irdisches Alien

Es ist nie einfach, seinen passenden Platz in der Gesellschaft zu finden. Besonders schwierig ist dies jedoch, wenn man ein sechsjähriger Waise ist und glaubt, vom Mars zu kommen. Dennis, der Protagonist der unterhaltsamen Dramödie "Mein Kind vom Mars", ist so jemand: Er verbringt, fast völlig abgeschottet von seiner Umwelt, die meiste Zeit des Tages in einem Pappkarton, der den kleinen "Marsianer" vor den gefährlichen Sonnenstrahlen schützen soll. Erst dem Science-Fiction- Autor David gelingt es, das "Alien" aus seinem Mikrokosmos zu befreien und ihm seinen Platz auf der Erde zu zeigen - als sein Sohn an seiner Seite.

Die von Regisseur Menno Meyjes adaptierte Kurzgeschichte des Drehbuchautors ("Star Trek") und Science-Fiction-Gurus David Gerrold lebt auf der Leinwand vor allem von dem "Niedlichkeitsbonus" des kleinen Bobby Coleman und dem charismatischen Charme von John Cusack. Jürgen Belko

Mein Kind vom Mars

The Martian Child

USA 2007. Regie: Menno Meyjes. Mit John Cusack, Bobby Coleman, Amanda Peet, Sophie Okonedo. Verleih: Warner. 106 Min.

Legenden-Schlacht

Wer Robert Zemeckis' neueste Animationstüftelei sieht, spielt kurz mit dem Gedanken, hier handle es sich nicht um die Neuaufbereitung einer Sage, sondern um die garstige Beilegung einer nachbarlichen Ruhestörung: Beowulf und seine Mannen eilen König Hrothgar zu Hilfe, der vom Ungetüm Grendel heimgesucht wird - weil dem von Hrothgars Gelagen die Ohren klingeln. Kaum ist das Biest niedergemacht, folgt der Zorn der Mutter, eines Dämons mit den idealisierten Zügen von Angelina Jolie. Sie und Kollegen wie Anthony Hopkins wurden von Zemeckis in einen hingebungsvollen Animationsstil überführt, der je nachdem zwischen gerade nicht oder besser als real pendelt. Von schwankender Güte ist dabei nur die Mimik der Figuren.

Wie schon bei den Vorgängerfilmen "Der Polarexpress" und "Monster House" bleibt der Inhalt Nebensache, hier zur Demonstrationsfläche für Räumlichkeit degradiert. Als pathologisch prüde Blutorgie ist "Beowulf", der in einigen Kinos auch in 3D läuft, trotzdem Fallbeispiel für den vor allem im amerikanischen Film völlig gegenläufigen Umgang mit Sex und Gewalt.

Thomas Taborsky

Die Legende von Beowulf

Beowulf

USA 2007. Regie: Robert Zemeckis. Mit Anthony Hopkins, John Malkovich, Angelina Jolie. Verleih: Warner. 114 Min.

Wien für Insider

Für viele Wien-Reisende beginnt der Besuch der Hauptstadt am Westbahnhof. Dieser wiederum bildet den Anfang des 15. Bezirks; und eine Dokumentation über genau diesen Bezirk - Rudolfsheim-Fünfhaus - ist der erste Teil einer in Arbeit befindlichen 23-teiligen Serie über Geschichte und Wesen alle Wiener Bezirke. Den Anfang macht also der Fünfzehnte, der stets in seiner reichhaltigen Geschichte ein Zuwanderungsbezirk der Arbeiterschaft war. Die Dokumentation des Teams "artkicks" gestaltete eine 45-minütige lebendige Chronik. Computeranimationen verleihen selbst historischen Zeichnungen Lebendigkeit. Interviews mit dem Soziologen und Furche-Kolumnisten Manfred Prisching geben der Dokumentation die analytische Tiefe, Gespräche mit Bewohnern des Bezirks aus verschiedenen Kulturen spiegeln die Vielfalt und auch Problemlagen des Bezirks wider. Die Tonqualität der Interviews lässt aber ein wenig zu wünschen übrig.

Die Dokumentation ist kurzweilig, nicht zuletzt wegen der musikalischen Bearbeitung, wenn auch eher nur für Wien-Verliebte und Bewohner des Bezirks zu empfehlen. Für Schüler, eine Zielgruppe der Dokumentation, sicher eine spannende Alternative zum üblichen Landeskunde-Unterricht. Im nächsten Jahr kommt Favoriten, also der zehnte Bezirk, auf die Leinwand. Regine Bogensberger

Bezirksgeschichte Rudolfsheim-Fünfhaus

A 2007. Regie: Helmut Potutschnig. Verleih: Top. 45 Min.

Drogen-Krieger

Man kann gar nicht glauben, dass diesen Film derselbe Ridley Scott inszenierte, der vor einigen Jahren unter der Fuchtel von Jerry Bruckheimer mit "Black Hawk Down" einen der berüchtigsten Propagandafilme des jüngeren US-Kinos gedreht hat. Jetzt hat Scott mit "American Gangster" einen Film gemacht, der Amerika liebt - und hasst zugleich. Ein Abrechnung mit Politik und Krieg, angesiedelt in den 70er Jahren, als es mit Frank Lucas (Denzel Washington) den ersten Schwarzen gab, der sich im Drogengeschäft in New York durchsetzte und großen Reichtum anhäufen konnte. Ihm auf den Fersen ist der Cop Roberts (Russell Crowe), einer der wenigen ehrlichen Polizisten im von Korruption zerfressenen NY Police Department. So wie schon "Black Hawk Down" erzählt auch "American Gangster" vom Krieg (wenn auch mit völlig anderen Mitteln). Scott hat der Bush-Propaganda zum Glück abgeschworen. Er verwebt in diese wahre Geschichte des Drogenbarons den Denkansatz, dass jeder Krieg in fernen Ländern, den die USA so gerne führen, letztlich auch zum Krieg auf den eigenen Straßen wird. Beweise dafür gibt es ja genug. Matthias Greuling

American Gangster

USA 2007. Regie: Ridley Scott. Mit Russell Crowe, Denzel Washington. Verleih: UPI. 157 Min.

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