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Geschichte pur

Drei Freundinnen sitzen zusammen, so das erste Bild im Film „Der verborgene Wald“. Sie beginnen gemeinsam eine Geschichte zu erzählen. Ein Mann kauft sich ein Kamel, und damit es sich gut fortbewegen kann, werden die asphaltierten Straßen aufgerissen. Es ist „nur eine Geschichte“ und die kann alles erzählen, ihr sind keine Grenzen gesetzt. Einen klaren Plot gibt es nicht, „reale“ Handlung und Erfundenes vermischen sich und reihen sich aneinander. Am Anfang stehen nur Bilder, erst später holt der Text den Betrachter wieder zur Erzählung zurück. Regisseur Oguri integriert dazu Szenen aktueller Problematiken japanischen Alltagslebens. Eine alte Frau protestiert gegen ihre Abschiebung ins Altersheim, ein Schreiner beginnt nach dem Tod seiner Tochter als Taxifahrer, weil er nicht mehr alleine in seiner Werkstatt arbeiten kann. Dieser Film ist sicher keine leichte Kost. Er präsentiert eine Bilder- und Themencollage, der nur schwer zu folgen ist und die wohl nur denjenigen empfohlen ist, die wirklich bereit sind, sich auf die 90-minütige assoziative Reise einzulassen. Ernst Pohn

DER VERBORGENE WALD – Umoregi

J 2007. Regie: Kohei Oguri. Mit Karen, Hiromitsu Tosaka, Tadanobu Asano. Verleih: Cinematograph. 93 Min.

Leben pur

Leuchtend goldene Dächer. Über der Altstadt von Lhasa geht die Sonne auf und hüllt den Potala Palast in zartes Licht. Unzählige Tibeter kommen von überall her, um die heiligen Tempelanlagen zu besuchen … – Das sind die Klischees vom „Dach der Welt“. Nomaden, die wie eh und je ihren Herden hinterherziehen und majestätische Schneeberge gehören ebenso dazu. Marco Keller will mit seiner Video-Doku „Die roten Drachen und das Dach der Welt“ eine Reise ins Detail wagen. Gedreht wurde unauffällig, und ohne offizielle Genehmigung.

DIE ROTEN DRACHEN UND DAS DACH DER WELT

D 2008 Regie: Marco Keller

OmU. Verleih: Top Kino. 80 Min.

Symposium pur

Begleitend zur aktuellen Ausstellung „Kino im Kopf. Träume, Triebe und Täter im Film“ (noch bis 26.10.) veranstaltet die Österreichische Filmgalerie in Krems vom 19. bis 21.09. das Symposion „Kino im Kopf – Psycho [Film] Analyse“. Expert/inn/en und Künstler/inn/en widmen sich den vielschichtigen Beziehungen zwischen Psychoanalyse und Film in einem abwechslungsreichen Dialog.

KINO IM KOPF – PSYCHO [FILM] ANALYSE. Ein Symposion

19. – 21. September in der Österreichischen Filmgalerie Krems

INFOS: www.filmgalerie.at

Familienunheil pur

Eine Familienfeier lockt Schriftsteller Michael in die amerikanische Kleinstadt seiner Kindheit, zu seiner Familie zurück. Noch ehe er richtig angekommen ist, geschieht ein tragischer Unfall; noch ehe der Zuschauer richtig in die Welt, die Dennis Lee kreiert, gesaugt wird, stirbt also bereits die Figur der Mutter, die von niemand Geringerem als Julia Roberts zum Leben erweckt wird. Große Namen konnte Langfilmdebütant Dennis Lee für seine autobiografisch getönte Familiengeschichte verpflichten, eine Geschichte, bei der sich eine zerrüttete Familie mit alten Konflikten konfrontiert sieht; große Namen, mit denen Dennis Lee wenig anzufangen weiß: Er arbeitet mit Auslassungen, mit Stimmungen, möchte der Familie Unvermögen zur Kommunikation zum Ausdruck bringen. Weder früher noch heute schaffen sie es, Geschehenes in Worte zu fassen, die großen Enthüllungen, sie bleiben aus. Es ist eine Geschichte, die zwischen Momentaufnahmen der Gegenwart und Szenen der Vergangenheit springt. Nein, Michael hatte mit diesem Vater keine schöne Kindheit, aber als Grundlage für ein episches Familiendrama reichen diese Erinnerungen auch nicht. Mittendrin in diesem Familiendrama stehen eben diese großen Namen, die keinen Spielraum haben, aber gleichsam das leise Drehbuch erschlagen, das gerne auf Andeutungen ohne Auflösung setzt. Nicole Albiez

ZURÜCK IM SOMMER Fireflies in the Garden

USA 2008. Regie: Dennis Lee. Mit Ryan Reynolds, Julia Roberts, Willem Dafoe, Emily Watson.

Verleih: Senator. 101 Min.

Das pure Internat

Der Plot von „Die Girls von St. Trinian“ ist einfach und setzt auf Klassiker wie das Internat als Schauplatz. Aber nein, kein nobles Internat oder eines, in dem Zauberei gelehrt wird, sondern ein heruntergekommenes, wo das Chaos, und nicht Regeln, das Leben der Schülerinnen bestimmt. Hat Frau Direktor Camilla Fritton nicht mehr alle Tassen im Schrank? Überhaupt nicht, und so soll es auch sein, denn der Klamauk greift auf die guten komödiantischen Fähigkeiten von Rupert Everett zurück, der in einer Doppelrolle neben der Direktorin (!) Miss Fritton auch deren Bruder spielt. Nicht genug, steckt die Schule noch in argen finanziellen Schwierigkeiten, und es ist auf der Watchlist des neuen Bildungsministers Geoffrey Thwaites (erwartend gut Colin Firth), der ein Ex-Geliebter der Institutsleiterin ist. Danach geht es klassisch weiter: Die Schülerinnen entwickeln einen Plan, wie man die Schule vor dem Ruin retten kann. Schließlich kommt eine „normale“ Schule nicht in Frage, dort müssten ja Regeln eingehalten werden. Ein brauchbarer Klamauk-Film mit britischem Touch. Thomas Meickl

DIE GIRLS VON ST. TRINIAN Diese Schule rockt

UK 2007. Regie: Oliver Parker, Barnaby Thompson. Mit Rupert Everett, Colin Firth, Mischa Barton. Verleih: Constantin; 101 Min.

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