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Zu genau

Eine junge Frau auf der Straße. Der gut situierte Arzt Jan (Ulrich Thomsen) erinnert sich bei deren Anblick an eine wilde Episode aus seinem Leben: Nämlich, als er einst eine leidenschaftliche Affäre mit einer Studentin namens Anja (Jessica Schwarz) hatte, die am Ende aber den Freitod wählte. Zu dieser Konstellation gibt es freilich auch eine verzwickte Vorgeschichte voller Liebes- und Leidenschaftswirren, und Tobias Moretti spielt auch mit. "Der Liebeswunsch", inszeniert von Thorsten C. Fischer, ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Dieter Wellershoff. Der Film hält sich zentimetergenau an das Buch, wobei genau dieser Umstand seine Schwäche ist. Was in der Literatur federleicht funktioniert (etwa die Handlung mit einer Rückblende zu beginnen), braucht im Film eine sensibel geplante Struktur, die "Der Liebeswunsch" vermissen lässt. Matthias Greuling

Der Liebeswunsch

D 2007. Regie: Torsten C. Fischer

Mit Jessica Schwarz, Ulrich Thomsen, Tobias Moretti, Barbara Auer. Verleih: Einhorn. 110 Min.

Zu emotionslos

Ihr Mann sei durch einen Doppelgänger ersetzt worden, meint eine verängstigte Patientin, woraufhin Psychiaterin Carol ihr eben eine neue Medikation verpasst. Dass nicht der Wahn aus der Dame spricht, realisiert Carol bald: In "Invasion" beginnen die Menschen, sich wie Roboter zu benehmen. Eine von der Regierung beschwichtigte Epidemie greift um sich, die die Menschen ihrer Gefühle beraubt. Jack Finneys Roman "The Body Snatchers" hat schon vielerlei Interpretationen auf Zelluloid ausgelöst: 1956 inszenierte Don Siegel seinen Stoff, 1978 Philip Kaufman, 1993 Abel Ferrara und auch der TV-Serie "Invasion" soll er als Vorbild gedient haben. Nun begehen Nicole Kidman und Daniel Craig eine Neuauflage, die es mit der Logik nicht ganz so ernst nimmt. Mag die Thematik auch spannend sein - die Verfilmung ist leider genauso frei von Emotionen wie die skizzierte Gesellschaft. Garniert mit politischen Querverweisen und einer nicht eben funkelnden Romanze zwischen den Hauptfiguren. Es kränkelt, Oliver Hirschbiegels ("Der Untergang") Hollywood-Debüt, falls es das denn überhaupt ist: Angeblich soll ein Großteil des Films auf den Wunsch von Produzent Joel Silver von den Wachowski-Brüdern ("Matrix") und James McTeigue ("V wie Vendetta") umgestaltet worden sein: für mehr Action als Kunst. Nicole Albiez

INVASION

USA 2007.

Regie: Oliver Hirschbiegel.

Mit Nicole Kidman, Daniel Craig.

Verleih: Warner. 99 Min.

Zu mutig

In den Südstaaten werden Dämonen nicht nur mit der Bibel, sondern auch mit dem Blues ausgetrieben: In "Black Snake Moan" versucht ein gottesfürchtiger Bluessänger eine kaputte junge Frau von ihrer krankhaften Sexbesessenheit zu erlösen. Der verbitterte Lazarus (Samuel L. Jackson), der gerade von seiner Frau verlassen wurde, findet eines Tages am Straßenrand die blutende und bewusstlose Rae (Christina Ricci), die eine entwürdigende Existenz als Dorfschlampe führt. Er pflegt die junge Frau zuerst, dann legt er sie an eine Kette, um sie vor weiterer Selbstzerstörung zu bewahren. Lazarus wird für die missbrauchte Rae zur Vaterfigur, zugleich erwacht der um seine Träume Gebrachte aus einem Zustand jahrelanger Lethargie. Eine herausragende, mutige Performance von Christina Ricci; in einer wichtigen Nebenrolle Popstar Justin Timberlake als Raes große Liebe, doch nicht minder zerbrechlich als seine Freundin. Craig Brewer ist mit "Black Snake Moan" ein düsteres, gewaltschwangeres, dennoch leicht optimistisches Drama gelungen, und ein schöner Film über die Kraft des Blues. Michael Kraßnitzer

BLACK SNAKE MOAN

USA 2006. Regie: Craig Brewer.

Mit Samuel L. Jackson, Christina Ricci, Justin Timberlake, John Cothran Jr. Verleih: Einhorn. 115 Min.

Zu tief

Was ist der Unterschied zwischen einem stupiden, gewaltbeladenen Videospiel und einem Film darüber von Uwe Boll? Beim Videospiel kommt man immer einen Level höher. Boll bleibt auch mit "Postal" im Keller des faden Geschmacks. Eine brutal tief gelegte Farce über die so genannte Political Correctness wollte er machen. Ein Anti-Statement zu jenem gesellschaftlich diktierten Anstand, der dazu führt, dass man Amok läuft. Was man nicht darf, fragt Boll dabei nicht, denn genau darum geht es ja. Wenn der Anti-Held Postal Dude (Zack Ward) also durch die amerikanische Trailerpark-Stadt "Paradise" streift, steckt sich Boll dabei dicke, fette Satire-Ziele: Bush, Bin Laden, 9/11, Fundamentalismus, waffenvernarrte Amerikaner, sektenverfallene Amerikaner, Behinderte, Ausländer, Kleinwüchsige - und sich selbst. Doch er verfehlt sie alle. Denn so aufmerksamkeitheischend sein trotziges Anti-Alles-Gehabe wirkt, so unreif ist es. Wo Filme wie "Borat", "Team America" und "Hot Fuzz" mit ihrem makabren Gemisch aus cleverem Sozialkommentar und schlechtem Geschmack Sinn machten, tritt "Postal" immer nur trotzig auf der Stelle. Dabei ist es laut und schrill und … sonst nichts. Alexandra Zawia

POSTAL

USA 2007 Regie: Uwe Boll.

Mit Zack Ward, Dave Foley, Chris Coppola, Ralf Moeller.

Verleih: Comtel. 100 Min.

Zu aktuell

Die Rezension der Wiederaufnahme des Dokumentarfilms "Septemberweizen" finden Sie auf Seite 5 dieser Furche.

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