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Historien-Liebe

Mit 14 erfährt Gilda, dass ihr mit 34 Schreckliches widerfahren wird. Atemlos hetzt sie daher durch ihr Leben. Es bleibt ja nicht ewig Zeit. Dies scheint nicht nur für die Protagonistin das Motto zu sein, sondern gleich für die gesamte Produktion. John Duigan schöpft die 120 Minuten aus, wie er nur kann: Das aristokratische England, das Paris der 30er Jahre, der spanische Bürgerkrieg, Hitlers Aufstieg und die Besetzung von Paris; eine Ménage à trois und natürlich die einzig wahre, große Liebe, die nicht einmal die Härte des Kriegs bremsen kann. Duigan gibt sein Bestes für ein opulent ausgestattetes Historien-Liebesmelodram und überfordert sich dabei maßlos. Überladen, vorhersehbar und unrhythmisch inszeniert ist diese Geschichte, die sich selbst viel zu wichtig nimmt. Zwischen Dekors und Kitsch, gehetzt gewechselten Schauplätzen und dampfenden Gefühlen verkommt "Head in the Clouds" zur Seifenoper.

Nicole Albiez

Head in the Clouds

Kanada/UK 2004. Regie: John Duigan.

Mit Charlize Theron, Stuart Townsend, Penélope Cruz, Thomas Kretschmann.

Verleih: Tobis. 120 Min.

Böses aus dem Irak

Wer gerne in die unendlichen Tiefen niveauloser Unterhaltung abdriftet, für den ist "Blade Trinity" bestens geeignet: Bereits zum dritten Mal darf Wesley Snipes als Vampirjäger Blade zum Angriff auf die bösen Wesen mit den spitzen Eckzähnchen blasen. Weil Blade bei seiner Jagd aber versehentlich einen Menschen getötet hat, muss er ins Gefängnis und wird fortan als Serienkiller gebrandmarkt. Doch die menschliche Truppe der "Nightstalkers", die sich ebenfalls dem Kampf gegen die Vampire verschrieben hat, befreit ihn. Ab jetzt kämpfen sie gemeinsam gegen ihren größten Feind: Dracula. Man möchte sich am liebsten fürchten vor all der Gewalt, den Explosionen und dem Blut, das spritzt. Hollywood liefert hier Hochglanz-Trash der besonders miesen Sorte, denn nicht einmal zum Fürchten taugt dieser Horrorfilm. Immerhin kämpft das us-Kino einmal nicht mit realen Feindbildern wie dem Islam oder Osama, wenngleich natürlich gefragt werden muss: Warum kommt der wiederauferstandene Dracula im Film ausgerechnet aus dem Irak?

Matthias Greuling

BLADE TRINITY

USA 2004, Regie: David S. Goyer

Mit Wesley Snipes, Kris Kristofferson

Verleih: Warner Bros, 113 Min.

Fisch und Bomben

Die Kritik zum Dokumentarfilm "Darwin's Nightmare" über die Wechselwirkung einer globalen Ökonomie finden Sie auf Seite 4 dieser furche.

Zeit fürs Nachdenken

Auf der Postkarte spitzt sich alles zu: das Trauma und die Sorge, dass es vergessen wird. Auf der Postkarte der Künstlerin Melissa Gould ist eine Schrubb-Bürste zu sehen. Und eine Inschrift: "Souvenir Wien 1938". "Es ist wie ein Schlag ins Gesicht", sagt Katherine Klinger, Mitarbeiterin der Wiener Library in London, der ältesten Holocaust-Bibliothek der Welt, während sie die Karte in die Kamera hält - "und doch weiß man, dass es wahr ist." Katherine Klinger ist eine von zwölf Frauen, deren Leben durch Vertreibung, Emigration und Holocaust geprägt wurde und denen London zur neuen Heimat geworden ist. Viele von ihnen haben einen jüdischen Hintergrund, einigen ist ihr Selbstverständnis als "jüdische Frau" das einzige Stück Identität geblieben. Simone Bader und Jo Schmeiser haben sie nun für ihren Film "Things.Places.Years" zum Interview gebeten. Sie erzählen von ihrer Liebe zu London und der Unfähigkeit, ihren Kindern von der Zeit davor zu erzählen. Sie beschreiben ihre Rückkehr ins "suspekte" Wien. Oder sie wundern sich über die langjährige Unfähigkeit Österreichs, zu seiner mörderischen Vergangenheit zu stehen. Dazwischen stehen unbewegte Bilder von Londoner Straßen und Kais, die nur durch Passanten bewegt werden. Sie geben dem Gesagten Raum und Zeit, nachzuwirken. Ein ruhiger, eindringlicher, wichtiger Beitrag zum heurigen Gedenkjahr. Doris Helmberger

THINGS.PLACES.YEARS

Ö/GB 2004. Regie: Simone Bader,

Jo Schmeiser (Klub Zwei). Verleih:

Sixpackfilm. 70 Min.

Im Wiener Topkino.

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