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Ödnis in Echtzeit

Der Vorspann, in die Ästhetik eines Achtziger-Jahre-Computerspieles gebettet, lässt Innovatives und Überraschendes vermuten. Doch sobald "Crank" wirklich beginnt, verfliegen diese Hoffnungen. Übrig bleibt ein vorhersehbares und zutiefst sexistisches Action-Abfallprodukt, das kein einziges Mal dazu verführt, gespannt auf die nächste Szene zu warten.

Chev (Jason Statham), ein Killer mit dem Wunsch nach frühzeitiger Pensionierung, wacht eines Morgens auf und bemerkt, dass ihm ein tödliches Serum injiziert wurde. Auf einer DVD, die auf dem Couchtisch liegt, erfährt der eisblütige Auftragsmörder, dass er noch circa eine Stunde zu leben hat. Also macht er sich auf den Weg, um seinen potenziellen Mörder (Effren Ramirez) hinzurichten und eventuell noch ein Gegenmittel zu finden.

Die Aufputschmittel, die seine Lebenszeit kurzzeitig verlängern, sind Kokain und durch hervorragendes Product Placement prominent in Szene gesetztes Red Bull. Unterwegs kommt Chev die Idee, dass Sex auf offener Straße seinen Adrenalinspiegel eventuell wieder in Schuss bringen könnte. Seine hübsche und allseits willige Freundin Eve (Amy Smart) ist natürlich dazu bereit. Fazit: langweilige Action in misslungener Echtzeit.Roland Gratzer

Crank

USA 2006. Regie: Mark Neveldine, Bria Taylor. Mit Jason Statham, Amy Smart, Effren Ramirez. Verleih: Buena Vista. 83 Min.

Kindheit im Film

Das wohl ebenso bekannte wie beliebte Kinderbuch "Oh wie schön ist Panama" macht es Verfilmungswilligen nicht einfach: 1987 erschienen, prägte das Werk des in Oberschlesien geborenen Autors Janosch über Jahre die Bücherschränke und Vorstellungswelten von Kindern. In der liebevollen Buchdarstellung hatten der kleine Tiger und sein Freund, der kleine Bär, die ihr idyllisches Häuschen am Fluss verlassen, um - vom Duft einer Bananenschachtel inspiriert - das paradiesische Panama zu finden, noch Ecken und Kanten. In Martin Otevrels 3D-Animationsfilm sind sie nun schrill und entzaubert. Die gute Nachricht: Dramaturgisch bleibt die gemütliche Langsamkeit erhalten. Hinzugedichtete, einstürzende Hängebrücken und rasende Züge sollen den Vierjährigen freilich "cineastische Erlebnisse" eröffnen. Aussagen wie "Ich muss schon sagen Bär, manchmal bist du ein echter Fuchs" sorgen trotzdem dafür, dass die Zuschauer am Schluss das Kino mit der Janosch-typischen, humorvollen Lebensphilosophie verlassen.Elisabeth Kropf

OH, WIE SCHÖN IST PANAMA

D 2006. Regie: Martin Otevrel. Mit den Stimmen von Til Schweiger, Dietmar Bär und Anke Engelke. Verleih: Warner Brothers. 73 Min.

Menken im Porträt

Marie war eine der ersten Filmemacherinnen, die mit der Kamera improvisierte und schnitt, während sie drehte. Sie filmte mit ihrem gesamten Körper, ihrem gesamten Nervensystem. Man spürt Marie in jeder Einstellung, wie sie den Film aus winzigen Teilen und durch Bewegung konstruiert. Es sind diese Bewegung und der Rhythmus, die so viele von uns aufgriffen und später in unseren eigenen Werken weiterentwickelten", schwärmt Jonas Mekas über Marie Menken (1909-1970), der Martina Kudlácek ein sehr inspiriertes filmisches Denkmal setzt. Kudlácek legt Fragmente vom Leben und Wirken der avantgardistischen Filmemacherin und Künstlerin vor, was bedeutet, in die New Yorker Kunstszene der Fünfziger, besonders in das Umfeld von Andy Warhols Factory einzutauchen. Eine Weile hält sich das Mosaik bei einem herrlichen "Kamera-Duell" zwischen Menken und Warhol auf, nur einem der vorgelegten Filmzeugnisse, die zwischen 1957 und 1966 entstanden sind. Dazwischen kommen illustre Freunde und Kollegen zu Wort, zu denen Jonas Mekas, Kenneth Anger und Gerard Malanga zählen. Sie schaffen ein loses Bild von der lauten, starken Person, erzählen u. a. davon, dass die Titelheldin plus Gatte die leibhaftige Vorlage für Albees bissiges Stück "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" waren. Kudlácek umreißt nicht nur das Schaffen der litauisch-amerikanischen Künstlerin; sie selbst spielt mit den von Menken angewandten stilistischen Methoden, wodurch sich ihre Notizen in ein spannendes filmisches Essay verwandeln.Nicole Albiez

NOTES ON MARIE MENKEN

A 2005. Regie: Martina Kudlácek.

Verleih: Stadtkino. 97 Min.

Indien im Fokus

Die Bollywood-Streifen der indischen Filmindustrie erfreuen sich auch in unseren Breitengraden immer größerer Beliebtheit. Für Anfänger und Fortgeschrittene bietet das Wiener Filmcasino daher vom 21. bis 28. September 2006 unter dem Titel "Yeh Hai India" (Das ist Indien) eine interessante kleine Werkschau an. Abseits vom Bollywood'schen Überwältigungskino, wo Freud und Leid gigantomanische Größe annehmen, gibt es auch Filme mit ernstem Hintergrund zu entdecken, etwa "A Peck on the Cheek" von Mani Ratnam: Ein kleines Mädchen erfährt von den Eltern an seinem neunten Geburtstag, dass es adoptiert wurde. Die Suche nach der leiblichen Mutter führt die Familie in den vom Bürgerkrieg geschüttelten Nord-Osten Sri Lankas. Die Inszenierung kommt mit erstaunlich wenigen Gesangseinlagen aus und bemüht sich um ungewohnt subtile Zwischentöne. Am Schluss bricht sich zwar der Gefühlskitsch Bahn, dennoch wird hier ein massenkompatibles Format mit der Realität kurzgeschlossen - und das in (für Bollywood-Verhältnisse) äußerst kurzen zwei Stunden.

Philipp Kainz

YEH HAI INDIA

The Magic of Bollywood Films

Vom 21.-28. September 2006 im

Wiener Filmcasino. Programm unter

www.filmcasino.at

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