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Politisches Märchen

Dem Regisseur Guillermo del Toro, der mit Blade 2 und Hellboy zwar handwerklich gutes, aber ansonsten belangloses Horrorkino auf die Leinwand brachte, gelang mit Pans Labyrinth ein überraschender und zugleich verstörender Film. Der Protagonist des mexikanischen Kinos verknüpft ein klassisches Fantasy-Märchen mit einem Politdrama, das die Situation des republikanischen Widerstandes gegen das Franco-Regime zeigt.

Spanien 1944. Die elfjährige Ofelia (Ivana Baquero) entflieht ihrer tristen Realität durch den festen Glauben an Elfen und Magie. Ihre schwangere und kranke Mutter macht sich gegen den Rat ihrer Ärzte auf den beschwerlichen Weg in die Berge, um Ofelias Stiefvater Hauptmann Vidal zu besuchen. Eines Nachts erscheint Ofelia ein Faun, der ihr offenbart, dass sie die Prinzessin eines unterirdischen Reiches sei und drei Prüfungen zu bestehen habe, um wieder in die Märchenwelt zurückkehren zu können.

Nichts bleibt der Kamera verborgen. Surreale Unterwelten und Fabelwesen reihen sich nahtlos in die grausame Kriegsrealität. Del Toros filmische Gratwanderung kann sich zu Recht Hoffnungen auf einen Oscar machen. Er wurde in sechs Kategorien nominiert. Roland Gratzer

PANS LABYRINTH

MEX/ESP/USA 2006.

Regie: Guillermo del Toro. Mit: Ivana Baquero, Ariadna Gil, Sergi Lopéz.

Verleih: Senator. 119 Min.

Tödlicher Witz

Eine britische Firma spendiert ihren Angestellten ein Wochenende in einer ungarischen Jagdhütte: In der Einsamkeit sollen Teamgeist und soziale Kompetenzen geschult werden, durchaus üblich für moderne Unternehmen. Allerdings heißt die Firma "Palisade Defense" und betreibt seit Jahrzehnten dubiose Waffengeschäfte mit dem Osten.

Die stereotypen Charaktere und ihre vorhersehbaren Beziehungen zueinander machen den Reiz von Severance aus. Dass in diesem sehr britischen Film dann aber fast alle sterben, stört kaum, weil die Figuren unrealistisch bleiben. Erfreulich sind die Dialoge, die die moralische Verkommenheit großer Wirtschaftskonzerne aufs Korn nehmen. Wer dann genau in den ungarischen Wäldern auf die britischen Angestellten lauert, durchgeknallte russische Soldaten oder organisierte Terroristen, ist egal. Fest steht, dass die Angreifer es ernst meinen. Elegant das Fazit: Barbusige Escort-Girls können manchmal lebensrettend sein.

Magdalena Miedl

SEVERANCE

GB 2006.

Regie: Christopher Smith.

Mit Toby Stephens, Claudie

Blakley, Tim McInnery.

Verleih: Einhorn. 90 Min.

Flüssiges Phänomen

Zu viel Wasser kann ein Problem darstellen. - Zu wenig ebenso. Unterschiedliche Impressionen über eines der lebensnotwendigen Elemente hat der österreichische Dokumentarfilmer Udo Maurer in Über Wasser eingefangen. Sie sollen daran erinnern, dass der Energielieferant aus dem Wasserhahn keine Selbstverständlichkeit darstellt.

Station macht Maurer in drei sogenannten "Dritte-Welt-Ländern". Ihm ist bewusst, dass er auch "im Westen" über genügend Themen gestolpert wäre, die sich aber vergleichsweise einfach lösen ließen. Im Gegensatz zu den Situationen in Bangladesch, in Kasachstan, in Nairobi: Während der Alltag im Mündungsgebiet des Brahmaputra von jährlichen Überschwemmungen geprägt ist, herrscht in der einstigen Hafenstadt Aralsk betroffen machende Dürre. - Und im größten Slum in Nairobi wird aus der überlebensnotwendigen Quelle Kapital geschlagen. Wahnwitzige Bilder fängt Maurer ein: Etwa wie in Bangladesch in Windeseile ganze Häuser per Boot übersiedelt werden oder wie Schiffswracks in Kasachstan in der Wüste ruhen: gespenstisch und ihrer eigentlichen Bestimmung enthoben.

Grundsätzlich fragt Udo Maurer in seinem Film, ob Wasser ein Menschenrecht oder ein Wirtschaftsgut ist. Diskussion liefert die unkommentierte Dokumentation keine: Lieber will Maurer zum Nachdenken anregen.

Nicole Albiez

ÜBER WASSER.

Menschen und gelbe Kanister

A/LUX 2007.

Regie: Udo Maurer. Konzept: Ursula Sova, Michael Glawogger.

Verleih: Poool Filmverleih. 83 Min.

Herrliche Garstigkeit

Abgesehen von ihrem Tagebuch und ihrer Katze Portia hat die alternde, strenge Lehrerin Barbara wenig Freuden in ihrem Leben. Bis Sheba an die Schule kommt: eine junge, impulsive Frau; eine potenzielle Freundin für Barbara. Oder weit mehr als das. - Denn die Sehnsucht nach Gesellschaft und Zuneigung beginnt pathologische Züge anzunehmen und gipfelt gar in Erpressung: Barbara, die Zeit ihres Lebens ihre Gefühle unterdrückt hat, erwischt die junge Kollegin mit einem 15-jährigen Schüler. Ein gefundenes Fressen. Denn Barbara droht ihr - immer wenn ihr zu wenig Aufmerksamkeit entgegengebracht wird -, mit der skandalträchtigen Affäre an die Öffentlichkeit zu gehen …

Cate Blanchett und eine herrlich schlampige und garstige Judi Dench sind die größten Trümpfe, die Richard Eyre bei Notes on a Scandal (nach dem Roman von Zoë Heller) in der Hand hält; unerbittlich duellieren sich die beiden Diven und erforschen mit ihren nuancenreichen Darbietungen die Abgründe der Seele. Zwei der vier Oscar-Nominierungen gehören den Grandes Dames des Films, eine Patrick Marber, der die fiktiven Tagebuchnotizen zu einem düsteren Drehbuch umformulierte, einem temporeichen Psychothriller.

Nicole Albiez

NOTES ON A SCANDAL

Tagebuch eines Skandals.

UK 2006. Regie: Richard Eyre.

Mit Judi Dench, Cate

Blanchett, Bill Nighy.

Verleih: Centfox. 92 Min.

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