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Opern-Handlung

Mozart im wüstengelben Tschad: Mit Daratt erreicht das erste der sieben Werke zum New Crowned Hope Festival die Kinoauswertung. Aus der Oper La clemenza di Tito stammt das Motiv von Vergeltung und Vergebung, das Regisseur Haroun zum Dilemma eines Halbwüchsigen macht. Der junge Atim soll den Mörder seines Vaters töten, weil der Staat keine Sühne bietet. Anstelle eines mächtigen Gegners findet er jedoch den vom Bürgerkrieg gezeichneten Bäcker Nassara vor. Atim nähert sich dem Mann mit neugieriger Abscheu, wird sein Lehrling. Eine merkwürdige Vater-Sohn-Beziehung entspinnt sich, die nicht von Dauer sein kann. Wenngleich dort die Rollen von Opfer und Täter in spe verkehrt sind, lässt sich die geistige Verwandtschaft zu Le fils von den Gebrüdern Dardenne nicht von der Hand weisen. Sprachlich und von den Mitteln her ähnlich reduziert, ist bei Harouns eindrucksvoller Arbeit das Durchbrechen des generationalen Teufelskreises von Gewalt und Revanche zentral - und die Courage dazu, die höher scheint als jene, die nötig wäre um Rache zu üben. Thomas Taborsky

DARATT - TROCKENZEIT

B/F/Tschad/A 2006. Regie: Mahamat-Saleh Haroun. Mit Ali Bacha Barkai, Aziza Hisseine. Verleih: Stadtkino. 96 Min.

Wahre Handlung

Die Verfilmung eines wahren Kriminalfalls, die schon vor der Gerichtsverhandlung des Hauptangeklagten im Kino zu sehen ist: Regisseur Nick Cassavetes verarbeitet in seinem Drogen-Drama Alpha Dog die Geschichte des aus wohlbetuchten Verhältnissen stammenden Jesse James Hollywood (im Film: Johnny Truelove), der bereits 20-jährig auf der "Most-Wanted"-Liste des FBI stand. Der Vorwurf: Er soll Drahtzieher bei der Ermordung des 15-jährigen Nick Markowitz (im Film: Zack Mazursky), dem Bruder einer seiner Drogenkuriere, gewesen sein. Eine Filmvorlage also, die - nicht zuletzt dank der prominenten Besetzungsliste (Popstar Justin Timberlake darf neben Bruce Willis und Sharon Stone seine erste große Filmrolle spielen) - nach großem Kino schmeckt. Doch Cassavetes präsentiert vor allem gängige Klischees. In MTV-artigen Splitscreen-Montagen zeigt er das ausschweifende Partyleben von Upper-Class Kids. Erst als den Möchtegern-Gangstern die Konsequenzen ihres "Streichs" - des Kidnappings des späteren Opfers Zack Mazursky - bewusst werden, gewinnt der Film an Tiefgang und die wahre Tragödie wird sichtbar. Die Frage nach dem Warum wird aber nicht befriedigend beantwortet. Jürgen Belko

ALPHA DOG

USA 2006. Regie: Nick Cassavetes. Mit Sharon Stone, Bruce Willis, Justin Timberlake. Verleih: Constantin; 117 Min.

Blutige Handlung

Das aufregende Leben der Gangster und die triste Existenz der Gesetzeshüter: Dieser gern bemühte Gegensatz zieht sich auch durch den Krimi Lonely Heart Killers - beruhend auf einem wahren Fall aus den USA der 1940er. Mordkommissar Elmer Robinson (John Travolta) ist ein gebrochener Mann. Seine Frau hat sich das Leben genommen, die Beziehung zu seinem Sohn ist am Nullpunkt angelangt. Ausgerechnet durch einen verdächtigen Suizid kommt er dem Heiratsschwindler Ray (Jared Leto) auf die Spur. Der hat gerade die rassige Schönheit Martha (Salma Hayek) kennen gelernt, eine Amour fou, die zu einer explosiven Mischung aus Habgier und Eifersucht führt. Ein ziemlich blutiger, ziemlich deprimierender, von Regie-Debütant Todd Robinson mit einer hochkarätigen Besetzung routiniert in Szene gesetzter Streifen. Zeit, Kostüme und Atmosphäre stimmen - die Bezeichnung "Film noir" ist angebracht. Michael Kraßnitzer

LONELY HEART KILLERS

USA 2006. Regie: Todd Robinson. Mit John Travolta, Salma Hayek. Verleih: 3L. 108 Min.

Nicht viel Handlung

Ein Junge als Au Pair? Für den Vater ist Sohn Sebastians bevorstehende Haushalts-und Babysittertätigkeit ein Schlag in die Magengrube. Aber der 18-Jährige Jeune Homme lässt sich nicht davon abbringen, die Deutschschweiz zu verlassen, um ein Jahr in Genf zu verbringen. Mit dem neuen Beruf tut Sebastian sich nicht leicht. Erschwerend dazu wirken die dauerzankenden Gasteltern und die Qualen der ersten Liebe … Die Geschichte ist einfach gestrickt, bieder geschrieben und frei von Überraschungen. Die Welt wird durch naive Kinderkulleraugen betrachtet, Probleme lösen sich spielerisch in Wohlgefallen auf. Sehenswert ist die multinationale Coming-of-Age-Komödie dennoch: Christoph Schaub setzt sie flott, rührend und auch charmant in Szene, Matthias Schoch erfüllt die Hauptfigur überzeugend mit Leben. Nicole Albiez

JEUNE HOMME

CH 2006. Regie: Christoph Schaub.

Mit Matthias Schoch, Alexandra Vandernoot Verleih: Cinestar. 98 Min.

Fast keine Handlung

Nachdem die Blödel-Protagonisten Bastian Pastewka und Oliver Kalkofe 2004 das Krimi-Sujet für ihren Retro-Klamauk entdeckt haben (Der WiXXer), loten sie - gemeinsam mit Christoph Maria Herbst als Nervenheilanstaltsleiter Alfons Hatler - erneut die Grenzen teutonischen Humors aus: Drei Jahre nachdem die beiden Er-mittler Even Longer und Very Long den Kriminellen WiXXer aus dem Verkehr gezogen haben, taucht plötzlich eine Todesliste auf, auf der auch Inspector Very Long steht. Auch bei der Jagd auf den neuen WiXXer spielt die Handlung nur eine Nebenrolle. Für eine deutlich erhöhte Witz-Trefferquote sorgt diesmal Christoph Maria Herbst mit einer gelungenen Hitler-Parodie. Jürgen Belko

NEUES VOM WIXXER

D 2007. Regie: Cyrill Boss, Philipp Stennert. Mit Oliver Kalkofe, Bastian Pastewka. Verl.: Constantin, 100 Min.

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