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Frauen beschrieben

Was die Taxilenkerin, die Ladenbesitzerin, die Wissenschafterin, die Architektin, die Schriftstellerin, die Jazzsängerin und die Mitarbeiterin eines Frauenprojekts in Costa Rica gemeinsam haben: Sie alle sind nach Wien immigriert. Ülkü Akbaba rückt im Dokumentarfilm "Grenzgängerinnen" die lose zusammengewürfelten Migrantinnen vor die Linse, um sie von ihren Lebensentwürfen erzählen zu lassen. Auf technischen Feinschliff hat die Regisseurin weniger Wert gelegt als auf authentischen Einblicke. Einblicke, die mit Klischees und Exotismus nichts zu tun haben. Um erkämpfte Selbstbestimmung drehen sie sich, um gesellschaftliche Zuschreibungen und Traditionen, von denen sie sich gelöst haben. Während die kopftuchtragende Feride beispielsweise ihr Taxi lenkt, kümmert ihr Mann sich um den Haushalt. Auf eine Stimme aus dem Off verzichtet Akbaba, zu einem Großteil auch auf Texttafeln. Die Protagonistinnen sprechen für sich - eine deutliche Sprache - so entsteht ein filmisches Mosaik aus Nahaufnahmen, das Parallelen und Gegensätze aufzeigt - und gegen klischierte Vorstellungen ankämpft. Nicole Albiez

GRENZGÄNGERINNEN. Frauen zwischen Migration, Konvention u. Revolte

A 2007. Regie: Ülkü Akbaba.

Verleih: Filmladen. 70 Min.

Urknall verdoppelt

Zwei Stricknadeln werden es sein, mit denen "Drachenjäger" Lian-Chu am Ende des Films seine Männlichkeit beweisen wird: Nur ein Beispiel für den liebevollen Humor, der seine Protagonisten durch dieses bildgewaltige Animations-Abenteuer über Mut und Loyalität begleitet. Die ungleichen und erfolglosen Drachenjäger Gwizdo (übermütig, klein und gerissen) und Lian-Chu (entmutigt, groß und gewissenhaft) reisen mit ihrem Drachenhund Hector durch eine Welt, die seit einem zweiten Urknall nur noch aus frei schwebenden Teilen besteht. Es herrscht der "Weltenfressende Knochendrache", den sie mit Hilfe der kleinen Prinzessin Zoe besiegen wollen. Die Regisseure Arthur Owak und Guillaume Ivernel, die mit der "Drachenjäger"-TV-Serie in Frankreich Kult-Status feiern, schaffen hier einen visuell einnehmenden 3D-Animationsfilm: Der "stinkende Wald", der "alberne Kürbis-Drache" und der "fiese Nebelbomber" sind nur einige Skurrilitäten einer Welt, die Owak und Ivernel bis zum wohlig-kitschigen Ende ungewöhnlich düster und stark melancholisch zeigen. Die rasanten Bildsequenzen könnten aber für die Zielgruppe (ab 6 Jahren) überfordernd sein. Alexandra Zawia

DIE DRACHENJÄGER

Chasseurs de dragons

F/L/D 2008. Regie: Guillaume Ivernel, Arthur Owak. Verl.: Constantin. 84 Min.

Treu geblieben

Jenem wertvollen Miteinander von Melancholie, Witz und Hausrats-Tricktechnik, das so gut wie alle seine Filme und Musikvideos durchdringt, bleibt Michel Gondry auch bei "Abgedreht" treu. Zum Ort der Phantasterei erklärt er eine Nachbarschaft, deren Zustand sich an den Regalen der freundlichen Eck-Videothek ablesen lässt: Die Zeit ist auf VHS stehen geblieben. Weil die Abrissbirne droht und er auf Ideensuche fährt, lässt der ältliche Mr. Fletcher seinen Schützling Mike auf den Laden aufpassen. Gerade nun muss der lokale Taugenichts Jerry natürlich magnetisch werden und alle Kassetten löschen. Kurz darauf steht schon die beste Stammkundin in der Tür und will "Ghostbusters". In ihrer Panik drehen Mike und Jerry den Film nach. Dann noch einen, und noch einen. Bald darauf stehen die Leute wegen ihrer "geschwedeten" Fassungen Schlange. Kino als Symptom und Heilmittel gesellschaftlicher Isolationstendenzen: Gondrys verschrobenes Märchen ist eine Weltrettung in Miniatur, cleverst getarnt als Hommage an den Aufmerksamkeitsdefizits-Film. Thomas Taborsky

ABGEDREHT - Be Kind Rewind

USA 2008. Regie: Michel Gondry. Mit Jack Black, Mos Def, Melonie Diaz, Danny Glover. Verl.: Senator. 101 Min.

Schatz gesucht

Geschätzte 500 Millionen Dollar soll man aus dem Karibischen Meer fischen können, zumindest ist der hoch verschuldete Schatzsucher Finn der 1715 versunkenen Aussteuer der spanischen Königin auf der Spur. Seit Jahren. Und zwar so besessen, dass jüngst auch seine Ehe baden ging. In "Ein Schatz zum Verlieben" trifft Abenteuer auf Romantic Comedy - mit zahlreichen Verästelungen: Neben den eigentlich geschiedenen Eheleuten sieht man auch schon bei einer Horde Gangster die Dollar-Zeichen in den Augen schimmern, und Finn erhält überraschende Hilfe eines gelangweilten Multimillionärs und dessen naiver Jet-Set-Tochter. Durch die zahlreichen und teils unsinnigen Wendungen wird an etlichen Handlungssträngen gerne nur an der Oberfläche gekratzt. Andy Tennant ("Hitch - der Date Doktor") verfährt temporeich - kurzweilig ist die Komödie allemal - und versucht den schwächelnden Plot durch eine Starbesetzung wettzumachen; Kate Hudson und Matthew McConaughey funktionierten schließlich auch schon in "Wie werde ich ihn los - in 10 Tagen?" Von Letzterem wird redlich Einsatz mit freigelegtem Oberkörper abverlangt. Vielleicht kann Tennant auch damit punkten. Mit der vernachlässigten Figurenzeichnung allerdings bestimmt nicht. Nicole Albiez

Ein Schatz zum Verlieben

FOOL'S GOLD

USA 2008. Regie: Andy Tennant.

Mit Matthew McConaughey, Kate Hudson, Donald Sutherland.

Verleih: Warner. 112 Min.

Hinweis

Die Kritik von Othmar Schmiederers Dokumentarfilm "Back to Africa" fand sich bereits in der letztwöchigen Furche.

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