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Nur nichts bemerken

The mothman prophecies

USA 2001. Regie: Mark Pellington. Buchvorlage: John A. Keel. Mit Richard Gere, Laura Linney, Will Patton. Verleih: Concorde. 119 Min.

"Sie haben Sie bemerkt, und sie haben bemerkt, dass Sie sie bemerkt haben" - Kurzbeschreibung, Minimaldefinition, Ausgangs- und Endpunkt einer jeden Geschichte, die von fremden, nicht einordenbaren, außerirdischen Wesen handelt. In "Mothman Prophecies" wird sie Starreporter John Klein (Richard Gere) auf den Kopf zugesagt. Weil er sie, die Mottenwesen, bemerkt hat, ist er, der Erfolgsmensch, aus seinem Job und seinem ganzen bisherigen Leben ausgestiegen. Weil sie, die Fremden, ihn bemerkt haben, kann er, der sich und anderen fremd Gewordene, nicht mehr zurück. Bis sich ihre Unheilsprophezeiung bewahrheitet, bis er seine Aufgabe in dieser Katastrophe erfüllt.

"Mothman Prophecies" ist wunderbare Science Fiction, bei der bis zum Ende nicht klar ist, ob heilvolle oder unheilvolle Fiktion Vorbild ist. Verkörpern die fledermausartigen Flügel der Mottenwesen das alles verschlingende, begrabende Böse oder stehen sie für das bergende und schützende Gute? John Klein will es wissen und garantiert damit Spannung bis zum Schluss. Wolfgang Machreich

Grüße aus Gomorrah

The Scorpion King

USA 2002. Regie: Chuck Russell. Mit The Rock, Kelly Hu, Steven Brand, Michael Clarke Duncan. Verleih: United International Pictures. 95 Min.

"Ich will die Frau - und deinen Kopf!": Dieser Satz bringt das brutale und dick aufgetragene Fantasy-Action-Spektakel "The Scorpion King" auf den Punkt, das sich wahllos im Fundus der Frühgeschichte bedient. "Ägypten" vor 5.000 Jahren: Der akkadische Söldner Mathayus kämpft gegen Memnon, den bösen König von Gomorrah, seine Gefährten sind ein plappernder Buffo und die schöne und leicht bekleidete Seherin Cassandra. Ein tödliches Gemetzel folgt dem anderen, aufgrund der amerikanischen Zensurbestimmungen gibt es jedoch Blut ebensowenig zu sehen wie nackte Damenbrüste, schließlich sind Jugendliche das Zielpublikum des Comic-artigen. Der Hauptdarsteller nennt sich übrigens "The Rock", damit ist wohl alles gesagt.

Unter uns: Ein herrlich schundiger Streifen, nicht unspannend und manchmal glaubt man hinter unfreiwilliger Komik beinahe so etwas wie Selbstironie zu erkennen.

Michael Kraßnitzer

Ein Herz für Dicke

Sumo Bruno

D 2000. Regie: Lenard Fritz Krawinkel. Mit Hakan Orbeyi, Julia Richter, Oliver Korittke, Martin Seifert. Verleih: Commerzfilm. 99 Min.

Dicke dürfen sich freuen: Bruno Nestroy (Hakan Orbeyi), der Held von "Sumo-Bruno", bringt 200 Kilo auf die Waage. Sein Leben in der tristen Provinzstadt Riesa, der Partnerstadt von Tschernobyl, ist am Nullpunkt. Sein Leben in einer desolaten Bruchbude pendelt zwischen Würstelstand und Speisekammer. Auch sein einziger Freund Kalle (Oliver Korittke) zählt zur Verlierer-Fraktion. Eine ziemlich abstruse Idee bringt frischen Wind in das Duo: ausgerechnet in Riesa soll die erste Sumo-WM außerhalb Japans stattfinden. Kalle möchte aus Bruno Kapital schlagen: er soll Sumo-Ringer werden. Viel Selbstüberwindung und zähes Ringen gegen die eigene Lethargie führen schließlich auch zu neuen vielversprechenden Bekanntschaften. Etwas seichte, liebenswürdige Herzmassage für Dicke. IM

Zeit-loser Gentleman

Kate & Leopold

USA 2002. Regie/Drehbuch: James Mangold. Mit Meg Ryan, Hugh Jackman, Liev Schreiber. Verleih: Twentieth Century Fox. 118 Min.

Wo hat man sie nur alle hingeschafft - die Zeitlöcher ins Glück, aus denen solche Göttergatten schlüpfen? Leider sind Filmrisse der Geschichte, wie sie in der Romanze "Kate & Leopold" passieren, im wirklichen Leben noch nicht aufgetaucht. Es wäre auch zu schön: Da erspäht der ansehnliche Leopold (Hugh Jackman), dritter Baron von Albany, im New York des Jahres 1876 den mit einer historisch deplatzierten Digitalkamera bestückten Stuart (Liev Schreiber), verfolgt ihn auf die East River Bridge hinauf, stürzt ab - und landet im Manhattan von heute. Ein hartes Los, halten doch die meisten den heillos höflichen Gentleman für einen Schauspieler - oder für verrückt. Auch Stuarts verflossene Liebe Kate (Meg Ryan), eine ehrgeizige Marketingexpertin, beäugt den Schönling mit Befremden. Doch spätestens, als er sich als Idealbesetzung für ihren Werbespot entpuppt, verfällt sie seinem unzeitgemäßen Charme ...

Mit dieser Liebelei zwischen 19. und 21. Jahrhundert zielt Regisseur und Drehbuchautor James Mangold direkt auf die Herzen des weiblichen Publikums. Auch wenn sich Zeitsprünge mittlerweile im Kino häufen (etwa zuletzt in "The time machine"): Allein der Anblick Hugh Jackmans, dieser australischen Inkarnation eines Frauentraums, macht jede noch so fadenscheinige Geschichte wett.

Doris Helmberger

Kurze Ewigkeit

Mein Stern

D/Ö 2001. Buch und Regie: Valeska Grisebach. Mit Nicole Gläser, Christopher Schöps, Monique Gläser, Jeanine Gläser. Verleih: Polyfilm. 65 Min.

Noch eine Liebesgeschichte. Doch diesmal kein Märchen. Und ganz und gar kein Teenie-Film. Valeska Grisebach setzt in "Mein Stern", ihrem Abschlussfilm an der Filmakademie Wien, das Thema Jugendliebe aus einem überraschend neuen Blickwinkel in Szene. Mit Hilfe brillanter Laiendarsteller gelingt ihr eine unverkrampfte Darstellung pubertärer Beziehungsmuster - und der Aufweis, dass diese jenen von Erwachsenen verblüffend ähnlich sind.

Die 15-jährige Nicole (Nicole Gläser) schwärmt für ihren coolen Schulkollegen Schöps (Christopher Schöps) - und er für sie. Während Nicoles Mutter Nachtschicht hat, kommen sich die beiden im Wohnzimmer näher. Begriffe wie "Liebe" und "Ewigkeit" sind schnell zur Hand, doch schon wenig später spürt Schöps, dass "irgend etwas nicht stimmt" - und macht Schluss. Verloren auf der Achterbahn der Gefühle kehrt er allerdings reuig zurück. "Machst du das nochmal," warnt ihn Nicole, "dann bring' ich dich um." Die Drohung wirkt - bis sie selbst ihn betrügt ...

Grisebachs 15-Jährige nehmen sich die Konventionen der Erwachsenen zur Schablone für ihre eigenen Lebenspläne - um schließlich zu ernüchtern. Von Treueschwüren bleibt nicht viel. Was hilft, ist Kaltschnäuzigkeit. Und so ist man weiter auf der Suche nach der großen Liebe und dem Sinn des Lebens, der sich irgendwo im Bermudadreieck zwischen Beziehung, Job und Auto gnadenlos versteckt.

Doris Helmberger

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