Werbung
Werbung
Werbung

Seelenlose Roboter

Noch heute berichtet Robert Zemeckis euphorisch davon, wie er "Forrest Gump" 1994 Präsident Kennedy die Hand schütteln ließ. Technische Spielereien haben es ihm angetan. Für die Verfilmung von "Polarexpress" konnte er sich eine ganze Spielfilmlänge lang darauf stürzen. Dank der "Performance Capture"-Technologie sei es nun für jeden Schauspieler möglich, jede nur vorstellbare Rolle zu spielen - unabhängig von äußerlichen Merkmalen. Doch das überschwänglich angepriesene Verfahren, welches Mimik und Gestik der Schauspieler auf die digitalen Figuren übertragen soll, hält nicht ganz, was es verspricht. Die Bewegungen sind kantig, die Blicke seelenlos. Tom Hanks erscheint in fünffacher Ausführung auf der Leinwand, kann jedoch in nur einer Figur, der des Zugschaffners, wirklich wiedergefunden werden. Somit verbleiben eher jene Momente im Gedächtnis, die den Titel gebenden Zug und nicht die Fahrgäste in den Mittelpunkt stellen. Dann entwickelt sich die filmische Reise nämlich durchaus zur abenteuerlichen, fesselnden Achterbahnfahrt.

Nicole Albiez

POLAR EXPRESS - Der Polarexpress

USA 2004. Regie: Robert Zemeckis. Mit Tom Hanks, Michael Jeter, Peter Scolari. Verleih: Warner Bros. 100 Min.

Mystische Genesis

Vom Urknall bis zur Entstehung der Erde und des Lebens auf der Erde; Geburt, Kampf, das Leben auf Kosten anderer, Liebe und Tod: Der Film "Genesis" erzählt in faszinierenden und poetischen Bildern nichts Geringeres als die Geschichte des Lebens. Sechs Jahre lang haben die französischen Dokumentarfilmer Claude Nuridsany und Marie Pérennou symbolhafte und metaphorische Bilder gesammelt, um die Erkenntnisse der Naturwissenschaft mit den Mitteln des Mythos neu aufzurollen: Es ist ein afrikanischer Schamane (Sotigui Kouyaté), der mit der Synchronstimme von Robert de Niro (Christian Brückner) in mystischem Duktus durch den Film führt. Eine Kostprobe: "Am Anfang war die junge Erde siedend heiß, wie eine Speise, die man gerade aus dem Ofen genommen hat. Und nachdem sich die flüssigen Steine abgekühlt hatten, ergoss sich der Dampf des Himmels wie eine Sintflut auf die Erde und füllte die Ozeane."

Die meisterhaft ineinander übergreifenden Bilder illustrieren anhand archaischer oder archaisch anmutender Lebewesen (Fische, Insekten, Amphibien, Echsen, Vögel) diese Erzählung. Beeindruckende Bilder von Föten zeigen, wie in jedem Menschen, die Evolution noch einmal im Zeitraffer abläuft.

Michael Kraßnitzer

GENESIS

F 2004. Regie, Buch und Kamera:

Claude Nuridsany, Marie Pérennou.

Mit Sotigui Kouyaté. Verleih: Constantin.

80 Min.

Akrobatik-Fantasien

So nah wie derzeit im Wiener IMAX-Kino wird man den Artisten des Cirque du Soleil kaum je wieder kommen: Mit teils fast unglaublicher Akrobatik ziehen sie den Zuseher in den Bann, durch die 3D-Filmtechnik sind sie zum Greifen nah.

Der Film will die Geschichte des Lebens erzählen: von der Geburt des Kindes bis zum alten Mann. Auf seinem Weg begegnet der Mensch Instinkten, Gefühlen, Hoffnungen und Zweifeln. Drei Schlüssel würden jedem Menschen in die Wiege gelegt, ist die Erkenntnis des alten Mannes am Ende seines Lebens: Träume, Glaube und Liebe.

Und genau das ist die Schwäche des Films: Dass sich die Produzenten nicht mit wunderbaren Bildern exzellenter Akrobaten und fantastischer Landschaften begnügen, sondern meinen, zwanghaft eine moralinsaure Geschichte darum konstruieren zu müssen.

Claudia Feiertag

CIRQUE DU SOLEIL:

FANTASTISCHE REISE 3D

USA 1999. Produktion: Keith Melton.

Verleih: IMAX. 38 Min.

Skurrile Charaktere

Einen Blick auf das gegenwärtige tschechische Filmschaffen abseits des Mainstreams wirft das Wiener Top-Kino: In einer Filmschau sind vom 1. bis 16. Dezember vier Filme Tomá Vorél's aus den Jahren 1989 bis 2000 zu sehen. Der 47-jährige Prager Regisseur liegt mit seinen Filmen sehr nah am Puls der tschechischen Gesellschaft und spart dabei nicht mit politischen Statements. Seine Botschaften verpackt er in originelle Geschichten, die er mit viel schwarzem, tschechischem Humor anreichert. Im Eröffnungsfilm "Der Rauch" prangert Vorél die gleichgeschaltete Denkweise innerhalb des sozialistischen Systems an. Die Folgen der ständigen Unterordnung zeigt er an skurrilen Charakteren, die in ihre persönliche Scheinwelten flüchten. Ernst Pohn

Nähere Informationen unter

www.topkino.at

X-Mas Meterware

Luther Krank (Komiker Tim Allen) hat von Weihnachten die Nase voll, vor allem der kommerzielle Aspekt stört ihn am Fest der Liebe. Doch seiner Familie zuliebe hat er sich bisher nichts anmerken lassen. Als Töchterchen Blair (Julie Gonzalo) verkündet, Weihnachten in diesem Jahr nicht zu Hause feiern zu wollen, will er das Fest endlich einmal ausfallen lassen. Stattdessen will er mit seiner Frau (Jamie Lee Curtis) in die Südsee jetten. Aber es kommt alles anders: Denn Tochter Blair überlegt es sich doch anders und will zur Feier kommen ...

Soweit die Handlung der Komödie, die auf dem Roman "Das Fest" von John Grisham beruht. Hinter der Kamera werkte Regisseur Joe Roth. Allesamt Routiniers aus Hollywood, denen man wegen durchschnittlicher Meterware wie dieser eigentlich nicht böse sein kann.

Matthias Greuling

Christmas with the Kranks

Verrückte Weihnachten

USA 2004. Regie: Joe Roth. Mit Tim

Allen, Jamie Lee Curtis, Dan Aykroyd. Verleih: Columbia TriStar. 117 Min.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung