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Ländliches Leben

Sie sind Gestrandete, ohne jemals auf hoher See gewesen zu sein. Vier junge Leute aus Fohnsdorf in der Steiermark, die das Gefühl haben, nicht vom Fleck zu kommen. Das Leben in der Provinz ist der zentrale Bestandteil von Helmut Köppings Film "Kotsch", eine skurrile Komödie, zugleich aber auch ein schräges Drama, das von Träumen erzählt, die eigentlich nicht schwer zu verwirklichen sind. Dennoch stecken die Protagonisten fest in jener Umgebung, in der sie aufgewachsen sind. Damals, als Kinder, war Fohnsdorf die ganze Welt für die Burschen, heute ist es nur mehr das größte Dorf Österreichs. Die Situation spitzt sich zu, als ein Klassentreffen auch jene Freunde der Zurückgebliebenen nach Fohnsdorf bringt, die den Sprung vom Land ins Leben geschafft haben. Köppings Inszenierung wirkt bewusst übertrieben, sein Anliegen, die (scheinbare) Perspektivenlosigkeit junger Leute aus der Provinz zu illustrieren, gelingt aber nicht: Zu sehr offenbaren sich die Strukturschwächen des Drehbuchs, sodass "Kotsch" letztlich nur jenen Spaß macht, die das Umfeld genau kennen. Matthias Greuling

KOTSCH

Ö 2006. Regie: Helmut Köpping. Mit Christoph Theußl, Andreas Kiendl, Michael Ostrowski. Verleih: Poool-

Filmverleih. 89 Min.

Höllische Herberge

Die Jugendherberge in einem entlegenen Ort in der Slowakei, in die es Paxton (Jay Hernandez) und seine zwei Freunde verschlägt, ist der Traum aller männlichen Rucksacktouristen: gepflegt, nicht überlaufen und voll attraktiver Mädchen, die offenbar nur auf die sexhungrigen Jungs gewartet haben. Doch es ist eine Touristenfalle im wahrsten Sinne des Wortes: Wer dort absteigt, ist des Todes. Eli Roths jüngster Film "Hostel" ist ein zutiefst verstörender Horrorfilm, weil der Schrecken nicht von übernatürlichen Kräften oder von einem geisteskranken Killer ausgeht, sondern von einem straff organisierten Unternehmen, das als Dienstleister für gelangweilte Wohlstandsbürger auftritt. Obwohl eine amerikanische Produktion, verfügt "Hostel" dank Kameramann Milan Chadima über einen europäischen Look. Dem japanischen Horrorfilm wiederum verdankt er die Drastik der blutigen Details (Kultregisseur Takashi Miike hat einen Kurzauftritt). Roth lässt keine Grausamkeit aus. Er bedient das -von ihm selbst evozierte - archaische Verlangen des Zuschauers nach Vergeltung, erspart ihm aber nicht die Erkenntnis, wohin die Suche nach dem ultimativen Kick letztlich führt. Es gibt eben immer einen noch größeren Kick ... Michael Kraßnitzer

HOSTEL

USA 2005. Regie: Eli Roth. Mit Jay

Hernandez, Derek Richardson, Barbara Nedeljáková. Verleih: Sony. 93 Min.

Plattes Patchwork

Als der strenge Admiral Frank (Dennis Quaid) und die chaotische Designerin Helen (Rene Russo) nach dreißig Jahren bei einem Klassentreffen wieder aufeinander treffen, funkt es erneut - wie damals auf der High School. Und als sie gleich darauf zusammenziehen, muss alles gut organisiert sein, denn neben den beiden ziehen immerhin insgesamt 18 Kinder in den gemeinsamen Haushalt. Der weitere Verlauf der Geschichte (Showdown inklusive) ist natürlich schon vorprogrammiert: Die acht Sprösslinge von Frank und die zehn von Helen sind nicht allzu begeistert davon, dass sie fortan gemeinsam unter einem Dach leben sollen - und geben ihr bestes, um das junge Eheglück zu sabotieren. Dazu ist den stereotypen Figuren jedes noch so klischierte Mittel Recht.

Mit Slapstickeinlagen am laufenden Band (und immerhin solider Leistung der Darsteller) arbeitet sich die Großfamilienkomödie, ein Remake von Melville Shavelsons "Yours, Mine and Ours" von 1968 (mit Lucille Ball und Henry Fonda), durch 88 Minuten, bis sich schließlich doch noch alle auf die richtigen Werte besinnen (Familienleben ist ja gar nicht so schlecht) und der Zuschauer sich sicher sein kann, dass es Hollywood etwas an Inspiration fehlt.

Nicole Albiez

DEINE, MEINE & UNSERE

Yours, Mine & Ours

USA 2005. Regie: Raja Gosnell.

Mit Dennis Quaid, Rene Russo, Rip Torn.

Verleih: Sony Pictures. 88 Min.

Kultiges Kitz

Wir erinnern uns: In der wohl prägendsten Szene der Trickfilmgeschichte wird die Mutter des berühmtesten Rehkitzes der Welt erschossen und stirbt einen theatralischen Tod. Knapp 60 Jahre danach findet der Mythos Bambi genau an dieser Stelle seine zwar weniger emotionale, dafür umso unterhaltsamere Fortsetzung. In "Bambi 2 - Der Herr der Wälder" wird dem schmunzelnden Zuseher vorgeführt, wie schwierig es allein erziehende Eltern mit ihrem pubertierenden Nachwuchs haben - vor allem dann, wenn der Vater der mächtigste Hirsch des Waldes ist und der Sohn ein scheues Rehkitz, das um die Anerkennung seines Vaters buhlt.

Getreu dem Disney-Klassiker haben die Produzenten des neuen Bambi-Abenteuers auch ihre filmischen Ingredienzien ausgewählt: Wie in den 40er-Jahren sind es Bambis große, samtbraune Kulleraugen und der kindlich-naive Charme seiner Freunde, die auch diesmal wieder Kinderherzen höher schlagen lassen. In die Annalen der Filmgeschichte wird das Sequel aber dennoch nicht eingehen. Fragwürdig ist zudem die pädagogische Botschaft, die in "Bambi 2" unterschwellig mitschwingt: Wünschen wir uns wirklich Eltern, die ihren Kindern erst dann ihre Zuneigung zeigen, wenn diese ihre hohen Erwartungen erfüllen?

Jürgen Belko

BAMBI 2 - Der Herr der Wälder

Bambi and the Great Prince of the

Forest

USA 2006. Regie: Brian Pimental. Dt. Synchron-Stimmen: Thomas Fritsch,

Luka Andres, Bruno Schubert. Verleih: Buena Vista. 72 Min.

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