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Ganz schön hart

"I've never seen a braver patient!" Die sonore Stimme glüht vor Stolz, einem kleinen Jungen ist soeben ein Arm amputiert worden. Als Seefahrer darf man nicht zimperlich sein, auch wenn man noch ein Kind ist - schließlich herrscht in Europa Krieg. Wir schreiben das Jahr 1805 und befinden uns auf dem britischen Flagschiff "Surprise", beladen mit Russell Crowe, Paul Bettany und anderen "harten Männern". Sie alle verteidigen nicht nur furchtlos ihr Land, sondern hoffen auf Abenteuer und exotische Welten. Und die gibt es: Unerbittliche Wasserschlachten mit der französischen "Acheron", ein Ausflug auf die Galapagos-Inseln, Intrigen, Saufgelage und Freundschaften an Bord, taktische Manöver, Operationen an offenen Köpfen. Die Welt auf See ist hart und Peter Weir versucht dieses Bild auch nicht zu vereiteln. Weir ("Die Truman Show") hat sich schon immer für den Mikrokosmos seiner Figuren interessiert. An und für sich ein guter Ansatz, nur leider geht "Master and Commander" jeglicher Humor ab. Ein Epos, der sich todernst nimmt und die 140 Minuten Lauflänge noch länger erscheinen lässt, als sie ohnehin ist. Nicole Albiez

MASTER AND COMMANDER - BIS ANS ENDE DER WELT

Master and Commander: The Far Side of the World

USA 2003. Regie: Peter Weir. Mit Russell Crowe, Paul Bettany, James D'Arcy, Billy Boyd. Verleih: Foxfilm. 140 Min.

Ganz schön holprig

François Truffaut widmete 1973 "Die amerikanische Nacht" seiner großen Leidenschaft - dem Filmemachen. 2003 führt nun ein Italiener, der sich schlichtweg Swan nennt, Regie bei einem Film, der sich - allerdings weniger einfühlsam - mit derselben Thematik befasst: Maximilan Wielfried (Walter Waltz) hat seinen ersten Film bereits gedreht und sieht sich schon als Mitglied der High Society. Doch die Dinge laufen nicht so gut wie erwartet: Das Fernsehen möchte seinen Film nicht ausstrahlen und der Kredithai, der das Projekt vorfinanziert hat, verlangt sein Geld zurück. Evelyn, die Hauptdarstellerin des Streifens (Stephanie Brenner), versucht es mit Fellatio beim TV-Redakteur (Ottfried Fischer). Zwecks Erpressung wird die verfängliche Situation mitgefilmt. Da sich der Mann jedoch als zu wenig einflussreich herausstellt, greift man zu anderen obskuren Mitteln... Der Regisseur dieser Geschichte möchte als Swan anonym bleiben: Mit dieser holprigen Mediensatire wird ihm das auch mühelos gelingen. Veronika Dolna

DIE SKRUPELLOSEN.COM

A 2003. Regie: Swan. Mit Ottfried

Fischer, Stephanie Brenner, Walter Waltz. Verleih: Einhornfilm. 89 Min.

Ganz Ganz

Er gehört zu den Großen des deutschsprachigen Theaters. Josef Meinrad vermachte ihm den Iffland-Ring, der dem größten Mimen deutscher Zunge gebührt: Bruno Ganz. Der Schweizer Filmemacher Norbert Wiedmer hat seinen Landsmann drei Jahre begleitet und den Dokumentarfilm "Behind Me" gestaltet, in dem Ganz ganz zur Geltung kommt.

Grandios schillert der Protagonist in verschiedenen Rollen - als Schauspieler, Freund, Sprecher, Lebensgefährte, Sohn - die Ebenen verschwimmen, bis das vielfacettige Gemälde einer Person entsteht. Wiedmer hat sein Unterfangen als "heterogene Montage - einem kubistischen Bild gleich" charakterisiert. Bruno Ganz wird sowohl physisch wie poetisch hervorgeholt, sodass dem Zuschauer eine unverwechselbare Persönlichkeit, ein Theatergenie leibhaftig begegnet.

Die Kost ist wahrlich nicht leicht: Als Hamlet posiert Ganz ebenso wie als Faust in Peter Steins halbtaglanger Gesamtaufführung von Faust I und II. Oder als Sprecher von Gedichten T. S. Eliots, die auch nicht die allerzugänglichste Lyrik darstellen. Und en passant lässt Wiedmer biografische Details einfließen, lässt Freunde und Lebensgefährtin zu Wort kommen, macht den Schauspieler auch abseits der Bühne sichtbar.

Bei Bruno Ganz bleibt die Kamera aber bloß Hilfsmittel, um die unnachahmliche Präsenz eines Jahrhundertschauspielers auch in die - hoffentlich recht vollen - Kinosäle hinein zu verbreiten. O. Friedrich

BEHIND ME. BRUNO GANZ.

CH 2002. Regie: Norbert Wiedmer. Mit Bruno Ganz. Verleih: Filmladen, 85 Min.

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