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Punkig

Punk in der ehemaligen DDR war in den 1980er Jahren eine kleine, aber laute Bewegung. Bands wie "Wutanfall", "Planlos" oder "Betonromantik" funktionierten als Ventile für jugendlichen Freiheitsdrang und befriedigten das Bedürfnis nach Rebellion. Anfangs noch Musikbewegung, wurden die Texte immer politischer, und am Ende landeten viele wegen staatsfeindlicher Aktivitäten hinter Gittern. Sechs ehemalige Hauptprotagonisten der Punkszene lassen im Film diese Zeit in ihrer Erinnerung Revue passieren. Die unterschiedlichen Charaktere sind längst dem Jugendalter entwachsen und haben sich mehr oder weniger in die Gesellschaft eingefügt. Doch bei allen blitzen auch in der Gegenwart die Zeichen einer rebellischen Grundhaltung auf, und wenn sie über die damalige Zeit erzählen, beginnen ihre Augen zu leuchten. Eingestreute visuelle Effekte und der wechselnde Schnitt zwischen den Protagonisten sorgen dafür, dass der Film kurzweilig bleibt. Die Musik spielt nicht jene dominante Rolle, die man vielleicht erwarten würde. "Ostpunk! too much future" ist daher auch kein Musikfilm, sondern beschreibt sehr gut das Lebensgefühl einer gesellschaftlichen Subkultur, die unter einer repressiven Staatsmacht bestehen wollte. Ernst Pohn

Ostpunk! Too much Future

D 2007. Regie: Carsten Fiebeler, Michael Boehlke. Verl.: Topkino. 93 Min.

Peinlich

Mozart-Kugeln, Mozart-Likör und Mozart-Streichwurst - nicht überall, wo der Name des berühmten Komponisten draufsteht, ist Mozart drin. Auch der aktuelle Kinderfilm "Mozart in China" hat nur am Rande mit dem Salzburger Aushängeschild zu tun - und das ist auch gut so. Das Musikgenie würde wahrscheinlich im Grab rotieren, wenn es wüsste, dass sein Name Pate für diesen hanebüchenen Film steht. Regisseur Bernd Neuburger führt exemplarisch vor, dass gut gemeint nicht gut gemacht bedeutet. Eingebettet in ein Plot- und Dialogskript-Desaster, bricht Kaspar Simonischek mit seinem Freund Li Wei nach China auf, um mithilfe einer Mozart-Marionettenpuppe ein altes Schattenspiel-Theater zu retten. Zugutehalten kann man diesem amateurhaft umgesetzten Film nur eines: den Versuch, zu einem besseren Kulturverständnis zwischen Ost und West beizutragen. Die Art und Weise, wie dies geschieht, ist der Kunstform Film jedoch unwürdig. Jürgen Belko

Mozart in China

A/D/China 2007. Regie: Bernd Neuburger. Mit Kaspar Simonischek, Marco Yuan, Peter Simonischek, Brigitte Karner. Verleih: Filmladen. 90 Min.

Pathetisch

8 Menschen, 8 Sichtweisen, eine Wahrheit - so könnte man kurzgefasst den Inhalt des Polit-Actionthrillers "8 Blickwinkel" zusammenfassen. Im Zentrum des Blockbusters steht ein Attentat auf den US-Präsidenten, das aus der Perspektive unterschiedlicher Beteiligter erzählt wird. Angelehnt an die Erzähltechnik des Kurosawa-Klassikers "Rashomon" lässt Regisseur Pete Travis die Minuten vor und nach dem Anschlag aus den jeweiligen Einzelperspektiven Revue passieren und fügt so die Puzzleteile der Bluttat zusammen. Was zunächst recht vielversprechend beginnt, entwickelt sich allerdings mit fortlaufender Handlung zum Abziehbild-Actioner: Rasante Verfolgungsjagden und wilde Schusswechsel lassen der renommierten Riege namhafter Darsteller keine Zeit, ihren Figuren Tiefgang zu verleihen. Das Resultat: Vor allem im letzten Drittel gerät der Film zu einem 08/15-Einerleibrei, der vor überzogenen Genre-Klischees nur so strotzt. Dazu passt auch das patriotische Pathos, das just dann an die Oberfläche gespült wird, wenn der subjektive Perspektivenwechsel zugunsten einer linearen Erzählstruktur aufgegeben wird. Schade, dass Regisseur Pete Travis Kurosawas Meisterwerk anscheinend nicht bis zum Ende gesehen hat. Jürgen Belko

8 Blickwinkel - Vantage Point

USA 2007. Regie: Pete Travis. Mit Matthew Fox, Dennis Quaid, William Hurt, Sigourney Weaver, Forest Whitaker. Verleih: Sony. 90 Min.

Platt

Gleich zu Beginn lässt ein Pinguin seinen Blähungen freien Lauf: mitten in des Protagonisten Gesicht. Die "feine Klinge" wird sich durch den weiteren "Spannungsbogen" ziehen: Ein Britney Spears-Double etwa rasiert sich den Schädel, bevor es - ohne Unterwäsche - in den Tod gestoßen wird. Nach dem romantischen ("Date Movie") und dem gruseligen Genre (vier "Scary Movie"-Teile) wie auch einer Blockbuster-Parodie ("Fantastic Movie") ist es nun das ernste Speer- und Sandalen-Kino frei nach "300", über das Jason Friedberg und Aaron Seltzer kichern. Das Autoren- und mittlerweile auch Regieduo lebt seinen Hang zur Persiflage gewohntermaßen platt aus, ganz ohne klugen Witz und kritischen Geist. Dreizehn Spartaner stapfen, angeführt vom heroischen Leonidas, in ledernem Lendenschurz in den Krieg gegen die persischen Invasoren, die in Gestalt eines "Ghost Riders" oder Rocky daherkommen. Zwischendrin: zeitgeistige, aber geistlose TV-Popkulturseitenhiebe. Man lacht herzhaft über Reality-Shows wie "American Idol" und "Deal or No Deal". Es ist ein Feuerwerk des tiefen Gags. Einzig positiv: Nach nur 83 Minuten entlässt die filmische Geschmacksverwirrung ihre Gefangenen wieder in Freiheit. Immerhin. Nicole Albiez

MEINE FRAU, DIE SPARTANER UND ICH - Meet the Spartans

USA 2008. Regie: Jason Friedberg, Aaron Seltzer. Mit Sean Maguire, Carmen Electra. Verleih: Centfox. 83 Min.

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