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Falsches Heldentum

Das Tribunal - Hart's War

USA 2002. Regie: Gregory Hoblit. Mit Bruce Willis, Colin Farrell, Terrence Howard, Cole Hauser. Verleih: Twentieth Century Fox. 125 Min.

Dieser Film nach einem Roman von John Katzenbach würde eigentlich in eines jener amerikanischen TV-Programme gehören, in denen rund um die Uhr brave US-Boys deutsche Teufel eliminieren oder unter Vollbringung heldenhafter Taten aus dem Gefangenenlager fliehen. "Das Tribunal" ist ein Film aus dem Geist dieser Fließbandprodukte, deren Produzenten sich keinen Deut um historische Richtigkeit scheren.

Leutnant Thomas Hart (Colin Farrell) gerät in der Endphase des Krieges in einen deutschen Hinterhalt. Spannend. Fällt in einen Graben voll erschossener Zivilisten. Überhaupt nicht unwahrscheinlich. Wird von den Deutschen nackt in ein kaltes Verließ gesperrt, sagt aus, was sie wissen wollen. Verständlich. Erlebt die mörderische Intrige amerikanischer Mitgefangener gegen Schwarze. Erschütternd. Verteidigt einen Schwarzen in einem Prozeß nach US-Militärrecht vor der am ungewöhnlichen Spektakel interessierten, vollständig versammelten deutschen Mannschaft. Nicht besonders wahrscheinlich, aber möglich. Heldenhafter Ausbruch, Feuerzauber, Ende.

Ein amerikanischer Captain (Bruce Willis) stirbt als leuchtendes Vorbild, der deutsche Kommandant (Marcel Iuris) wird als machttrunkener Barbar gezeigt. Falsches Heldentum trieft von der Leinwand. Welch dümmlichen Geistes Kind dieser Film ist, zeigt sich schon in den ersten Minuten: Die Deutschen, denen Colin Farrell in die Falle geht, stecken in Ami-Uniformen. Da werden die Gegner der Wehrmachtausstellung vor Freude aufjohlen, denn gerade dies gehörte ja tatsächlich eher nicht zum deutschen Repertoire. So arbeitet die amerikanische Klischeefabrik den deutschen Geschichtsfälschern in die Hände. Die effektvolle Landschaftsfotografie ist nur ein schwacher Trost.

Hellmut Butterweck

Glückliche Amnesie

The Majestic

USA 2001. Regie: Frank Darabont. Mit Jim Carrey, Martin Landau, Laurie Holden, David Ogden Stiers. Verleih: Warner Bros. 152 Min.

Amerika der 50er-Jahren: Eine Zeit, in der Hollywood noch glänzte, sein Publikum bezauberte und Teil des amerikanischen Traumes war - andererseits aber auch in der berüchtigten McCarthy-Ära eine regelrechte Menschenhetze auf denunzierte Kommunisten stattfand. Peter Appleton (Jim Carrey) nascht als Drehbuchautor mit am großem Kuchen der Glanzzeit des amerikanischen Films - bis sein Name sich plötzlich auf der Schwarzen Liste Hollywoods findet und er seinen Job verliert. Daraufhin fährt er betrunken die Küstenstraße entlang, baut einen Unfall und verliert sein Gedächtnis. Ohne jegliche Erinnerung wird er am Strand einer Kleinstadt gefunden und man glaubt, in ihm den seit dem Weltkrieg vermissten Luke Trimble wiederzuerkennen. Er wird als Heimkehrer und Kriegsheld gefeiert - und zum Symbol der Hoffnung. Zwar weiß er selbst von all dem nichts mehr, doch lebt es sich recht gut als Luke mit einer hinreißenden Verlobten und einem rührendem Vater. Dieser nimmt seine Heimkehr' zum Anlass, das einzige Kino der Stadt - "The Majestic - wieder aufzubauen. Doch langsam kommt die Erinnerung zurück bis ein Plakat eines Filmes von Peter Appleton die ganze Wahrheit ans Licht bringt ...

Eine schöne Liebeserklärung an Hollywood, die alle Kriterien eines klassischen Filmes erfüllt: schmalzig, spannend, heldenmütig und traurig - bezaubernd!

Veronika Dolna

Zufällig kriminell

Verbrechen verführt -

High Heels & Low Lifes

GB 2001. Regie: Mel Smith. Mit Minnie Driver, Mary McCormack, Kevin McNally, Michael Gambon. Verleih: Buena Vista. 87 Min.

Das Genre "Gaunerkomödie" ist mit dem britischen Film "Verbrechen verführt" um ein Werk reicher. Zwei Freundinnen, die erfolglose Schauspielerin Shannon (Minnie Driver) und die brave Krankenschwester Frances (Mary McCormack) werden durch Zufall Zeuginnen eines Millioneneinbruchs. Um ein wenig Pfeffer in ihr eintöniges Leben zu bringen und nicht zuletzt um des lieben Geldes Willen erpressen sie die Gangster um den Profi Mason (Kevin McNally). Selbstverständlich geraten die beiden Amateurinnen damit in Teufels Küche, entwickeln aber beachtliche Energien, ersinnen aberwitzige Strategien und steigen am Ende - damit verrät man wohl kein Geheimnis - unbeschadet und schwerreich aus der Sache aus.

Ein nicht unspannender, unterhaltsamer Film, der ein beliebtes Schema - zwei "Buddies" geraten in kriminelle Machenschaften - insofern variiert, als dass es zwei Frauen sind, die sich gegen böse Gangster und nicht sonderlich beschlagene Polizisten behaupten müssen. Michael Kraßnitzer

(Fasten-)Zeit für Sex

40 Tage und 40 Nächte -

40 Days and 40 Nights

USA 2002. Regie: Michael Lehmann. Mit Josh Hartnett, Shannyn Sossamon, Paulo Costanzo, Adam Trese, Vinessa Shaw. Verleih: UIP, 96 Min.

Was denn als Sex macht den Lebensinhalt des Matt Sullivan aus? Was denn als Sex treibt den in der Blüte seiner Jugend und Lendenkraft stehenden Web-Designer durch die Tage (und Nächte)? Josh Harnett, 23-jähriger Jungstar, der in einem Blockbuster wie "Pearl Harbor" (2001) schon ebenso reüssiert hat wie im cineastischen Geheimtipp "The Virgin Suicides" (1999), gibt diesmal den triebgetriebenen Jüngling Matt, der im Laufe von "40 Tage und 40 Nächte" draufkommt: Sex ohne wirkliche Liebe ist doch nicht ganz das Wahre.

Diese - wahrlich nicht neue - Filmidee setzt Regisseur Michael Lehmann rasant und ganz auf Hauptdarsteller Harnett zugeschnitten in Szene. Das erste Problem dabei: Durch die Rasanz kommt im Filmleben des Matt Sullivan alles zu kurz - bis auf den Sex und das Gedankenwirrwarr darum. Die zweite Unsäglichkeit: antikatholische Klischees müssen für Klamauk herhalten: Matt, frustriert, weil ihn Freundin Nicole sitzen ließ, beschließt, in der gerade anbrechenden katholischen Fastenzeit, 40 Tage und Nächte lang keinen Sex zu haben und allen Fleischesbegierden zu entsagen.

Natürlich bleibt Matt in Gedanken der Wollust verpflichtet und lernt genau in der beischlaffreien Zeit überdies Erica (Shannyn Sossamon), die Liebe seines Lebens, kennen: Das Ende dieser Geschichte ist ebenso vorhersehbar wie die billigen Späßchen, die sich das Drehbuch mit Matts Bruder, dem katholischen Priester John, nach dem Motto: "Auch ein Zölibatärer kann nicht ohne das Dreibuchstabenwort existieren", erlaubt. Otto Friedrich

Filmtipp

the lost weekend

Anlässlich des 40. Geburtstags der "Viennale" und des 25-jährigen Bestehens der Wiener Stadtzeitung "Falter" feiert man vom 6. bis 9. Juni ein gemeinsames Fest: "the lost weekend". Ein vielfältiges Film- und Showprogramm lässt die Siebziger-, Achtziger- und Neunzigerjahre im Wiener Gartenbaukino (Parkring 12, 1010 Wien) Revue passieren. Informationen unter (01) 513 79 62 (täglich 15 Uhr 30 bis 21 Uhr 30), www.viennale.at und www.falter.at

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