Filmkunst abseits des Spielfilms

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Arnold, Tscherkassky, Brehm, Minck, Widrich & Co: Österreichs Avantgardefilmer genießen international einen hervorragenden Ruf.

Die filmische Avantgarde in Österreich gehört schon seit jeher zu den Aushängeschildern des heimischen Filmschaffens. Hier darf man sich trauen, was andernorts unpassend, vielleicht sogar verpönt ist. Ein Filmgenre ohne Grenzen in Gestaltung wie Inhalt, nicht kommerziell angelegt und stets darauf aus, unkonventionelle Wege zu beschreiten.

Österreich hat hier eine lange Tradition: Von Peter Kubelka oder Ferry Radax über Künstler, die sich vermehrt mit Video beschäftigten (Valie Export, Kurt Kren oder Peter Weibel) bis zu den jungen Avantgardisten wie Siegfried A. Fruhauf.

Verfremdung Hollywoods

Der Wiener Martin Arnold, Jahrgang 1959, beschäftigt sich in seinem Werk gerne mit der Verfremdung des klassischen Hollywood-Kinos. In seinem bekanntesten Film "Alone. Life Wastes Andy Hardy" (1998) demontierte der Künstler die Wohlklänge sentimentaler Hollywood-Musiken zu tierischen Brunftlauten. In "Deanimated" (2001) radierte er die Darsteller aus einem Hollywood-Film aus, solange, bis die Kamera nur mehr durch leere Dekors streift.

Peter Tscherkassky, 1958 in Wien geboren, erlangte international Bekanntheit durch Filme wie "tabula rasa" (1989) oder "Outer Space" (1999). Tscherkassky-Kenner Alexander Horwath, Direktor des Österreichischen Filmmuseums, sieht Tscherkasskys Arbeit "als Krisenwerk. Keine kraftvolle, unbekümmerte Ich-Behauptung, sondern eine Serie von Tastbewegungen auf hohem Reflexionsniveau, durchlässig für die aktuellen Diskurse".

Ein anderer angesehener Avantgardefilmer ist der 1947 geborene Linzer Dietmar Brehm, dessen Filme mit Wahrnehmung experimentieren. Seine "Perfekt"-Trilogie arbeitete Brehm vorwiegend nach der "Found Footage"Methode, in der bereits vorhandenes, fremdgedrehtes Filmmaterial zerschnitten und in neue Zusammenhänge gestellt wird. Brehm selbst überarbeitet auch seine fertig gestellten Filme, belässt Schäden, die beim Schnittprozess entstehen, um so den physischen Verfall des Materials sichtbar zu machen.

Der 28-jährige Siegfried A. Fruhauf wird heuer beim erstmals stattfindenden Festival "Crossing Europe" (4.bis 9. Mai in Linz, www.crossingeurope.at), das von Ex-Diagonale-Intendantin Christine Dollhofer geleitet wird, mit einem Spezialprogramm geehrt. Auch Fruhauf experimentiert mit Wahrnehmung und arbeitet mit Found-Footage. In "Höhenrausch" (1999) montierte Fruhauf zahllose Ansichtskarten von Bergketten zu einem eigenwilligen Heimatfilm.

Oscar-Nominierung

Mit Postkarten arbeitete auch Bady Minck, 1960 in Luxemburg geboren, deren Film "Im Anfang war der Blick" im April in die Kinos kommt. Darin montierte sie unzählige Postkarten zu einem ungewöhnlichen Österreich-Bild.

Der Salzburger Virgil Widrich, Jahrgang 1967, drehte die Kurzfilme "Copy Shop" (2001) und "Fast Film" (2003), die durch ihre innovative Machart unzählige Preise einheimsten. "Copy Shop" wurde 2002 gar für einen Oscar nominiert, "Fast Film" 2003 für eine Goldene Palme.

Der Wiener Filmverleih "Sixpack Film" kümmert sich in Österreich um die Verwertung all dieser und weiterer Avantgarde-Filme. Rund 480 Filme befinden sich auf der Verleihliste, doch Sixpack arbeitet vor allem daran, Filmkunstwerke bei den großen Festivals unterzubringen.

Infos: www.sixpackfilm.com

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