Frauen in der Grube

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Niki Caro präsentiert mit "Kaltes Land" ein Standard-Sozialdrama zum Thema sexuelle Belästigung.

Eine Minderheit wird benachteiligt. Einer von ihnen ist nicht länger bereit, dies hinzunehmen, und steht gegen die Mehrheit auf. Die anderen haben Angst, daher bleibt dieser Einzelne alleine in seinem Kampf. Die Situation scheint aussichtslos, bis ein leidenschaftlicher Anwalt unterstützend eingreift. Plötzlich wagen mehr Benachteiligte, sich zu beschweren. Ein Gericht entscheidet im Sinne der Minderheit. Alles wird gut.

Ob in John Grishams Thriller "The Rainmaker", in Stephen Soderberghs "Erin Brockovich" oder eben jetzt in Niki Caros "Kaltes Land": Der Kampf ums Recht ist im Film ein beliebtes Thema, egal ob die Opfer Schwarze, Kranke oder Frauen sind.

Nordminnesota, in den Achtziger Jahren: Nach dem Scheitern ihrer lieblosen Ehe wird Josey (Charlize Theron) Grubenarbeiterin, um ihre Kinder allein ernähren zu können. Sie kommt mit der harten Arbeit auch gut zurecht. Doch zwischen Eisenstaub und Grubenfahrzeug sind weibliche Bergarbeiter nicht gerade angesehen. Veränderung ist nicht beliebt in der Gegend, und die Arbeiterinnen nehmen den Männern die Jobs weg. Schließlich werden Josey und ihre Kolleginnen zu ständigen Opfern sexueller Belästigungen. Josey will das nicht hinnehmen, doch weder die Gewerkschaft noch die Bergbaugesellschaft sind bereit zu helfen, obwohl die Belästigungen immer schlimmer werden. Doch am Ende - siehe oben - wird trotzdem alles gut. Joseys Motivation ist die für gute Kino-Mütter einzig gültige: Sie tut alles nur für ihre Kinder.

Ihr Kampf scheint einige Monate zu dauern. Die wahren Begebenheiten, auf denen "Kaltes Land" basiert, zogen sich über mehrere Jahrzehnte hin und hatten viele Klagen und Gegenklagen zur Folge. Natürlich muss ein Spielfilm eine solche Story straffen und offenbar auch zwangsläufig eine einzelne Figur zur Märtyrerin erhöhen, mit der sich das Publikum identifizieren kann. Doch was die neuseeländische Regisseurin Niki Caro ("Whale Rider") hier macht, ist vor allem pathetisch und effekthascherisch.

Der kalte Norden Minnesotas und die grubenzernarbte Erdoberfläche wird von Kameramann Chris Mendes in großen Luftaufnahmen von fast grafischer Strenge eingefangen. Doch selbst diese brillante Ästhetik macht nicht wett, dass "Kaltes Land" eben nur ein weiteres Sozialdrama nach bekanntem Muster ist. Schade, die Arbeiterinnen hätten Besseres verdient.

KALTES LAND - North Country

USA 2005. Regie: Niki Caro. Mit Charlize Theron, Frances MacDormand, Woody Harrelson. Verleih: Warner. 126 Min.

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