Frieden, sonst knallt's!

Werbung
Werbung
Werbung

Thomas Vinterberg und Lars von Trier tischen mit "Dear Wendy" ein stilistisch glänzendes Drama auf, in dem Pazifisten zu den kultigen Klängen von "The Zombies" ihre Waffen anbeten.

Zwei der DOGMA-Gründer - die Vorzeige-Geister des Projekts, welches ausgiebig mit Reduktion flirtete - haben sich wieder zusammengetan. Nicht, um ein neuerliches Regelwerk aufzustellen, sondern um an einem gemeinsamen Filmprojekt zu wirken: Thomas Vinterberg ("Das Fest") inszeniert nach Worten von Lars von Trier ("Dogville"). Letzterer lässt es sich nicht nehmen, einmal mehr seine Amerika-Skepsis zu offenbaren und wirft seinen Blick auf eine ärmliche Bergarbeiterstadt im amerikanischen Südosten, wo eine Gruppe friedlicher junger Leute eine Obsession für Waffen entwickelt. Pazifisten mit Pistolen seien eine großartige Idee, findet Dick (Jamie Bell, "Billy Eliott") und gründet mit weiteren Außenseiter einen Geheimclub: die "Dandies", die ihre Waffen - ihre "Partner" - kultisch anbeten und selbst auferlegten Regeln zelebrieren. Eine davon ist: "Ziehe niemals deine Waffe". Bekanntermaßen sind Regeln dazu da, um gebrochen zu werden. Und alles läuft aus dem Ruder ...

Immer absurdere Geschehnisse und Wendungen tischen Vinterberg und von Trier im Verlauf des Dramas dem Zuschauer auf, wenn sie die Themen Macht, Manipulation und Waffenwahn diskutieren; wenn ein Hauch Wilder Westen in der Luft liegt und der jugendliche Geheimbund bitterer Ernst wird; wenn Cops blind um sich ballern. "Dear Wendy" vereint ein großartiges Cast und ist stilistisch eine reine Freude, Zeitlupe, Standbilder, Fotos, Zeichnungen kommen zum Einsatz, dazu Klänge der britischen Kultband "The Zombies" und - wie schon in "Dogville" und "Manderlay", inspiriert von "Barry Lyndon" - ein ironischer Off-Kommentar. Kameramann Anthony Dod Mantle fängt wie gehabt ("Dogville", "It's all about love") wunderbare Bilder ein. Durch die Entwicklung des Dramas - die Überhöhung und Abstrahierung - entwickelt es sich in Richtung Groteske; die zuerst klar und sensibel gezeichneten Charaktere wandeln sich zu Protagonisten eines Shooter-Games. Die Fantasie wiegt bei "Dear Wendy" schwerer als die Realität. Doch die Botschaft wirkt dennoch.

DEAR WENDY

DK/D/F/UK 2005. Regie: Thomas

Vinterberg. Drehbuch: Lars von Trier.

Mit Jamie Bell, Bill Pullman, Michael

Angarano, Danso Gordon.

Verleih: Polyfilm. 101 Min.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung